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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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Dienerin.«
    Eine erstaunliche Entwicklung, dachte Bianca. Gestern noch war ich nicht mal eine Frau, sondern eine Art Ding, das den Besitzer wechselt. Heute bin ich eine Dame, die über eine Magd verfügt. Aber da sie in ihrem Leben bereits gelernt hatte, wie schnell das Schicksal Pläne und Zukunft eines Menschen verändern kann, nahm sie diese Wendung zum Besseren dankbar hin, ohne sich weiter darüber den Kopf zu zerbrechen.
    Mit Katarinas Hilfe schlüpfte sie in das Kleid, aß ein paar Bissen von dem Brot und den Früchten, war aber viel zu aufgeregt, um wirklich Hunger zu haben.
    Warum wollte der Kaiser sie sehen? Was hatte er ihr zu sagen? Ihr Verstand riet ihr, vorsichtig zu sein und von dem Gespräch nicht zu viel zu erhoffen, aber ihr Gefühl sagte ihr, dass der Kaiser sie nicht weiter gefangen halten würde. Und wenn sie wirklich freikam, dann könnte sie daran denken, Lorenzos Schicksal zu erkunden, und mit viel Glück herausfinden, was mit ihm in Damiette und danach geschehen war.
    »Ihr seid wunderschön«, sagte Katarina und riss Bianca aus ihren Gedanken.
    »Danke. Du bist ein liebes Mädchen. Aber hinter mir liegt ein langer Weg, der, wie ich fürchte, Spuren hinterlassen hat.«
    »Nicht in Eurem Gesicht«, sagte die junge Magd.
    Bianca erwiderte nichts. Es hatte keinen Sinn, dem Mädchen traurige Geschichten zu erzählen, die ihm höchstens Alpträume bereiten würden.
    Erneut klopfte es an der Tür, und der Leibarzt des Kaisers trat ins Zimmer.
    »Verzeiht, wenn ich störe«, sagte Karim, »aber der Kaiser wünscht Euch zu sehen und hat es zu meiner Aufgabe gemacht, Euch zu begleiten.«
    Bianca nickte. »Gehen wir. Aber bei der Gelegenheit müsst Ihr mir erzählen, wieso Ihr mit dem Kaiser auf so vertrautem Fuße seid.« Sie hatte die Worte in aller Höflichkeit gesagt, aber dennoch war die Neugier, die aus ihnen sprach, überraschend und sogar ein klein bisschen ungebührlich. Sie sah den Anflug von Verwunderung in Karims Gesicht und musste lächeln. »Ihr seid erstaunt über meine Frage, nicht wahr? Ich entschuldige mich, wenn ich Euch zu nahe getreten bin. Es war nicht böse gemeint.«
    »Der Kaiser und ich sind alte Freunde«, erwiderte Karim. »Wir kennen uns seit unserer Jugend in Palermo.«
    Ein weiterer Punkt, der für den Kaiser sprach. Bei einem Mann, der über so viele Jahre seinem Jugendfreund treu war, durfte man zumindest einen beständigen Charakter erwarten.
    Karim warf Bianca einen prüfenden Blick zu.
    »Jetzt bin ich an der Reihe. Seid Ihr wirklich eine einfache Tuchmacherin?«
    »Nein«, seufzte Bianca. »Leider nicht.«
    »Also habt Ihr ein Geheimnis.«
    »Ja, aber müssen wir jetzt darüber sprechen?«
    Karim wurde einer Antwort enthoben, denn sie waren an einer Tür angelangt, die nur angelehnt war und die der Sarazene nach einem kurzen Klopfen aufschob.
    »Federico«, sagte er, »wir sind da.«
    Der Kaiser saß an einem Tisch und beendete eben einen Brief. Bianca wunderte sich, warum ein so vielbeschäftigter Mann wie Friedrich seine Korrespondenz selbst erledigte, aber der Kaiser kam ihr zuvor und beantwortete ihre unausgesprochene Frage.
    »Es ist ein sehr persönlicher Brief an den Emir Fahr ed-Din. Einer meiner Falken ist krank, und der Emir ist ein ausgewiesener Experte auf diesem Gebiet.«
    Der Kaiser hatte eine tiefe, angenehme Stimme, die, wie Bianca selbst erlebt hatte, Hunderte von Menschen zu aufmerksamen Zuhörern machen konnte. Sie vermochte ihren Blick nicht abzuwenden, obwohl sie wusste, dass dies als ein Zeichen von Ungehörigkeit gewertet werden musste, aber seine Augen strahlten eine Kraft aus, der sie nicht widerstehen konnte.
    Niemand sagte ein Wort, und Karim schaute verwundert von einem zum anderen und räusperte sich leise.
    »Gut«, begann der Kaiser, »vergessen Wir für einen Moment den Falken. Unser Freund Karim, den Ihr ja bereits in Brindisi getroffen habt, hat Uns berichtet, unter welch abenteuerlichen Umständen die Begegnung stattfand. Ein Mann versuchte Euch und Euren Begleiter zu überfallen.« Er sah Bianca an. »Haben Wir die Geschichte bis hierhin korrekt erzählt?« Als sie nickte, fuhr er fort: »Nachdem Karim den Angreifer vertrieben hatte, hat er ein paar Worte mit Euch gewechselt. Bei dieser Gelegenheit sagtet Ihr ihm, dass Ihr die Frau eines Tuchmachers seid und es sich bei Eurem Begleiter um Euren Bruder handle. Richtig?«
    »Ja, mein Kaiser«, flüsterte Bianca und spürte, wie die Scham über ihre Lügen ihre Wangen

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