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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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verschlossen, so dass es fremden Schiffen unmöglich war, heimlich in Akkon anzulegen.
    Die Stadt war eine faszinierende Mischung aus christlichem Aufbruch und arabischer Geschichte, ein Konglomerat von alter jüdischer Kultur, europäischem Rittertum und dem Einfluss der Sarazenen. Schade, dachte Karim, dass nicht einfach alles so bleiben kann, wie es ist. Denn im Gegensatz zu Friedrich hatte er wenig Vertrauen in die Verhandlungen zwischen Kaiser und Sultan und fürchtete, dass sie früher oder später erfolglos abgebrochen werden würden. Und dann käme es doch noch zum Krieg, und das kulturelle Miteinander in Akkon wäre beendet.
    Karim hätte gerne einen Blick auf die Stadt geworfen, die seine Gedanken so sehr beschäftigte, doch wenn er aus dem Fenster sah, lag vor seinen Augen lediglich der große Innenhof, in dem der Elefant sich immer noch lautstark Gehör verschaffte.
    »Wie ich sehe, lässt Euch der Elefant nicht los«, sagte Heinrich amüsiert.
    »Es ist nicht so sehr das Tier, das mich fesselt«, erwiderte Karim, der eine Gruppe Reiter sowie Männer, die eine Sänfte trugen, beobachtete. »Ich sehe die Eskorte des Emirs Fahr ed-Din, und ich frage mich, was der Diplomat des Sultans dieses Mal mitbringt.«
    Der Kaiser trat neben ihn. »Vermutet Ihr eine Kiste voller Gold?«
    »Auf jeden Fall ist das eine Überlegung wert.«
    »Karim, Ihr seid doch sonst ein kühler Denker. Der Sultan schickt nicht einfach schnödes Gold. Das würde mich auch sehr in Verlegenheit bringen. Schließlich kann ich nicht einen Kreuzzug gegen die Muslime mit deren eigenem Gold finanzieren.«
    Karim wertete den Humor des Kaisers als ein gutes Zeichen. Die Chancen, früher oder später siegreich aus dem Heiligen Land zurückzusegeln, waren also durchaus gegeben. Dieser Gedanke versetzte auch ihn in bessere Stimmung, und gemeinsam schlenderten sie in die große Halle, um den Emir und seine Begleitung zu empfangen.
    Die Männer tauschten die üblichen Höflichkeitsfloskeln, um sich dann an dem großen Tisch in der Halle niederzulassen. Die Diener brachten Früchte, Brot, gebratenen Fisch, der am Morgen erst gefangen worden war, und knusprige Hammelkeule. Es roch appetitlich nach Thymian und Rosmarin, und Karim stellte erstaunt fest, wie hungrig er war. Auf dem Tisch standen Karaffen mit Wasser und kühlem Wein.
    Das Gespräch drehte sich um Pferde und die Beizjagd. Keiner der Männer wäre so unhöflich gewesen, bei Tisch über die Höhen und Tiefen der Politik zu sprechen. Erst als die Speisen bis auf die Teller mit Datteln, Trauben und Granatäpfeln abgetragen waren, kamen die Männer zum Wesentlichen.
    »Ihr wisst«, begann Friedrich, »dass Wir nicht über das Meer gefahren sind, um Euer Land zu erobern. Wir haben Länder mehr als irgendein anderer Herrscher auf der Welt. Unsere Absicht ist es, die Stätten der Christenheit zu übernehmen. Im Gegenzug sollt Ihr Ruhe vor den Christen haben, und kein Blutstropfen eines Muslim soll vergossen werden.«
    Der Emir antwortete zunächst ausweichend. »Das ist sehr großmütig. Auch Sultan al-Kamil schickt mich, um Euch zu versichern, dass er ebenfalls kein Blutvergießen wünscht. Doch nicht alle Orte, die die Christen besetzt halten, sind Stätten Eurer Religion.«
    »Ist es nicht ein Zeichen großer politischer Klugheit, die Waffen schweigen zu lassen und Frieden mit Hilfe des Wortes zu schaffen?«
    Der Emir nickte. »Niemand wird Euch in diesem Punkt widersprechen. Und unter bestimmten Bedingungen ist auch der Sultan bereit, darüber nachzudenken.«
    Friedrich runzelte die Stirn. »Dann nennt Eure Bedingungen.«
    »Später. Heute sind wir nicht befugt, über Einzelheiten zu verhandeln. Heute ist ein Tag der Freude. Der Sultan al-Kamil, der Euch als gerechten und klugen Herrscher der Christen schätzt, sendet Euch ein Geschenk, von dem er hofft, dass es Euch große Freude bereitet.«
    »Noch ein Geschenk?«, erwiderte Friedrich. »Wir fühlen uns geehrt durch so viel Aufmerksamkeit.«
    Der Emir klatschte in die Hände, und die Männer, deren Ankunft Karim beobachtet hatte, schritten mit der Sänfte durch die Tür. Vorsichtig setzten sie ihre Last, die auf allen Seiten mit bestickten Seidenstoffen verhängt war, auf dem Boden ab.
    Karim sah verwundert, dass sich die große Tür der Halle ein zweites Mal öffnete und zwei ägyptische Musiker sowie mehrere verschleierte Tänzerinnen erschienen. Der Emir gab ein Zeichen, und die Musik begann. Die Frauen wiegten ihre Hüften im Rhythmus der

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