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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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ihm einen Kräutertrank zu bringen. Ein schauerliches Gesöff, dunkel und bitter, das er kaum hinunterbrachte, aber dann doch für ein paar Tage Linderung verspürte.
    Mit Ausnahme von Giovanna und Lorenzo kümmerte sich niemand um ihn. Sein verkrüppelter Rücken, das verfilzte Haar und die stinkenden Lumpen, die er Tag für Tag trug, machten ihn einsam.
    Auch wenn ihm das Denken schwerfiel, so bemühte er sich jetzt doch, einen Sinn in Lorenzos ungewöhnlichem Verhalten zu finden. Noch nie hatte er gesehen, dass dieser den ungebärdigen Rappen der Gräfin Lancia gesattelt hatte. Lorenzo war Falkner, und zwar einer der besten. Die Pferdeställe betrat er nur selten.
    Pietro beschloss, sich auf die Suche nach Lorenzo zu machen, sobald er die stinkenden Kübel zum Burggraben gebracht hatte. Diese Aufgabe überließen die anderen grundsätzlich ihm. Keiner wollte die Eimer mit den übel riechenden Hinterlassenschaften der Ritter dorthin schleppen, wo auch der Abtritt der Grafenfamilie in das brackige Wasser mündete.
    Der Gestank wurde stärker, je näher er dem Graben kam. Pietro ließ sich trotzdem Zeit. Hier würde ihn niemand stören, und er gönnte sich regelmäßig ein paar Augenblicke der Muße, um seine müden Muskeln auszuruhen.
    Er kippte den Inhalt der beiden Kübel in die dunkle Brühe, setzte sich nicht weit vom Ufer ins Gras und starrte auf die mächtige Mauer, die nicht weit von ihm steil in die Höhe ragte. Gras wuchs hier und da auf den Steinen, auf einem Vorsprung hatten sich Vögel ein Nest gebaut. Im Graben entdeckte er Wellenbewegungen, die auf die Anwesenheit von Wasserratten schließen ließen. Ein Anblick, der ihn wie immer beruhigte.
    Er musste eingenickt sein, denn ein Geräusch ließ ihn aufschrecken. Ein wenig benommen rieb er sich die Augen und sah sich um. Da war es wieder, es kam aus dem Wasser.
    Pietro setzte sich auf und ließ seinen Blick langsam über den Graben gleiten. Noch hatte er nichts Ungewöhnliches entdeckt, aber er hörte es jetzt ganz deutlich – ein leises Plätschern, als ob etwas auf dem Wasser schaukeln würde.
    Da Pietro nicht zu den ängstlichen Menschen gehörte und sein beschränkter Geist selten Ausflüge in phantastische Träumereien unternahm, trat er furchtlos ans Ufer – und sah eine Hand.
    »Jesus, Maria und Josef.« Pietro machte unwillkürlich einen Schritt rückwärts, bekreuzigte sich und hätte fast das Gleichgewicht verloren, als er mit der Ferse über ein Grasbüschel strauchelte.
    In dem stinkenden Wasser schwamm ein Mensch. Rasch ließ sich Pietro auf die Knie nieder, kroch zum Rand des Grabens, ergriff die Hand und begann mit aller Kraft an dem Körper zu ziehen. Trotz seines verkrümmten Rückens war er ein kräftiger, muskulöser Mann, doch selbst er hatte Mühe, den massigen Körper aus dem Wasser zu heben. Der Mann war in einen Wandteppich gewickelt, seine Augen waren geschlossen, seine Haut unter dem Schmutz wachsweiß.
    »O Gott im Himmel, er ist tot«, jammerte Pietro und rollte den Mann durch das Gras, um ihn von dem Teppich zu befreien. Er rüttelte an den Schultern und drehte den leblosen Körper hin und her.
    Plötzlich nahm er erschrocken seine Hände von ihm. »Ein Dämon«, flüsterte er entsetzt. »Ein Dämon der Hölle.«
    Der Körper bewegte sich, begann zu husten, krampfhaft zu würgen und spie einen übel riechenden Schwall Wasser aus.
    Pietro wagte es nicht, den Mann noch einmal anzufassen, sprang auf die Füße und rannte, so schnell er konnte, davon.

A ls Bianca die Augen aufschlug, versank die Sonne hinter den Hügeln. Ein glühender Ball in Orange berührte erst zaghaft die Wipfel der Bäume, schien dann Äste und Blätter in Brand zu setzen, war kurze Zeit später hinter dem Horizont verschwunden und ließ die abendliche Landschaft in einem gedämpften Grau zurück.
    Bianca war jedes Mal fasziniert von dem Wechsel der Farben, von den Veränderungen des Lichts. Sie wusste, dass jetzt die Vögel aufhören würden zu singen, dafür aber die Jäger der Nacht erwachten. Nicht mehr lange, und sie würde den heiseren Schrei einer Eule hören, vielleicht das Heulen eines Wolfs.
    Sie hatte den größten Teil des Nachmittags geschlafen, und die Erschöpfung, die noch am Morgen wie Blei auf ihr gelastet hatte, war einer neuen Kraft gewichen.
    Den ganzen Tag waren sie ungehindert vorangekommen, dann hatten sie das Haus des Tuchmachers erreicht. Giovanna hatte sie gemeinsam mit Lorenzo auf verschwiegenen Wegen in einem großen Bogen

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