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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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schnaubte Karim verächtlich. »Es gibt keine Gegenmittel. Das Einzige, was ich habe, sind Heliotropium und Gelber Enzian. Aber oft ist das Fieber stärker.«
    »Heliotropium muss helfen. Ich habe keine andere Wahl. Ich kann nicht mehr zurück.«
    »Und Eure Männer?«, fragte Karim, dem trotz der Hitze kalt vor Angst war.
    »Ab morgen beginnen wir mit dem Einschiffen. Ein Teil des Heeres soll voraussegeln. Ein Teil bleibt hier und wartet zusammen mit mir auf den Landgrafen von Thüringen. Ich habe entschieden, dass Ludwig mein Stellvertreter auf diesem Kreuzzug sein soll.«
    Karim verbeugte sich. »Wie Ihr befehlt, mein Kaiser.«
    Friedrich sah ihm nach, als Karim das Zelt verließ. Er schätzte den Sarazenen zu sehr, um dessen Sorge nicht ernst zu nehmen. Dieses verdammte Fieber. Er verfluchte die schwülheißen Feuchtgebiete, aus denen Tod und Fäulnis krochen. Aber er würde Brindisi jetzt nicht verlassen. Er war kein Mann, der sich versteckte, nicht vor Feinden aus Fleisch und Blut und auch nicht vor heimtückischen Fieberattacken.
    Weder der Kaiser noch sein politisches Alter Ego Hermann von Salza, Hochmeister des Deutschen Ordens, hatten mit einer so großen Zahl von Kreuzfahrern gerechnet. Beide waren sie davon ausgegangen, dass die Abenteurer und Söldner unter den Rittern, die, die für jeden Feldzug zu kaufen waren, im Languedoc gegen die Albigenser kämpften. Seit achtzehn Jahren herrschte dort am Rande der Pyrenäen ein Krieg zwischen der Kirche und dem französischen König auf der einen Seite und den Grafen von Toulouse und den Ketzern auf der anderen.
    Friedrich wusste, dass es zu spät zum Umkehren war. Die Ritter und Pilger, die mit ihm ins Heiligen Land ziehen wollten, waren nun mal hier, und es war seine Pflicht, sie sicher über das Meer zu bringen. Er brauchte dieses große Heer nicht, und wenn er ehrlich war, war es ihm fast lästig. Er hegte andere – geheime – Pläne.
    Friedrich lächelte leicht, als er zum wiederholten Mal seine Idee im Kopf durchspielte. Dass er ein gefährliches Spiel wagte, war ihm klar. Doch es war genial, mutig und unerhört. Niemand, nicht einmal Karim, wusste davon. Aber wenn der Plan gelang, dann würde er, Federico, für alle Zeiten in die Geschichte eingehen. Als der erste Heerführer, der das Heilige Land erobert hatte, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen.
    Friedrich kehrte an seinen Arbeitstisch zurück, auf dem das Schreiben des Papstes lag. Er sprach den letzten Satz der unverhüllten Warnung Seiner Heiligkeit leise mit: »Euer Geist wird geschwächt, wenn Ihr der Sklave Eurer Sinne seid.«
    Nicht schlecht gezielt, dachte Friedrich, aber trotzdem nicht getroffen. Er beschloss, Papst Gregor zu antworten, nur nicht ganz so demütig, wie Karim es ihm empfohlen hatte. Rhetorisch und stilistisch war er dem Oberhaupt der Kirche ebenbürtig. Friedrichs Zuversicht wuchs, je mehr er darüber nachdachte, wie er den Papst mit den Waffen des Wortes schlagen könne. Der leisen Stimme in seinem Inneren, die ihn vor den Unwägbarkeiten des Schicksals warnte, befahl er zu schweigen.

D er Mann in Schwarz beobachtete das Haus des Tuchmachers, bis er sicher war, dass sich außer Emilios Frau niemand darin befand. Verächtlich schweifte sein Blick über die schmucklosen Mauern des Hauses, und angewidert rümpfte er die Nase. Es roch nach Armut, Beschränktheit und Mittelmäßigkeit. Lautlos schlich er zur hinteren Seite des Gebäudes. Die Tür vom Hof ins Innere war nicht verschlossen, aber selbst wenn Emilios Frau sie verriegelt hätte, wäre der Mann nicht aufzuhalten gewesen.
    Er war ein Dieb, wie so oft unterwegs im Auftrag seines Herrn. Diesmal allerdings nicht, um zu stehlen. Seine Mission im Haus des Tuchmachers zielte weder auf kostbare Edelsteine noch auf wertvolle Goldstücke. Die Beute, die sein Herr von ihm erwartete und für die er – wie immer – großzügig entlohnt werden würde, waren Informationen.
    Der Mann war sich darüber im Klaren, dass man ihm das, was er wissen wollte, nicht freiwillig verraten würde. Dies war auch der Grund, warum er sich an Emilios Frau halten würde – sie war das schwächste Glied in der Kette, dasjenige, das sich am leichtesten zerbrechen ließ.
    Er schloss langsam die Tür hinter sich und wartete, bis sich seine Augen nach dem hellen Sonnenlicht an den schattigen Raum gewöhnt hatten. Die Frau des Tuchmachers drehte ihm den Rücken zu und knetete Mehl und Wasser zu einem Teig, wobei sie leise vor sich hin summte. Der

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