Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
Vom Netzwerk:
Klänge, und der Kaiser warf Karim einen Blick zu, den nur ein Freund zu deuten vermochte. Er bestand aus einer Mischung aus Verwunderung und Belustigung und schien zu sagen: Was hat sich der Sultan dieses Mal ausgedacht?
    Die Musik klang anders als alles, was an den europäischen Fürstenhöfen gespielt wurde, war aber Friedrich mit seiner Begeisterung für die Kultur der Orientalen nicht unbekannt. Seine Augen glänzten, als die Frauen sich schneller und schneller im Takt drehten, die Hüften kreisen ließen und die Arme grazil über ihren Köpfen bewegten.
    Auf dem Höhepunkt des Tanzes brach die Musik abrupt ab, die Frauen eilten zur Sänfte, zogen die Vorhänge beiseite und öffneten die Tür. Heraus trat eine tief verschleierte Frau, die in den Händen ein Seidenkissen und darauf einen mit Edelsteinen besetzten Kasten trug. Sie näherte sich langsam dem Kaiser, verbeugte sich und reichte ihm das Kissen.
    Friedrich rührte sich nicht und starrte die elegante Gestalt an, deren Gesicht hinter dem Schleier nicht zu erkennen war.
    Der Emir räusperte sich. »Sultan al-Kamil sendet Euch dies als Beweis seiner tiefen Bewunderung. Alles, was Ihr vor Euch seht, gehört Euch.«
    Der Kaiser, der in dem Kasten weitere Geschmeide vermutete, blickte den Emir überrascht an.
    »Wie dürfen Wir Euch verstehen? Ihr sagtet, alles, was Wir sehen, gehöre Uns.«
    »So ist es. Der Kasten samt seiner Überbringerin.«
    »Der Sultan sendet Uns eine Frau?«
    »Nicht einfach eine Frau. Die außergewöhnlichste Blume aus seinem Harem.«
    Karim unterdrückte ein Grinsen. Erst ein Elefant, dann eine Haremsdame. Er bewunderte den Ideenreichtum des ägyptischen Herrschers. Auf jeden Fall war es ein nicht zu unterschätzender Gunstbeweis, den al-Kamil dem Kaiser zuteil werden ließ. Dennoch löste dieses zweifellos ungewöhnliche und kostbare Geschenk bei dem sonst eher ernsten Arzt eine gewisse Heiterkeit aus, die er sich allerdings nicht anmerken ließ.
    Aufmerksam beobachtete Karim die Reaktion des Kaisers, der den Reizen einer schönen Frau nie abgeneigt war. Doch Friedrich wirkte seltsam scheu, so als würde er es nicht wagen, sich der verschleierten Gestalt zu nähern. Die Frau hielt ihm Seidenkissen samt Edelsteinkasten auffordernd entgegen, und schließlich trat der Kaiser einen Schritt vor, ergriff das Kissen, stellte es zusammen mit dem Kasten auf den Tisch und wandte sich der verschleierten Dame zu.
    Langsam nahm sie den zarten Schleier in die Hände und hob ihn über Arme, Schultern und Kopf. Ihre Augen lächelten, als sie Friedrich ansah, doch nur einen Herzschlag später neigte sie den Kopf, verbeugte sich, und ihr Haar leuchtete wie flüssiges Gold.
    Karim zog vor Überraschung scharf die Luft ein, und unter diesem Geräusch zerbrach die andächtige Stille im Raum. Sowohl Friedrich als auch der Emir Fahr ed-Din wandten sich dem Leibarzt mit fragendem Blick zu.
    Der Sarazene fixierte die reich gekleidete Schönheit aus al-Kamils Harem, doch vor seinem inneren Auge sah er eine Pilgerin in Lumpen, die verzweifelt versuchte den deutschen Baron Heinrich von Passau abzuwehren. Er roch wieder die faulige Luft in Brindisi, und die Erinnerung an die Szene in der schmalen Gasse war so lebendig, als wäre der Überfall auf die Pilgerin und ihren Begleiter erst gestern passiert.
    Karim hörte, dass jemand seinen Namen rief, aber er konzentrierte sich ganz auf die blonde Frau, ging einen Schritt auf sie zu, streckte die Hand aus, als wollte er sie begrüßen, und flüsterte: »Bianca.«
    Friedrich fuhr herum. »Ihr kennt sie?«
    »Aber ja. Die schönste Pilgerin, die ich je gesehen habe. Und eine nicht sehr geschickte Lügnerin.«
    Bianca blickte den Sarazenen erschrocken an, entspannte sich aber ein wenig, als sie sah, dass er lächelte.
    Der Kaiser ließ Bianca nicht aus den Augen, ging auf sie zu und nahm ihre Hand.
    »Hat Unser Freund recht?«, fragte er. »Lautet dein Name Bianca?«
    Bianca nickte, ohne zu antworten.
    Der Emir, der dem Wortwechsel verwundert gefolgt war, war sich unschlüssig, ob er sich einmischen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Ganz offensichtlich war der Kaiser von dem Geschenk entzückt, und damit war der Auftrag des Sultans erfolgreich ausgeführt. Er fragte sich kurz, ob der Leibarzt des Kaisers diese Bianca näher kannte, als er zugab, andererseits war die Frage auch nur von nebensächlichem Interesse.
    Was auch immer der Kaiser mit der Dame vorhatte, blieb ihm überlassen. Und da der Emir inzwischen

Weitere Kostenlose Bücher