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Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Chriffie
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dazu die notwendigen Verschönerungen. Denn nur einer wunderbaren Frau gewährte der Fürst alles.
    Zum ersten Mal seit Wochen stierte Karl ohne Wein zum Fenster in den Garten hinaus und dachte über sein Leben nach. Jeder Tag war trostlos und leer. Sieben Wochen hatte er nach ihr gesucht und keinen Hinweis gefunden. Weder Leni noch Reinhard, seine Freunde oder Bürger in Hochheim hatten etwas von Katharina gehört. Sie war wie eine Fee um Mitternacht verschwunden. Aber sie war ein Mensch und kein Fabelwesen und so musste es eine Spur geben. Er hatte zu oberflächlich gesucht.
    Er schloss ihr Zimmer auf und ging noch einmal alles ihre Sachen durch. Ihr Bett war unberührt, weil sie die letzte Nacht in seinem verbracht hatte. Auf dem Nachttisch stand eine Kerze. Unter ihrem Kopfkissen fand er ihr Lieblingsbuch, Ovids „Liebeskunst“, das sie oft gemeinsam gelesen und sich köstlich darüber amüsiert hatten. Auf der anderen Seite hatte er geschlafen. Unter seinem Kissen lag nichts. Die Kommode! Obenauf standen zwei Teller und eine Vase aus Porzellan, etwas angestaubt, weil niemand sauber machte. In den Schubladen lagen ihre Wäsche und Strümpfe. Was hatte sie angezogen, als sie verschwunden war? Er wühlte sich durch die feinen Stoffe und sog den Duft ein, der so typisch für sie gewesen war. Sie hatte Hemdchen und Korsetts gehabt, Nachthemden und Überröcke, ein Dutzend Seidenstrümpfe und zwei aus warmer Wolle. Ha! Da fehlte ein Paar. Der erste Anhaltspunkt. Er durchstöberte ihre Kleider, die auf einer Stange hinter dem Paravent hingen. Eines fehlte: das einfache, in dem sie zu ihm gekommen war. Wenn er richtig lag, hatte sie die Stiefel angezogen, die er ihr zum Reiten hatte anfertigen lassen, und den warmen braunen Umhang benutzt, der an ein Dienstmädchen erinnerte. Hastig ging er ihre Schuhe durch: die praktischen Stiefel fehlten. Das war die Lösung! Jeder im Haus hatte nach eine Dame von Stand gesucht. Da Katharina aber als einfaches Dienstmädchen getarnt vom Schloss gegangen war, hatte sie niemand wahrgenommen, weil an diesem Morgen wegen seiner Hochzeit so viel Trubel geherrscht hatte.
    Was hatte sie noch mitgenommen? Er ging die Bücher durch, die in dem schmalen Regal standen und noch auf dem Tisch vor dem Kamin lagen. Es waren alle da. Kamm, Haarnadeln, Bürste, Kämme und Bänder – alle vollzählig. Karl war sich sicher, dass Katharina etwas als Andenken mitgenommen hatte. Sie war sentimental und wollte sich bestimmt an ihn erinnern. Es musste etwas sein, was sie bequem tragen konnte, also etwas Leichtes, was wenig Platz einnahm, etwas Wichtiges, was sie mit ihm verband, etwas Einzigartiges. Wieder zog er seine Runde durch ihr Zimmer. Er fand keinen Hinweis. Als er zu verzweifeln begann, klopfte Reinhard an die Tür und brachte ihm den Kaffee herein. Kaffee? Netter Gedanke, aber Katharina hätte niemals eine Kanne mitgenommen oder einen Sack Bohnen. Der hätte sie mit seinem Duft verraten. Duft! Das war das Stichwort. Nach einem Schluck setzte Karl die Tasse ab und sah Katharinas Duftwässerchen durch: Alles da, keines fehlte. Verdammt! Er war sich so sicher gewesen.
    Enttäuscht schloss Karl ihr Zimmer wieder zu. Es war mühsam genug gewesen, einen Anhaltspunkt zu finden. Vielleicht fiel ihm in ein, zwei Tagen etwas ein. Doch die nächsten Wochen brachten ungeheure Arbeit mit sich, weil Schneefälle den Wäldern zusetzten und die Straßen unpassierbar waren. Zusammen mit seinem Vater organisierte Karl Lebensmittel und Waldarbeiter, die Schnee räumten und die umgestürzten Bäume entsorgten. Wenn er abends in sein Zimmer kam, war er so müde, dass er sofort einschlief. Erleichterung bracht erst das Tauwetter Anfang April, obwohl dadurch erste Hochwasser zwei Ortschaften überschwemmten. Wieder war Karl derjenige, der sich zu den Bauern und Bürgern begab. Auch wenn er hilflos vor den Zerstörungen stand, waren die Menschen allein für seine Anwesenheit dankbar und schöpften neuen Mut. Sie fühlten sich von ihrem Reichsritter geachtet und murrten nur über das schlechte Wetter.
    Kurz vor Ostern fand Karl einen Sonntag Zeit, wieder in Katharinas Zimmer zu suchen. Mittlerweile hatte Reinhard es putzen lassen, damit der gröbste Staub ferngehalten wurde. Wie Karl angeordnet hatte, lag alles am vertrauten Platz. Zwei Stunden zog er kontinuierlich seine Runde durch ihr Zimmer, suchte mit den Augen und den Händen ihre Sachen ab. Was hatte sie mitgenommen? Schließlich gab er auf. Das Rätsel war

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