Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
Vom Netzwerk:
bekannt war. Hatte der Mann Bianca gesagt? Er setzte sich auf und lauschte mit angehaltenem Atem. Da, jetzt hatte er es ganz deutlich gehört.
    Der Mann warf sich hin und her und stöhnte: »Bianca.«
    Sofort sprang Heinrich auf, kniete sich neben den Engländer, ergriff seine Schultern und begann ihn heftig zu schütteln.
    »Wach auf. Nun mach schon. Komm zu dir.«
    Der Verletzte schwitzte stark und zitterte zugleich vor Kälte.
    Heinrich schlug ihm ins Gesicht. »Wach auf! Sieh mich an.«
    Endlich öffneten sich seine Augen, und der Engländer blickte verwirrt um sich. Heinrich war sich nicht sicher, ob der Mann überhaupt wusste, wo er sich befand und was mit ihm geschehen war. Doch auf den Zustand des Verletzten konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Er musste wissen, warum der Mann Biancas Namen erwähnt hatte. Und wenn er es aus dem Fiebernden herauszuprügeln hatte, selbst das würde er in Kauf nehmen. Denn falls es sich bei dieser Bianca um die Gräfin Lancia handelte, wäre seine schon verloren geglaubte Aufgabe doch nicht so aussichtslos. Heinrich glühte vor Aufregung.
    »Sprich mit mir«, herrschte er den englischen Ritter an. »Wer ist diese Bianca, von der du im Fieberwahn phantasierst?«
    »Was?«
    »Du hast einen Namen gesagt. Bianca. Wer ist das?«
    »Lasst mich.« Der Engländer wandte sich ab und schloss die Augen.
    »He, nicht einschlafen. Erst wirst du mir antworten.«
    Er riss den Ritter grob zu sich herum und starrte ihm beschwörend ins Gesicht. »Wer ist Bianca?«
    »Eine Pilgerin«, flüsterte der Engländer.
    Heinrich von Passau erstarrte. »Sprich weiter. Wo hast du sie getroffen?«
    »Gib mir Wasser.«
    »Später. Erst sagst du mir alles, was ich wissen will.«
    »Durst«, stöhnte der verletzte Ritter.
    Heinrich nahm einen Becher Wasser und ließ einen winzigen Tropfen auf die Lippen des Ritters fallen. Sofort erschien dessen Zunge und leckte die Flüssigkeit gierig auf.
    »Mehr.«
    »Erst wenn du mir von Bianca erzählt hast. Ich höre. Wo hast du sie getroffen?«
    »Auf dem Schiff.«
    »Auf welchem Schiff?«
    Der Engländer hatte Mühe zu sprechen. »Auf der Clara. Wir sind nach Famagusta gesegelt.«
    Heinrich ballte seine Hand zur Faust. Also war er Bianca dicht auf den Fersen gewesen. Warum zum Teufel hatte er sie nicht längst gefunden?
    »Gut«, begann er erneut. »Bianca war in Famagusta. War sie allein?«
    »Nein.«
    »Herrgott, Mann, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen. Wenn sie nicht allein war, wer war bei ihr?«
    »Ein Mann.«
    »Welcher Mann? Wie hieß er? Wie sah er aus?«
    »Auch ein Pilger.«
    »Sein Name.«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Hieß er Lorenzo?«
    »Kann sein. Und jetzt gib mir das Wasser.«
    »Wir sind noch nicht fertig.« Heinrichs Stimme war so hart wie die Schneide seines Schwerts. »Wo sind die beiden jetzt?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Dann denk nach.«
    Der Mann stöhnte und wand sich auf dem Boden.
    »Wasser.«
    »Denk nach. Wo sind Bianca und Lorenzo?«
    »Ich weiß es wirklich nicht. Wir haben sie verkauft.«
    »Was? Was habt ihr?«
    »Wir haben sie verkauft«, flüsterte der Verletzte. »An Sklavenhändler.«
    »Du Idiot.« Heinrich spürte, wie der Zorn in seinem Kopf einer Stichflamme gleich aufloderte. »Du blöder Idiot. Ich will es genau wissen. An wen habt ihr die beiden verkauft?«
    »Ich sage doch, an Händler. Auf dem Weg nach Damiette.«
    Abrupt ließ Heinrich den Engländer los, der sich auf seine Decke fallen ließ und dann hastig nach dem Becher Wasser tastete.
    »Wasser, gib mir das Wasser.«
    »Da hast du Wasser«, zischte Heinrich und schüttete dem Verletzten den Inhalt des Bechers ins Gesicht.
    Kein Wunder, dachte er, dass er und sein Begleiter die beiden Flüchtigen nicht gefunden hatten. Der Mann in Schwarz war berühmt dafür, jede Beute aufzuspüren, und doch hatte auch er versagt. Er grinste gehässig. Die schöne Bianca war also eine Sklavin. Dem Meistbietenden zugeteilt auf dem Markt in Damiette. Und ihr betrügerischer Falkner Lorenzo ebenso.
    Heinrich versuchte sein Wissen über das Schicksal ägyptischer Sklaven zu sammeln. Um den Falkner, entschied er, würde er sich nicht mehr kümmern müssen. Vermutlich war er längst tot, und außerdem galt Enzios Interesse ohnehin ausschließlich seiner Verlobten. Dass er Lorenzo verloren gab, würde ihm Graf Pucci verzeihen. Biancas Schicksal dagegen durfte er nicht aus den Augen verlieren.
    Da die Muslime eine schöne Frau zu schätzen wussten und es sich bei Bianca

Weitere Kostenlose Bücher