Die Maetresse des Kaisers
zweifellos um ein besonders erlesenes Exemplar handelte, vermutete Heinrich, dass sie Eigentum eines reichen Mannes geworden war. Möglicherweise lebte sie in einem Harem. Das würde die Suche nach ihr nicht erleichtern, aber dennoch hatte er neuen Mut geschöpft, seinen Auftrag letztlich doch noch auszuführen.
Auf jeden Fall, entschied er, musste er dem Mann in Schwarz unverzüglich eine Nachricht zukommen lassen. Er selbst konnte nicht zurück nach Limassol, zu groß war die Gefahr, dass Friedrich bereits mit seinem Gefolge dort angekommen war. Aber vielleicht gelang es ihm doch, die beiden anderen Engländer, von denen der Verletzte gesprochen hatte, aufzuspüren. Da die Männer für Geld offensichtlich alles taten, würde zumindest einer von ihnen auch bereit sein, eine Botschaft zu überbringen.
Ein Ritter im Fieberwahn kostete ihn allerdings zu viel Zeit. Er würde ohne den Verletzten reiten. Die Bäuerin konnte ihn pflegen und versuchen ihn so gut wie möglich am Leben zu erhalten. Falls das misslang, mussten sie sich Gottes Willen fügen.
Heinrich sah, dass der Mann wieder eingeschlafen war, und spürte selbst große Müdigkeit. Er streckte sich auf seiner Decke aus, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und dachte darüber nach, dass das Leben doch immer wieder mit überraschenden Spielzügen aufwartete. Er malte sich aus, wie die stolze Bianca einem Sarazenen zu Willen sein musste. Und diese Vorstellung erheiterte ihn dermaßen, dass er sogar dann noch lächelte, als er langsam in eine Traumwelt sank.
K arim schüttelte den Kopf, als er den Elefanten sah. Seit die kaiserliche Flotte in Akkon gelandet war und Friedrich unmittelbar nach dem feierlichen Empfang durch Hermann von Salza sowie den Abgesandten der Johanniter und Templer und zahlreichen Pilgern Verhandlungen mit dem Sultan al-Kamil aufgenommen hatte, trafen fast täglich Geschenke des ägyptischen Herrschers ein.
Auch Friedrich ließ seine Diplomaten mit wahren Reichtümern nach Nablus ziehen, wo sich der Sultan und sein Hofstaat seit einiger Zeit aufhielten. Der Kaiser schickte Edelsteine und die kostbarsten seiner Jagdfalken, der Sultan Rennkamele, Pferde und Geschmeide von unschätzbarem Wert.
Der Elefant, die jüngste Gabe des Ägypters, war angeblich der letzte im Besitz des Sultans und schon aus diesem Grund ein überaus kostbares Geschenk. Friedrich hatte geschmunzelt, als das riesige Tier seinen Rüssel hob und so laut trompetete, dass sich die christlichen Ritter erschrocken die Ohren zuhielten. Und Karim fragte sich, ob der Kaiser wohl so wagemutig sein würde, den Koloss zurück nach Foggia, seinem liebsten Regierungssitz, zu transportieren.
Vor drei Wochen waren sie in Famagusta aufgebrochen, nach einem bedenklichen Zwischenfall mit Johann von Ibelin, der sich geweigert hatte, den Kaiser zu begrüßen und, schlimmer noch, das Geld für das kaiserliche Kreuzfahrerheer herauszugeben, obwohl seine Stellung auf Zypern ihn dazu verpflichtete.
Friedrich hatte in seiner üblichen starrsinnigen Art reagiert und dem Alten von Beirut sogar mit einer Festnahme gedroht. Der war daraufhin bei Nacht und Nebel nach Nikosia geflohen und hatte sich in seiner Burg verschanzt.
Karim schätzte die Familie der Ibelins nicht besonders, die meisten ihrer männlichen Mitglieder waren ihm zu geld- und machtgierig, und dennoch war er der Meinung, dass der Kaiser den Streit mit Johann von Ibelin klüger hätte beilegen können. So war eine kaiserliche Reitertruppe unter Friedrichs persönlicher Führung den Ibelins nachgeeilt und hatte wertvolle Zeit mit zähen Verhandlungen in Nikosia verloren, bis der Alte von Beirut endlich nachgegeben hatte.
Und nun verhandelten sie schon wieder. Karim fürchtete, dass die Stimmung im Heer, ohnehin nicht die beste, kippen könnte, wenn sich die Gespräche weiter hinziehen würden. Die Ritter hatten viel auf sich genommen und wollten kämpfen. Aber der Kaiser hatte Gefallen an dem Abgesandten des Sultans, dem Emir Fahr ed-Din, gefunden und ließ sich zu keiner Entscheidung drängen.
Für den Kaiser verhandelte offiziell Thomas von Acerra, aber Friedrich, der seinem Freund Karim blind vertraute, besprach alle Einzelheiten mit dem Sarazenen.
»Ich sehe, Ihr haltet nichts von dem neuesten Mitglied meiner Menagerie?«, meinte Friedrich belustigt. »Euer Blick, Karim, sagt mehr als alle Worte des Korans.«
»Ich denke, dass der Sultan sehr großzügig ist«, erwiderte Karim diplomatisch, »aber wird dem Elefanten
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