Die Maetresse des Kaisers
über die Pläne, die er offenbar schon gefasst hatte.
»Ich weiß, und das macht es nicht leichter. Aber er hat wieder und wieder gegen meine Wünsche, Aufforderungen, ja, sogar Befehle verstoßen. Nun wünscht dieser Tor Agnes von Böhmen zu heiraten, obwohl er bereits eine Ehefrau hat. Wie dumm darf ein König sein?«
»Wasch ihm den Kopf.«
»Ach, Bianca, damit wird es nicht getan sein. Die Österreicher sind in Aufruhr, die Bayern sind seine Feinde, Abt Konrad hat versucht zu vermitteln, doch im Reich brodelt es. Ich fürchte, Heinrich kann nicht länger König sein.«
»Du willst ihn absetzen?«
»Mir wird nichts anderes übrigbleiben.«
»Und wer soll König werden?«
»Konrad.«
»Konrad? Bist du von Sinnen? Er ist vier.«
»Herrgott, Bianca, ich sage doch nicht, dass es schon morgen dazu kommt.«
»Und wie viel Zeit willst du deinem zweiten Sohn geben? Ein Jahr, zwei, drei? Dann ist er immer noch ein Kind. Mach doch denselben Fehler nicht zweimal. Auch Heinrich ist viel zu früh König geworden.«
»Ich habe aber keine andere Wahl. Ich brauche in Deutschland einen Stellvertreter, und das kann allenfalls mein Sohn sein. Wenn Heinrich abgesetzt wird, bleibt nur Konrad.«
»Ich verstehe dich nicht. Du bist ein wundervoller Vater, aber du opferst deine Söhne deinem Machtstreben.«
»Ich bin zu müde, um mit dir darüber zu streiten, was ein Kaiser tun muss und was nicht. Jedes meiner Kinder wird darauf vorbereitet, zu herrschen.«
»Aber nicht Konstanze.«
»Auch Konstanze. Sie wird eine fähige Königin.«
»Nicht, wenn ich es verhindern kann.«
Er funkelte sie an, doch Bianca hielt seinem Blick stand. Friedrich atmete tief durch.
»Konstanze hat nun mal den Kaiser zum Vater und nicht irgendeinen kleinen Landgrafen. Bedenke das, bevor du schnelle Entschlüsse fasst. Und auch wenn sie nicht einer meiner Ehen entstammt, bekommt sie dennoch die Erziehung, die meiner Tochter zusteht.«
Bianca lenkte ein.
»Federico, ich weiß, dass du deine Kinder liebst, ich sehe es jeden Tag, wie sehr du Konstanze anbetest. Ich bin sicher, du willst nur das Beste für sie. Aber vergiss nicht, dass es Kinder sind. Sie sind noch nicht in der Lage, über ihre Zukunft zu bestimmen, und es fehlt ihnen die Fähigkeit zu klugen und weisen Entscheidungen. Und deshalb sind Kinder schlechte Könige.«
»Aus dir spricht eine liebende Mutter, aber keine Kaiserin.«
Bianca schwieg verletzt. Dass sie nicht Kaiserin war, musste er ihr nicht vorwerfen. Es war seine Sache, ihr lockeres Verhältnis zu einem offiziellen zu machen.
Aber dass sie und Friedrich heiraten könnten, war bisher kein Thema zwischen ihnen gewesen. Sie hatte es sich in ihren geheimsten Träumen oft ersehnt, aber nie gewagt, vor ihm von Heirat zu sprechen. Sie hielt es für unter ihrer Würde, das Gespräch darauf zu bringen, und da Friedrich diesen Punkt immer sorgfältig ausgeklammert hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als mit dem Status quo zu leben. Das gab ihm aber noch lange nicht das Recht, über sie zu urteilen.
Sie hatte sich so sehr auf diesen Abend gefreut, und nun drohte er in Streit zu enden. Bianca spürte, dass Friedrich innerlich vor ihr zurückwich. Ihre Einwände waren nicht als Kritik gemeint gewesen, und sie hatte nicht geahnt, wie empfindlich er auf ihre Parteinahme für Heinrich und Konrad reagieren würde.
Sie stand auf, ging zu ihm und legte die Arme um seine Schultern. Friedrich fasste sie um die Taille und lehnte seinen Kopf gegen ihren Busen.
»Es tut gut, dass du bei mir bist, cara mia«, raunte er. »Manchmal muss der Verstand etwas entscheiden, was das Herz nicht will.«
Sie hielt ihn fest und strich ihm sanft über das Haar.
»Ich werde immer bei dir sein, Liebster.«
Er zog sie auf seinen Schoß und küsste sie. Erst zärtlich, dann voller Verlangen.
»Verlass mich nicht, Bianca. Ich brauche dich so sehr.«
»Ich liebe dich, Federico. Komm, lass uns schlafen gehen.«
»Ich kann nicht, Liebste. Abt Konrad wartet auf mich. Wir reiten heute Nacht noch nach Foggia.«
»Wann kommst du zurück?«
»Ich weiß es nicht. Ich muss nach Norden, Heinrich entgegenreisen. Wenn er jetzt nicht kommt, ist sein Schicksal besiegelt.« Er küsste ihr die Tränen von den Wangen. »Weine nicht, cara mia. In ein paar Wochen bin ich wieder da. Und ich verspreche dir, dass wir dann mehr Zeit miteinander verbringen.«
Sie nickte, denn der Tränenkloß in ihrem Hals hinderte sie am Sprechen.
»Ich warte auf dich«, flüsterte
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