Die Maetresse des Kaisers
schenkte ihr ein nachsichtiges Lächeln. »Wenn es um die Liebe geht, ist der Kaiser verschlossen wie die Kammer mit den Reichsinsignien. Und ob er eine mehr liebt als alle anderen, müsst Ihr schon selbst herausfinden.«
Inzwischen waren sie durch die Pferdeställe zu den Kamelen gekommen, die Bianca irgendwie an würdige alte Damen erinnerten. Ihre Kiefer mahlten unablässig, und ihre sanften Augen schimmerten immer ein bisschen feucht, als würde sie ein Kummer plagen, der sie zu Tränen rührte.
»Ihr wolltet mir von einer Aufgabe berichten«, wechselte sie das Thema.
»Wartet, bis wir bei den Volieren sind.«
Bianca warf ihm einen begeisterten Blick zu. »Soll ich die Pflege der Falken übernehmen?«
Karim wehrte lachend ab. »Davor bewahre mich Allah. Der Kaiser lässt mich einkerkern, wenn ich einer schönen Frau eine so aufwendige Arbeit übertrage. Aber die Aufgabe hat trotzdem etwas mit Falken zu tun.« Sie war so aufgeregt, dass er sie nicht länger auf die Folter spannen wollte. »Der Kaiser und ich arbeiten an einem Buch über Falken. Ihr könnt uns helfen.«
Sie starrte Karim sprachlos an. Das war mehr, als sie sich erträumt hatte. Aus einem Impuls der Dankbarkeit heraus legte sie Karim die Hand auf den Arm.
»Das ist wunderbar. Ihr habt mich sehr glücklich gemacht.«
»Dürfen auch Wir den Grund dieses Glücks erfahren?«
Bianca und Karim fuhren erschrocken herum und standen einem zornigen Kaiser gegenüber, der soeben von weiteren Verhandlungen aus Nablus zurückgekehrt war. Sand haftete auf seinem Umhang und sogar in den Falten seines Gesichts. Er wirkte erschöpft nach dem Ritt durch die Wüste, und Bianca erschrak, als sie sein hartes Lächeln sah.
»Verdient der Kaiser keine Antwort auf seine Frage?« Friedrichs Stimme klang anders als sonst, und selbst Karim wirkte verwirrt.
»Die Gräfin Lancia hatte den Wunsch geäußert, die Ställe zu sehen«, erklärte Karim.
»Ah«, sagte Friedrich, und Spott troff aus seinen Worten, »und deshalb ist sie in die Kleider eines Stallburschen geschlüpft?«
Bianca und Karim wechselten einen schnellen Blick.
»Ich habe Euch erzürnt, mein Kaiser«, begann Bianca. »Das tut mir leid. Aber ich habe die kostbaren Kleider abgelegt, um sie zu schonen. Wenn ich einen Fehler begangen habe, bitte ich um Verzeihung.«
»Wir haben noch keine Antwort auf Unsere Frage. Wie ist es Unserem Leibarzt gelungen, Euch glücklich zu machen?«
Karim übernahm es, dem Kaiser eine Erklärung zu geben. »Federico, ich habe der Gräfin Lancia von unserem Vorhaben erzählt, ein Buch über Falken zu verfassen, und die Gräfin gebeten, uns zu helfen. Das ist alles.«
Doch Karims Absicht, den Kaiser zu besänftigen, schlug fehl. Friedrichs blaue Augen waren eisig wie der Schnee in den Alpen und standen in seltsamem Gegensatz zu der Hitze des Tages.
»Lasst uns allein, Karim«, herrschte er seinen Freund an, der sich mit einer Verbeugung entfernte.
Bianca, blind für die Gefühle der Eifersucht, die sich in Friedrichs Augen spiegelten, suchte in seinem Antlitz nach einem Funken von Verständnis, entdeckte jedoch nur ungezügelten Zorn. Sie fühlte aufsteigende Tränen, war aber fest entschlossen, vor dem Kaiser nicht zu weinen. Sein Verhalten hatte sie bitter enttäuscht. In ihren Tagträumen war er ihr immer wie ein strahlender Ritter erschienen, schöner und herrlicher als Tristan, doch nun stand vor ihr ein wütender Mann aus Fleisch und Blut, der sie zu allem Überfluss ungerecht behandelte. Auf ihre romantischen Gefühle hatten seine Worte dieselbe Wirkung wie ein Guss kaltes Wasser. Am liebsten wäre sie davongelaufen, doch sie rührte sich nicht. Sie machte ihren Rücken gerade und wagte es, ihm direkt ins Gesicht zu sehen, und obwohl Friedrichs Augen funkelten, senkte sie den Blick nicht.
»Also«, begann der Kaiser, »was habt Ihr Uns zu sagen?«
»Nichts, mein Kaiser«, antwortete Bianca. »Es ist bereits alles gesagt, aber Ihr wollt es ja nicht hören.«
»Was soll das heißen?«
»Was ich sagen will, ist: Ihr urteilt vorschnell, und Euer Blick ist getrübt von Vorurteilen.«
»Wir wissen, was Wir gesehen haben.«
»Und was habt Ihr gesehen?«, fragte jetzt Bianca voller Zorn. Sie war noch nie eine Frau gewesen, die eine Ungerechtigkeit unwidersprochen hinnahm. »Ihr habt gesehen, dass sich eine Frau mit einer harmlosen freundschaftlichen Geste bei Eurem Leibarzt bedankt hat. Mehr nicht. Und jetzt möchte ich gehen.« Ohne seine Erlaubnis abzuwarten,
Weitere Kostenlose Bücher