Die Maetresse des Kaisers
drehte sich Bianca um und machte einen Schritt in die entgegengesetzte Richtung.
»Bleib.«
Bianca warf dem Kaiser über die Schulter einen Blick zu und ging weiter.
»Bianca, das ist ein Befehl.«
Sie blieb stehen, kam ihm aber nicht entgegen. Friedrich sah sie an, und sein Blick wurde weich.
»Du bist mutiger, als ich dachte«, sagte er, ging mit langen Schritten auf sie zu, riss sie in die Arme und flüsterte zärtlich: »Ich bitte dich, bleib.«
Bianca schmiegte sich an ihn und hielt ihn fest. Sie spürte, wie er ihr Haar küsste, ihre Schläfen, ihren Hals. Er murmelte Worte, die sie nicht verstehen konnte, aber sie wusste ohnehin, was er ihr sagen wollte. Friedrich liebte sie, er war verrückt nach ihr und sehnte sich nach ihrer Liebe.
Sie beugte den Kopf nach hinten und erwiderte seinen Kuss. Sie fühlte seine Lippen, seine Zunge, die tief in ihrem Mund versank. Seine Wangen waren rauh vom Sand und von den Bartstoppeln, die ihm im Laufe des Tages gewachsen waren. Sie klammerte sich an seine Schultern, spürte seine Muskeln unter ihren Händen und hörte, wie er ihren Namen flüsterte.
»Bianca, cara mia, du gehörst zu mir. Bleib bei mir. Für immer.«
Sie nickte und lachte und wollte tausendmal ja sagen, aber sie brachte die Worte nicht heraus, weil ihr zu viele Tränen des Glücks im Hals steckten.
Bianca wünschte sich, dass seine Küsse nie enden mögen, aber nach einer Weile schob er sie ein Stück von sich und sah sie an. Er nahm ihre Hand und küsste sie, und Bianca strich ihm scheu über die Wange.
»Federico«, sagte sie, »ich liebe dich mehr als mein Leben.«
Er schob ihr eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn und zog sie fest an sich.
»Du bist die schönste Frau der Welt. Und du gehörst mir.«
Er nahm erneut ihre Hand, und zusammen gingen sie über den Hof. Bianca errötete, als sie daran dachte, dass der Kaiser sie in aller Öffentlichkeit geküsst hatte, doch seltsamerweise war niemand zu sehen, alle Stallknechte und Diener schienen wie vom Erdboden verschluckt. Auch Karim konnte sie nicht entdecken. Es tat ihr leid, dass Friedrich so hart zu seinem besten Freund gesprochen hatte, doch nun wusste sie, dass es nichts als Eifersucht gewesen war, die den Kaiser kleinlich und ungerecht gemacht hatte.
Einen Wimpernschlag lang hatte sie Angst gehabt, als er zornig und kalt wie Eis vor ihnen stand. Doch nun hatte er sie gebeten, bei ihm zu bleiben. Und stumm gab sie ihm das Versprechen, ihr ganzes Leben an seiner Seite zu sein.
Vor der Tür zu den kaiserlichen Gemächern schickte Friedrich die Diener fort und zog Bianca über die Schwelle. Er küsste sie erst sanft, dann voller Leidenschaft, und sie spürte seine Hände überall auf ihrem Körper. Das ist die Liebe, dachte sie. Eine Liebe, die niemals enden wird und die sie ohne die Prüfungen und Gefahren, die hinter ihr lagen, nie gefunden hätte.
»Komm zu mir, ich will dich spüren«, flüsterte ihr der Kaiser ins Ohr, und Bianca folgte ihm in sein Bett.
Auf dem Gipfel der Lust hörte sie ihren Namen, aber sie konnte nicht antworten, denn sie fiel und fiel, und unter ihr brach die Erde zusammen.
D ie beiden Männer waren in Sidon an Land gegangen und näherten sich Akkon von Norden. Da sie möglichst wenig Aufsehen erregen wollten, reisten sie entweder in der Dämmerung oder am Tag in größeren Gruppen von Kaufleuten. Sie achteten akribisch darauf, nicht von einem Ritter der kaiserlichen Truppen erkannt zu werden und auch nicht von einem der Schwerter tragenden Mönche des Deutschen Ordens.
Sie hatten lange überlegt, ob sie es wagen konnten, nach Damiette zu segeln, um dort nach dem Verbleib der Gräfin Lancia zu forschen, diesen Plan dann aber verworfen. Es war zu gefährlich, jetzt in eine Stadt, die von den Muslimen kontrolliert wurde, zu reisen. Stattdessen hatten sie sich für die Gegend von Akkon entschieden. Jeder wusste, dass der Kaiser seit Wochen mit dem Sultan über einen möglichen Frieden im Heiligen Land verhandelte.
Sollte es dazu kommen – und die Zeichen standen günstig –, so würde das gesamte Kreuzfahrerheer an der Küste Palästinas Richtung Jaffa südlich ziehen, um dann ins Landesinnere nach Jerusalem abzubiegen, denn dies war die zentrale Stätte der Christenheit und Hauptstadt des Königreichs Jerusalem.
In der Masse der Ritter und Pilger aber würden die beiden Männer nicht weiter auffallen und hatten so die Möglichkeit, relativ sicher nach der Gräfin Lancia zu suchen. Heinrich von
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