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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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niedergestochen? Lieber Graf Lancia, macht Euch keine Sorgen, ich werde es ganz sicher herausfinden.« Heinrich von Passau wandte sich zum Gehen. »Eine letzte Frage, Graf Lancia. Hat Eure Schwester irgendwo eine Zuflucht? Ein Kloster? Eine Freundin?« Er zögerte einen Moment. »Einen Liebhaber?«
    Manfred spürte, wie sein Zorn aufs Neue anwuchs. Dieser deutsche Ritter hielt ihn und seine Familie offensichtlich für völlig ehrlos. »Seht Euch vor, was Ihr sagt«, zischte er. »Noch wissen wir nicht, was passiert ist. Meine Schwester zu suchen ist meine Sache.«
    Heinrichs Lächeln gefror auf der Stelle. »Und meine Sache ist es, den Grafen zu rächen«, erwiderte er. »Ich werde Bianca folgen, wenn es sein muss, bis ans Ende der Welt. Und ich verspreche Euch, ich werde sie finden.« Er ging zur Tür, drehte sich aber ein letztes Mal um. »Bei uns im Norden macht man mit ungehorsamen Frauen kurzen Prozess.«
    Und auf Manfreds fragenden Blick hin fügte er hinzu: »Man schneidet ihnen die Nase ab.«

D er Kaiser aß eine hauchdünne Scheibe Schinken und milderte den herben Geschmack mit einem Stück zuckersüßer Melone. Auf einem Teller vor ihm lagen Nüsse und Mandeln, frische Melonen und Feigen. Er saß auf einem Hocker, der mit blutroter Seide bespannt und mit goldenen Ornamenten bestickt war. Zu seinen Füßen lagen Teppiche in leuchtenden Farben, die Innenwände seines Zelts glichen den Gobelins in seinem Palast.
    Friedrich hielt ein Glas in der Hand, dessen kunstfertiger Schliff jeden Handwerker jenseits der Alpen überfordert hätte. Niemand in Europa konnte Gläser dieser Art herstellen. Er hatte sie bei einem Sarazenen gekauft, und der wiederum bezog seine kostbare Ware aus Ägypten. Der Kaiser drehte das Glas zwischen seinen Fingern und beobachtete, wie sich das Licht veränderte, wenn es das Glas durchdrang.
    In seinem Zelt war es unerträglich heiß, aber die Kapriolen des Wetters ließen Friedrich für gewöhnlich unbeeindruckt. Er war seit seiner Kindheit die glühenden sizilianischen Sommer gewohnt, er war bei Eis und Schnee über die Alpen gezogen und musste, da der Herzog von Meran den Brenner blockiert hatte, über gefährliche, kaum benutzte Passwege ausweichen. Auf seiner Reise ins Deutsche Reich hatte er mehr als einmal sein Leben riskiert und in dünner Luft ungeahnte Strapazen überstanden. Er hatte im Sommer seine helle Haut in der Sonne verbrannt und im Winter Frostbeulen an den Füßen bekommen. Doch sein Leibarzt Karim an-Nasir hatte es bisher immer auf wundersame Weise verstanden, alle Verletzungen zu heilen.
    Friedrich knabberte nachdenklich an einer Mandel und las die Worte Seiner Heiligkeit Papst Gregors  IX . ein zweites Mal.
    »Gott hat Euch die Gabe der Wissenschaft und der vollkommenen Vorstellungskraft verliehen, und die ganze Christenheit folgt Euch«, stand auf dem Pergament. »Hütet Euch, dass Ihr Euren Geist, den Ihr mit den Engeln gemein habt, nicht tiefer als Eure Sinne stellt, die Ihr mit den Tieren und Pflanzen gemein habt. Euer Geist wird geschwächt, wenn Ihr der Sklave Eurer Sinne seid.«
    »Was glaubt Ihr, Karim«, fragte Friedrich seinen arabischen Freund, der in diesem Moment das Zelt betrat, »ist das eine Drohung oder eine Warnung?«
    »Ich fürchte, mein Kaiser, das Oberhaupt Eurer Kirche nimmt Anstoß an Eurem Lebenswandel.«
    »Ihr glaubt, der Papst missbilligt meine Liebe zu den Sarazeninnen?«
    »Das ist kein Scherz, Federico. Und dieser Papst ist zwar ein alter Mann, aber auch ein starker Gegner. Es ist sein Wunsch, dass Ihr die Ungläubigen bekämpft, und nicht, dass Ihr sie in Euer Bett holt.«
    »Ach Karim, soll ich auf alle Lust verzichten, bloß weil ein alter Mann sie mir neidet? Habt Ihr nicht selbst von meinem Harem oft genug profitiert?«
    »Es ist nicht weise, den Pontifex maximus herauszufordern. Wenn ich einen Rat geben darf – antwortet dem Papst in Demut.«
    »Der Kreuzzug ins Heilige Land wird unser Kirchenoberhaupt in Rom besänftigen. Karim, nehmt Euch von diesem herrlichen Prosciutto. Er kommt direkt aus Parma.«
    »Ich bin nicht hungrig, mein Kaiser.«
    Friedrich sah seinen arabischen Freund prüfend an. »Ihr bringt schlechte Nachrichten, richtig?«
    »Ja«, antwortete Karim. »Das Fieber kommt immer stärker aus den Sümpfen. Es ist tödlich. Und ich kann es nicht eindämmen.«
    Der Kaiser legte den päpstlichen Brief beiseite, erhob sich und trat zu Karim.
    »Sagt mir die Wahrheit, mein Freund. Wie ernst steht es um das

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