Die Maetresse des Kaisers
eine Seereise gefallen?«
Friedrich lachte. »Er hat wohl keinerlei Vetorecht. Doch ich verstehe Eure Bedenken. Oder habt Ihr Angst, der Koloss könnte das Schiff zum Kentern bringen?«
Schon lange hatte Karim den Kaiser nicht mehr so gelöst gesehen wie hier in Akkon. Als wären die Sorgen, die ihm Papst Gregor bereitete, wie durch ein Wunder von ihm abgefallen. Entweder, dachte er, hat die Anwesenheit im Heiligen Land doch einen heilsamen Einfluss auf einen Christenmenschen, oder es liegt an den anregenden Gesprächen mit dem Emir und an den klugen Briefen des Sultans. Auf jeden Fall genoss Heinrich die Korrespondenz und machte keinerlei Anstalten, die Verhandlungen abzubrechen, geschweige denn militärisch gegen den Sultan vorzugehen.
»Ich habe weniger Angst um das Schiff oder seine Besatzung als um den Elefanten selbst«, beantwortete Karim endlich die scherzhafte Frage des Kaisers. »Das arme Tier dürfte sich kaum wohl fühlen. Und wenn ich mir denn Sorgen mache, dann höchstens bei dem Gedanken, was der Sultan Euch wohl als Nächstes schenkt.«
»Wer weiß?«, sagte Friedrich lachend. »Einen Löwen? Einen Leoparden? Ihr seht, Karim, der Sultan hat noch viele Möglichkeiten, Euch in Angst und Schrecken zu versetzen.«
»Also sollten Eure Abgesandten schnell ein Ergebnis erzielen.«
»Warum so ungeduldig, Karim?«
»Der Arm des Papstes ist mächtig. Vergesst nicht, Ihr habt einen Kreuzzug versprochen und nicht eine politische Debatte.«
»Rom ist weit, Karim.«
»Schon, aber seit die Franziskanermönche im Auftrag des Papstes bekanntgemacht haben, dass Ihr aus der Kirche ausgestoßen seid, wächst in Eurem Heer der Widerstand und mehr und mehr die Gefolgschaft Gregors.«
»Ich habe das bedacht, vertraue aber auf Hermann von Salzas Geschick, eine Spaltung des Heeres zu verhindern.«
»Wie lange werden die Ritterorden noch hinter Euch stehen?«
»Zweifelt Ihr daran, Karim?«
»Ich zweifle nicht an Hermann von Salza. Aber bedenkt, mein Kaiser, dass der Papst erst kürzlich den Johannitern, den Templern und auch dem Deutschen Orden verboten hat, Euch zu folgen.«
»Ja, Gregor schießt quer, wo er kann.«
»Der Mann ist gefährlich, Federico.«
»Ihr habt ja recht, aber ich kann schlecht einen Krieg gegen den Papst führen. Und selbst Gregor wird Ruhe geben, wenn meine Verhandlungen mit dem Sultan erfolgreich sind.«
Karim war nicht überzeugt. »Glaubt mir, Federico, der Mann in Rom wird niemals nachgeben. Er ist verbittert, und er will Euch vernichten.«
»Nun, es wird ihm nicht gelingen. Und jetzt tut mir den Gefallen und beendet Euren Trübsinn. Ich erwarte eine Abordnung des Emirs mit neuen Nachrichten aus Nablus.«
Karim wusste aus Erfahrung, dass es sinnlos war, Friedrich in solchen Momenten zu widersprechen oder ihn sogar erneut mit düsteren Visionen über die Absichten des Papstes zu behelligen. Also lenkte er ein und nahm sich eine geschälte Mandel von dem fein ziselierten Messingteller.
Der Kaiser hatte in Hermann von Salzas Stadtresidenz Quartier genommen, das Heer lagerte vor den Toren Akkons in einer Zeltstadt. Eine Tagereise nördlich war ein Teil der Kreuzfahrer mit den Bauarbeiten der Burg Montfort beschäftigt, einer massiven Festung des Deutschen Ordens. Alles Ritter, die bereits vor über einem Jahr ins Heilige Land gesegelt waren und hier auf den Kaiser gewartet hatten.
Aber Montfort war weder vollendet, noch bot der angefangene Bau die nötige Bequemlichkeit für einen Herrscher wie Friedrich. Das Hospital der Johanniter, vor rund hundertfünfzig Jahren gegründet, hatte der Kaiser als Aufenthaltsort abgelehnt und sich für den Deutschen Orden entschieden. Angesichts der kaum verhohlenen Feindseligkeiten der Johanniter und Templer, nachdem Friedrichs Exkommunikation allgemein bekannt geworden war, eine verständliche Entscheidung.
Karim wunderte sich immer wieder, dass seit dem Abkommen von Damiette vor einigen Jahren in Akkon Christen, Juden und Muslime nebeneinander wohnen konnten, ohne sich unablässig zu bekriegen. Da die Stadt viele Jahrhunderte unter arabischer Herrschaft gestanden hatte, bis die ersten Kreuzritter kamen und Akkon für sich beanspruchten, wirkte dieser Hafen auch jetzt noch durch und durch orientalisch. Die Kaianlagen waren von einem ägyptischen Architekten aus Steindämmen und Sykomoren-Bohlen errichtet worden, lange bevor die ersten christlichen Schiffe hier anlegten. Der Hafen war immer weiter ausgebaut worden und wurde nachts mit Ketten
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