Die Maetresse bis Martini
dass es schlief! Er hätte es gern auf den Arm genommen und es gespürt. Vielleicht morgen! Karl beugte sich über die Wiege und hauchte einen Kuss auf die Stirn seiner Tochter. Wie gut sie roch! Aber ihre Mutter roch besser.
Ein angehaltener Atem ließ ihn herumfahren und er starrte in ein vertrautes grünes Augenpaar. Katharina! Sie stand aufgebracht vor ihm, weil sein Anblick sie durcheinander brachte. Wie konnte er nur!
Sie war noch schöner als in der Kirche. Das dunkelgrüne Seidenkleid ließ ihre Haut weiß und ihre Augen grün leuchten. Zwischen ihren Brüsten funkelte sein Anhänger, den er ihr geschenkt und den sie bei ihrer Flucht mitgenommen hatte. Ihre Lippen waren geöffnet und er ahnte, dass sie ihn am liebsten angeschrieen hätte, es aber aus Rücksicht auf ihre Tochter unterließ. Als sie einen Schritt zurückging, entdeckte er die zweite Tür, durch die sie ins Zimmer gegangen war. Offenbar wollte sie mit ihm dorthin und er folgte ihr.
Karl war gereift und sah lebendiger aus, als sie ihn in Erinnerung hatte. Aber warum war er hier? Wie hatte er sie gefunden, wo sie sich doch so bemüht hatte, jede Spur zu verwischen? Wieder einmal hatte sie ihn unterschätzt. Ihr Fehler. Doch dieses Gefühl, ihn bei sich zu haben, war berauschend und sie wollte sich nur an ihm festkrallen und ihn anflehen, bei ihr zu bleiben. Wie lieb er zu seiner Tochter gewesen war! War er ihr böse, dass sie ihm verschwiegen hatte, schwanger zu sein? Mit jedem Schritt, den er näher kam, wurde ihre Angst größer. Um die Augen herum hatten sich erste Fältchen eingegraben und sein Mund war ernst geworden. Wo war der jugendliche Leichtsinn hin, den sie so an ihm liebte? Als sie wie zwei Tänzer im angrenzenden Raum eingetroffen waren, schloss er sie Tür hinter ihnen. Das war also ihr Studierzimmer, in dem sich in den fünf Regalen Bücher und Papiere türmten. Während er sich in einen Sessel setzte, goss sie zwei Tassen Kaffee ein, gab Zucker in seinen und reichte ihm eine. Sie setzte sich ihm anmutig gegenüber und trank einen Schluck aus ihrer Tasse. Er merkte, wie ihre Hände nervös zitterten, und handelte.
„Entschuldigt bitte, Fürstin, dass ich ungefragt die privaten Räume betreten habe.“
Katharina nahm noch einen Schluck Kaffee und antwortete nach einer Pause: „Wie habt Ihr Uns gefunden?“
„Es war ein anstrengendes Rätsel, aber eine Dame von Stand gab mir einen wichtigen Hinweis.“ Karl fand die plötzliche Röte in ihrem Gesicht bezaubernd.
„Ach, wie nett. Wir hoffen, die Dame ist wohlauf?“ Konversation!, dachte Katharina.
Doch Karl verlor endgültig die Geduld, trank hastig seine Tasse leer und stellte sie ab. Dann ging er vor ihr auf die Knie und sah zu ihr auf: „Verdammt, Katharina, lassen wir das Geplänkel! Ich habe dich ein Jahr lang gesucht. Jeden Tag habe ich an dich gedacht, von dir geträumt, dich vermisst. Warum bist du gegangen?“
Sie war von seiner plötzlichen Ehrlichkeit überrascht und stellte ihre Tasse ab. „Ich konnte nicht bleiben.“, flüsterte sie. „Deine Hochzeit zu sehen, hätte mir das Herz gebrochen.“
„Warum?“, fragte er eindringlich. „Hast du mich so gehasst, dass du vor mir weggelaufen bist? Weil ich dich gezwungen habe, für ein Jahr lang meine Mätresse zu sein?“
„Nein!“ Sie schüttelte den Kopf und krallte ihre Hände in seine Schultern, doch er rückte näher an sie und umschlang ihre Knie. „Ich habe mich in dich verliebt.“
„Und was ist mit dem Kind?“ Die Wahrheit musste ans Licht, sonst war er verloren.
„Das Kind?“, wiederholte sie und drückte ihre Fingernägel fest in den Stoff. „Das war meine Hoffnung, damit ich die nächsten Jahre ohne dich leben konnte. Karl, ich konnte nicht bleiben. Ich bin zehn Jahre älter als du.“
„Du wirst immer zehn Jahre älter bleiben. Aber das zählt nicht mehr für mich, Katharina. Ich wollte dich haben, als Siegespreis am Anfang, und habe mich in dich verliebt. Ich wollte, dass du bei mir bleibst und mich irgendwann so liebst, wie ich dich liebe. Ich hätte dich Kinder annehmen lassen, so viel du willst, nur um dich glücklich zu sehen. Es hat mir ein Jahr lang das Herz geblutet, dass ich dich nie wieder sehe und dir nicht sagen kann, wie sehr ich dich liebe.“
Ihr schossen Tränen in die Augen, als er ihr sein Herz öffnete.
Wie lange hatte sie darauf gewartet?
„Ich liebe dich auch, Karl.“, sagte sie leise.
„Darf ich bei dir bleiben?“, fragte er sie und hätten ihr am
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