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Die Maetresse bis Martini

Die Maetresse bis Martini

Titel: Die Maetresse bis Martini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Chriffie
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schwanger?“ Er brüllte die Worte fast.
    „Ja, Kerlchen, hast du denn überhaupt nichts gemerkt? Meine Güte, da wollen die Männer die Welt regieren und kriegen nicht einmal mit, wenn ihre Frauen ein Kind austragen. Sie ist doch deswegen gegangen. Hinten etwas höher, Lise!“
    „Wohin ist sie denn gegangen?“
    „Das weiß ich doch nicht, Karl. Sie ist deine Frau. Aber es gibt nur drei Möglichkeiten: entweder das Kloster Himmelspforten in Würzburg. Aber das nimmt keine Schwangeren auf. Dann könnte sie nach Coburg gegangen sein. Aber da hätte sie bestimmt einen Wagen gemietet.“
    „Und die dritte Möglichkeit?“ Karl beugte sich begierig zu Gertrud vor. Das Funkeln in den Augen der alten Dame war gefährlich.
    „Ich hätte an ihrer Stelle einen alten Mann geheiratet, der genügend Geld hat und unbedingt eine Frau braucht. Horch dich doch einmal um, wer von den umliegenden Kleinrittern hier im Spessart plötzlich eine Ehefrau und ein Kind hat. Kein Mann hätte dort nach einer Frau gesucht, du ja auch nicht. So, und jetzt geh! Ich will Katharina wieder hier am Hof haben.“ Sie entzog ihm die Hand, tätschelte kurz seine Wange und verlangte die Puderdose, weil sie sich heute zu bleich empfand. Frauen!
    Natürlich hatte Katharina diesen Weg gewählt! Warum war er Trottel nicht gleich zu seiner Tante gegangen und hatte sie um Rat gebeten? Schließlich war sie auch einmal jung gewesen und kannte sich in Liebesdingen aus. Reinhard hatte sein Pferd satteln lassen und so war er fröhlich pfeifend unterwegs. Zu seiner Erleichterung begleitete ihn Franz und im dritten Gasthaus hörte sie die unglaubliche Geschichte des Max von Grünentann-Spessartbogen, der im letzten Jahr eine wunderschöne Frau geheiratet hatte und wie durch ein Wunder eine Tochter gezeugt hatte. Leider war der gute Mann seit Anfang September tot. Wortlos gaben Franz und Karl ihren Pferden die Sporen, bis sie die winzige Reichsritterschaft erreicht hatten.
    In der Hauptstadt Grünentann mieteten sie sich unter falschem Namen in einem Gasthaus ein und durchstreiften die Gassen. Sie waren neugierig, was Katharina als Landesherrin bewirkt hatte. Da die Stadt etwas mehr als tausend Seelen hatte, war sie sehr übersichtlich. Überall wurde Katharina in den höchsten Tönen gelobt. Sie hatte für ein neues Steuersystem gesorgt, das wesentlich gerechter war als das vorherige. Zwei Manufakturen waren entstanden: eine für feine Möbel französischer Art und eine für Seidenraupenzucht, die wohl weniger erfolgreich lief. Die Straßen wurden Zug um Zug gepflastert und die Waisenkinder in zwei großen Instituten erzogen. Jeden Sonntag ging sie zur Kirche und selbst der Bischof, seines Zeichens ein treuer Sohn des Papstes, verglich sie mit der gütigen Madonna, was sie sich dann noch in der Predigt lauthals verbot. Dabei war sie die schönste Frau auf Gottes Erdboden, war Franz und Karl ein Grinsen entlockte. Beide kannte sie besser.
    Drei Tage später sah Karl Katharina zum ersten Mal wieder. Bevor er sich ihr nähern wollte, hatte er entschieden, sie zu beobachten. Es konnte ja sein, dass sie ihn vergessen hatte. Gegen ein Goldstück ließ ihn der Messner auf den schmalen Gang über der Empore, der bis zum Altar lief. Von dort hatte er einen ungehinderten Blick auf sie. Franz dagegen blieb im Gasthaus, weil er Cäcilie einen langen Brief schreiben wollte.
    In luftiger Höhe kauerte er sich zusammen und freute sich an ihrem Anblick, als sie die Kirche betrat und zu ihrem Platz vorne ging. Sie war noch schöner geworden. Ihr helles Haar war zu einer schlichten Frisur hochgesteckt und schimmerte golden im Kerzenlicht. Als er ihre roten Lippen sah, wollte er seine Hände um ihr Gesicht legen und sie bis zur Besinnungslosigkeit küssen. Sein Schmerz war verschwunden, aber die Sehnsucht, die ihn so lange heimgesucht hatte, drängte ihn, zu ihr zu gehen und um ihre Liebe zu betteln. Ihr Mantel war schlicht wie das Volk, aber mit einem Pelzbesatz geschmückt. Sie war eine Fürstin geworden, die mit Umsicht und Güte ihr Reich regierte. Ihre Tochter hatte sie wohl im Schloss gelassen, wo sie vor Zugluft sicher war.
    Die nächsten Tage schlich er morgens und abends wie ein Dieb vor dem kleinen Schloss herum. Sollte er um Audienz bitten? Sie hielt jeden Morgen eine Stunde lang Hof, so dass jeder sie mit seinen Problemen aufsuchen konnte. Nachmittags ging sie im angrenzenden Park eine Weile spazieren. Dabei begleitete sie jedoch ein Trupp von Sekretären und

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