Die Maetresse des Kaisers
Marmor und aus Holz. Es duftete herrlich nach aromatischen Ölen, nach Salbei und Minze.
Das Beste aber war die Heizung im Souterrain, die die Temperaturen im gesamten Badehaus regelte. Kochend heißes Wasser, das direkt aus der Erde stammte, wurde über ein Leitungssystem unter das Badehaus geschleust. Zusätzlich hatte man Feuerstellen vorgesehen, die den einen oder anderen Raum heizten. Das gesamte Badehaus war unterkellert, eine Meisterleistung der römischen Architekten.
Karim, der schon immer große Achtung vor virtuosen Fähigkeiten gehabt hatte und dessen geheime Leidenschaft der Architektur, ganz gleich, welcher Glaubensrichtung und Kultur, galt, verbeugte sich innerlich vor den Konstrukteuren des Balneums von Pozzuoli, nicht weit von Neapel und der Universität von Salerno, direkt gegenüber der Insel Ischia.
Karim hockte auf einer Holzbank im Sudatorium, einem Schwitzbad, das die Flüssigkeit nur so aus ihm heraustrieb. Er gönnte sich den kleinen Luxus einer allerdings stark verkürzten Thermalkur, da ihm nicht die Zeit blieb, alle Annehmlichkeiten des Balneums zu nutzen.
Normalerweise kurten hier Hunderte von Kranken, die sich Linderung ihrer schmerzenden Gelenke, Heilung bei Rücken- oder Magenschmerzen sowie eine allgemeine Stärkung des Körpers erhofften. Doch zurzeit war das beliebte Badehaus für die Öffentlichkeit gesperrt und der Zugang lediglich den engsten Vertrauten des Kaiserhofs gestattet. Bewaffnete Wächter hielten alle Eingänge verschlossen, selbst die Barbiere, die hier sonst ihre Dienste anboten und den Kurenden Haare schnitten und Zähne zogen, mussten wohl oder übel auf ihre Einkünfte verzichten. Denn in den Thermalquellen sollte einer der mächtigsten Männer der Welt wieder zu Kräften kommen.
Karim genoss die Hitze und beschloss, noch eine kleine Weile zu bleiben, bevor er sich ins Frigidarium, in ein Becken mit kaltem Wasser, stürzen würde. Er wischte kurz über seine muskulösen Arme und seinen Oberkörper, den er stets sorgsam rasierte. Er verachtete die Männer aus dem Norden, die sich selten wuschen, einen dementsprechend unangenehmen Geruch ausströmten und in deren Brusthaar Flöhe und Läuse hausten. Es war ihm ein Rätsel, warum die Christen mit der Tradition der Römer gebrochen hatten und sich um Reinlichkeit keinen Deut mehr scherten. Er sog die heiße Luft noch einmal tief ein, dann erhob er sich, griff nach seinem Leinentuch, das er sich locker um die Hüften schlang, und verließ das Sudatorium. Kühlere, aber angenehme Luft schlug ihm auf dem Weg zum Frigidarium entgegen.
In allen Gängen und Räumen des Balneums herrschten wohlige Temperaturen. Die Ärzte und ihre Helfer, die für das Balneum verantwortlich waren, achteten sorgfältig darauf, dass die Kranken, die hier genesen wollten, aufs beste betreut wurden.
Karim warf sein Leinentuch ab und enthüllte einen Körper, der mit dem einer griechischen Götterstatue konkurrieren konnte. Elegant hechtete er in das Kaltwasserbecken, tauchte prustend auf, um dann gleich einem Delphin wieder abzutauchen. Der Schock des kalten Wassers machte ihn mit einem Mal hellwach. Als Heilkundiger wusste er, dass sich jetzt seine Hautporen, die im Schwitzbad geöffnet worden waren, schließen würden. Alle schädlichen Stoffe hatte sein Körper ausgeschwitzt, und er konnte die Kraft in seinem Körper fühlen.
Er stieg aus dem Becken, trocknete sich ab und schlenderte zur Salbölkammer, wo er sich von einem seiner Helfer den Rücken massieren ließ. Da das Balneum so gut wie leer war, herrschte eine Stille, die Karim als wohltuend empfand und dazu als seltene und willkommene Gelegenheit, seinen Gedanken nachzuhängen.
Der Kreuzzug des Kaisers, den Friedrich aus vielerlei Gründen so dringend hatte antreten wollen, war ruhmlos gescheitert. Das konnte keine noch so geübte Diplomatenzunge schönreden. Ein Zyniker, dachte Karim, würde sagen, dass der Gott der Christen offenbar kein allzu großes Interesse an der Bekämpfung der Heiden hatte. Im Gegenteil. Der Himmel hatte den Rittern und Pilgern genügend Plagen geschickt, von denen jede einzelne bereits geeignet war, die ehrgeizigen Pläne des Kaisers zu vereiteln – unerträgliche Hitze, Wassermangel, Fieber, das sich rasend schnell zur tödlichen Seuche ausbreitete. Viele tapfere und weniger mutige Männer waren gestorben, ohne jemals einen Fuß ins Heilige Land gesetzt zu haben. Karim nannte das Ironie des Schicksals.
Sein Rücken glänzte vor Öl, alle seine
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