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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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dem Schrank.
    Die Zeit wurde knapp, durch das Fenster fiel das erste Licht des neuen Tages.

L orenzo warf dem Falken ein Stück rohes Fleisch zu, das der Vogel aus der Luft schnappte. Ein schönes Tier, dachte er bewundernd. Vornehm, stolz und über die Maßen klug. Dieser Falke war mit Abstand der beste Jäger, den Lorenzo je ausgebildet hatte. Ihm entkamen kein Fasan und auch kein Hase. Der Falke gehörte der Gräfin Lancia, und Lorenzo hatte strengen Befehl, ihn nur mit dem Besten zu versorgen.
    Wenn ein Falke neu abgerichtet wurde, gewöhnte Lorenzo ihn zuerst an die Anwesenheit eines Menschen. Immer wenn der Vogel gefüttert wurde, sang er ihm ein Lied vor, so dass das Tier den Klang der menschlichen Stimme allmählich mit dem Vorgang des Fütterns in Verbindung brachte. Der Falke bekam ein Hühnerbein oder Eier, die in Milch gekocht wurden. Meist fütterte Lorenzo zugleich auch die Hunde zu Füßen des Falken, denn die Tiere sollten sich aneinander gewöhnen. Bis ein Falke so abgerichtet war, dass er kleinere und größere Beuten jagen konnte, verging viel Zeit, und Lorenzo war stolz wie ein Vater, dessen Sohn ein guter Kämpfer geworden war, wenn seine Falken so weit waren, dass er mit ihnen auf der Faust ein Pferd besteigen konnte.
    In der Voliere roch es nach Fleisch und Aas. Lorenzo liebte diesen Geruch. Die Gitter der großen Vogelkäfige waren mit Greifen und Adlern verziert, schon vor vielen Jahren von kunstfertigen Schmieden geschaffen. Lorenzo polierte die Vogelfiguren, so gut es ging, doch die ehemals brillanten Arbeiten aus Eisen hatten Sonne, Regen und dem Schnee im Winter Tribut zollen müssen. Drei Falken lebten in der Voliere. Früher einmal waren es mehr als zehn gewesen. Biancas Vorfahren hatten die Vögel für die Jagd gezüchtet und beachtliche Erfolge erzielt.
    Lorenzo seufzte. Sein Herr, Graf Manfred, war kein großer Freund der kostbaren Vögel, ja, er vermutete sogar, dass sich Manfred vor ihnen fürchtete. Ein Gedanke, den er niemals und unter keinen Umständen aussprechen würde. Wie in jedem adligen Haushalt hatten auch in dieser Burg die Wände Ohren, und irgendein intriganter Ritter würde nicht zögern, dem Grafen von Lorenzos Respektlosigkeit zu erzählen. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Eingedenk Manfreds unberechenbarer Launen war sein Tod in diesem Fall eine sichere Sache. Und es würde kein leichter Tod sein. Er erinnerte sich mit Schrecken an die Leiden eines der Knechte, dem Manfred die Zunge herausschneiden ließ. Und das wegen eines weit geringeren Vergehens als der Vermutung, Graf Lancia könne sich vor einem Tier fürchten.
    Der Vogel hörte auf, kleine Fetzen aus dem Fleisch zu reißen, und drehte aufgeregt den Kopf. Lorenzo, der früh am Morgen die Falken immer allein versorgte, fragte sich, was das Tier gehört haben könnte, und sah von der Voliere hinüber zur Holzpforte, die in diesen ein wenig abgelegenen Teil der Burganlage führte. Er erwartete einen der Knechte und war umso erstaunter, als er seine Tante Giovanna entdeckte, die vorsichtig an einer Hecke entlangschlich. Lorenzo gab dem Falken den Rest seiner Morgenmahlzeit, schloss die Volierentür und lief Giovanna entgegen.
    »Tante Giovanna, um Gottes willen, was ist passiert? Ihr seid verletzt. Was ist mit Eurem Auge?«
    Giovanna legte den Zeigefinger auf die Lippen und bedeutete ihrem Neffen zu schweigen. Schnell zog sie ihn hinter ein dichtes Gebüsch und flüsterte: »Lorenzo, bitte stell jetzt keine Fragen. Ich erkläre dir alles später. Aber du musst uns helfen. Sofort!«
    »Uns?«
    »Bianca und mir.«
    Lorenzo erschrak. »Ist die Gräfin auch verwundet?«
    »Nein, nein«, beruhigte ihn Giovanna. »Aber wir müssen die Burg verlassen. Du bist der Einzige, der uns bei der Flucht helfen kann.«
    Lorenzo sah seine Tante eindringlich an. »Wovon redet Ihr? Warum müsst Ihr fliehen? Tante Giovanna, bitte, sagt mir, was geschehen ist.«
    »Dazu habe ich keine Zeit. Wir müssen schnell handeln. Bevor die Ritter ihren Rausch ausgeschlafen haben.«
    »Aber wie kann ich Euch helfen?«
    »Hör zu, das ist der Plan. Du sattelst drei Pferde, Biancas Rappen und die beiden braunen Stuten. Versteck unter deinen Kleidern zwei Säcke, damit ihr später Lebensmittel einpacken könnt. Nimm jetzt noch keine Vorräte mit. Komm mit den Pferden zum kleinen Tor an der Nordseite des Eingangs. Und beeil dich, die Zeit läuft uns davon.«
    »Für wen ist das dritte Pferd?«
    »Für dich. Du wirst uns

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