Die Maetresse bis Martini
Männer und Frauen um die Wette. Katharina hätte das als abgeschmackt bezeichnet. Er dachte schon wieder an sie und eine neue Welle Schmerz durchzog seinen Körper. Ungeduldig drehten sich einige Köpfe nach ihm um, Gemurmel kam auf und Schuhe scharrten aufgebracht über den abgetretenen Fußboden, weil er die Hochzeitsgesellschaft drei Stunden hatte warten lassen. Geschah ihnen nur Recht! Sein Vater sah ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen an, seine Mutter war kurz vor einer Ohnmacht und Friedhelm schnarchte mit halboffenem Mund auf seinem Stuhl. Franz, Otto und Sigismund sahen unglücklich aus. Vermissten sie seine Katharina ebenso sehr wie er? Die Stimmung war gedrückt, als ob ein Begräbnis anstand.
Vorne vor dem Altar wartete seine Braut in einem hellroten Kleid, das sie bleich erschienen ließ. Eine andere Farbe wäre vorteilhafter gewesen. Sie war sehr klein, hatte einen verkniffenen Mund und vorspringende Augen wie ein Frosch. Für die Hochzeit war sie angemalt wie eine Zuckertorte und trug ein schweres, protziges Diadem, das ihre gepuderte Perücke niederdrückte. Am schlimmsten waren ihre Hände: Stummelfinger, auf denen vier Ringe mit extragroßen Steinen steckten. Sie erinnerten ihn an Würste, die es frisch nach dem Schlachten gab. Und mit dieser Frau sollte er den Rest seines Lebens verheiratet sein?
Als die mächtige Orgel anfing zu tönen, war sein freies Leben vorüber. Er hatte es seinem Vater und Katharina versprochen. Also ergab er sich in sein Schicksal und schritt vor zum Altar – allein. Verschreckt sank Barbara vor ihm in die Knie und wäre fast ohnmächtig geworden, so finster sah er drein. Im letzten Moment stützten sie ihre Trauzeuginnen. Der Bischof begann mit salbungsvollen Worten und Karl wäre am liebsten sofort aufgestanden und hätte schreiend die Kirche verlassen. Verlogene Worte über die Heiligkeit der Ehe und die Pflicht, christliche Kinder in die Welt zu setzen. Hier saß er und musste heiraten. Ein Seitenblick bestätigte ihm, dass seine Ehefrau mehr an ihren zukünftigen Titel als an ihn dachte. Mit einem hinterhältigen Grinsen leckte sie sich die schmalen Lippen und stierte auf das Samtkissen mit den Eheringen, die Friedrich hatte anfertigen lassen: ein Traum in Gold und Weißgold. Hoffentlich war Barbara fruchtbar, dann hatte er seine Pflicht bald erfüllt. Denn ihr Körper, so eingeschnürt wie eine Wurst in ihre rote Haut, war alles andere als ansprechend. Dagegen Katharina-
Bereits nach seinem Ja-Wort fragte er sich, wie er aus diesem Schlamassel wieder herauskam. Mit dieser Frau an seiner Seite würde er niemals glücklich. Dafür war sie einfach zu dumm, weil sie drei Anläufe brauchte, um ihn den Ring an seinen Finger zu stecken. Außerdem stank sie nach Parfum, als ob sie sich noch nie gewaschen hätte. Widerlich! Nach der Trauung unterzeichneten sie die Papiere und er floh mit seinen Freunden gleich in den Saal, wo das gemeinsame Essen stattfand. Diesmal war die Hofgesellschaft geladen und die Küche tischte auf.
„Du musst höflicher zu ihr sein!“, mahnte Franz Karl, als der die Nase über den Körpergeruch seiner Frau rümpfte. „Jeder sieht, dass du sie nicht leiden kannst!“
„Sie ist ein Dorftrampel!“, zischte Karl seinem Freund ins Ohr.
„Mag sein, aber du hast Benehmen!“ Mit diesen Worten entfernte sich der junge Adelige und beobachtete, wie Karl seiner Frau gegenüber freundlicher wurde. Ob das half, die Ehe zu retten, die so schlecht begonnen hatte? Franz bezweifelte das. Jede Frau verlor gegen Katharina, die allen ans Herz gewachsen war. Eigentlich gehörte sie an Karls Seite mit ihrer Herzlichkeit und ihrer Anmut. Denn Barbara war nur jung, Schönheit und Klugheit waren ihr versagt geblieben. Obligatorisch führte Karl seine junge Frau nach dem Essen auf die Tanzfläche und fluchte innerlich, als diese sich wie ein Esel drehte. Keinerlei Taktgefühl! Dafür fraß sie für drei.
Schließlich zog er sich mit seinen Freunden in den Fechtsaal zurück und becherte dort reichlich. Er hatte einen großen Fehler gemacht, stellte Karl immer wieder fest. Selbst seine Freunde vermissten seine Mätresse, aber keiner wusste, wohin sie verschwunden war.
„Ich werde sie morgen suchen!“, versprach Sigismund. Auch Otto wollte sich auf die Such begeben und derjenige sein, der Katharina tot oder lebendig zu Karl zurückbrachte. Als Mitternacht näher kam, wurden die vier schweigsam. Die Hochzeitsnacht stand Karl bevor.
„Du willst wirklich?“,
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