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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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Heimlichkeit von den Strapazen des Gefängnisses erholten. Wenn die Zeit gekommen war, würde er sie so weit einweihen, dass sie handeln konnten.
    Allerdings nicht in seine eigentlichen Pläne. Die waren so verwegen, dass er selbst zuweilen vor seinem eigenen Wagemut zurückschreckte. Aber dann dachte er wieder an seine tote Tochter Isabella und an den Kaiser und seine Mätresse, und der Hass durchfloss ihn wie die heiße Lava eines Vulkans.
    Isabellas Schicksal musste gesühnt und der Kaiser bestraft werden. Und wenn seine Mätresse dabei den Tod fand, so war dies nicht nur beabsichtigt, sondern auch zutiefst erwünscht.

S ie wussten nicht, wo man sie hingebracht hatte, und der Dominikanerpater, der die Verhöre führte, hatte ihnen den Namen der Stadt, in dem sich ihr Verlies befand, noch nicht verraten. Warum auch, es war nicht seine Sache, Antworten zu geben. Er stellte die Fragen, und gottlob hatte er dies bisher ohne Anwendung von Folter getan. Aber niemand konnte sagen, ob die Patres nicht schon morgen härtere Methoden für angebracht hielten.
    Doch auch ohne glühende Zangen litt Giovanna unsagbare Pein. Ihre wunden Füße hatten sich in dem dreckigen Verlies weiter entzündet, und mittlerweile konnte sie gar nicht mehr laufen. Sie riss Teile ihres Gewands in Streifen und wickelte diese um ihre Wunden. Und wenn sie an der Reihe war, befragt zu werden, kroch sie auf allen vieren über den feuchten Steinboden auf den Pater zu und flehte um einen Schemel, auf dem sie sitzen durfte. Manchmal gewährte er ihr die Bitte, manchmal nicht.
    »Was weißt du über die Lehre der Ketzer?«, fragte er sie zum wiederholten Mal.
    »Nichts, Pater.«
    »Bist du nicht durch das Land gezogen, um ketzerische Gedanken zu verbreiten?«
    »Nein, Pater.«
    »Warum bist du dann in der Gemeinschaft der Ketzer aufgegriffen worden?«
    »Ich habe sie begleitet.«
    »Also kennst du ihre Lehre.«
    »Es sind Menschen, Pater, die niemandem etwas zuleide tun.«
    »Glaubst du an Gott, den Vater, und seinen Sohn, Jesus Christus?«
    »Ich bin eine gute Christin.«
    »Du bist der Ketzerei verdächtig. Es sind Zeugen geladen, die das bestätigen können.«
    »Welche Zeugen?«
    »Namen tun hier nichts zur Sache.«
    »Wer behauptet, ich sei eine Ketzerin, der lügt.«
    »Warum sollten die anderen lügen und du nicht?«
    »Ich bin eine alte Frau, es war sicherer, in der Gruppe zu reisen.«
    »Du suchst den Schutz der Ketzer? Also kennst du auch ihre Lehre.«
    Giovanna stöhnte. »Ich kenne die Lehre der Albigenser nicht.«
    »Bekenne dich schuldig.«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Wenn du dich selbst anzeigst, bekommst du eine milde Strafe.«
    »Was heißt das?«
    »Kerker.«
    »Und wenn ich mich nicht schuldig bekenne?«
    »Dann droht dir der Tod durch das Feuer.«
    »Aber ich bin unschuldig.«
    »Du leugnest das Offensichtliche?«
    »Es ist nicht verboten, in einer Gruppe zu reisen.«
    »Es ist verboten, ketzerische Lehren zu verbreiten.«
    Giovanna schwieg. Sie drehten sich jetzt schon seit Stunden im Kreis, und sie fühlte sich müde und erschöpft. Sie brauchte Schlaf, was in dem Verlies, durch das die Schreie der Gefolterten hallten, fast nicht möglich war, aber die Gefangenen waren so entkräftet, dass ihnen selbst unter diesen Bedingungen die Augen zufielen.
    »Warum isst du kein Fleisch?«
    »Weil wir keines zur Verfügung hatten.«
    »Gibst du zu, dass deine Lehre dir den Genuss von Fleisch verbietet.«
    »Ich bin keine Ketzerin.«
    »Bekennst du dich schuldig?«
    »Nein, nein, nein.« Giovanna hielt sich ihre pochenden Schläfen. Ihr Inquisitor hatte sein Urteil längst gefällt, sie sah keine Möglichkeit, ihm zu entkommen, da er jeden ihrer Sätze verdrehte.
    »Hast du den Predigten der Ketzer gelauscht?«
    »Nein.«
    »Aber du gibst zu, dass sie welche gehalten haben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Du hast gehört, dass sie den Allerheiligsten Vater in Rom verunglimpft haben.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Sie haben es nicht getan?«
    »Ich habe es nicht gehört.«
    »Bekenne dich schuldig.«
    »Nein. Ich bin keine Ketzerin!«
    »Ich habe andere Aussagen.«
    »Ich bin müde.«
    »Wir sind noch nicht fertig.« Da sie schwieg, fuhr der Dominikaner fort: »Glaubst du an die Erlösung durch den Tod?«
    »Wie werden alle vor unseren Schöpfer treten müssen.«
    »Ist das Leben nur die Vorbereitung und der Tod das wahre Leben?«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Hast du gehungert, um schneller Erlösung zu finden, und damit eine Sünde wider die

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