Die Maetresse des Kaisers
Diplomat. Bitte verzeiht, wenn ich frage: Und das Ergebnis dieser Synode hat Euch so in Zorn versetzt?«
»Gut, von Anfang an also. Ihr erinnert Euch, dass ich noch von Pozzuoli aus, als ich mich unter Euren wachsamen Augen einer Thermalkur unterzogen habe, um endlich nicht mehr vom Fieber geschüttelt zu werden, eiligst Boten nach Rom geschickt habe.«
»Der Papst hatte Euch aus der Kirche der Christen ausgestoßen, und kein Herrscher der Welt würde das hinnehmen«, stimmte ihm Karim zu.
»Ihr erinnert Euch sicher auch«, fuhr der Kaiser fort, »dass meine Boten im Lateranpalast nicht vorgelassen wurden.«
»Ja, sie kehrten heim, ohne Euer Anliegen beim Papst vorgebracht zu haben.«
»Allein dieses Verhalten zeigt, dass der Papst gar nicht einlenken will. Er verfolgt eine eigene Machtpolitik und hetzt die Bischöfe, aber auch die Städte in der Lombardei gegen mich auf.«
Karim wiegelte ab. »Ich denke nicht, dass ihm das gelingen wird.«
»Ihr täuscht Euch, Karim. Der alte Mann ist zäher und gewiefter, als viele denken. Es war ein geschickter Schachzug, erst meine Boten unverrichteter Dinge fortzuschicken und dann dieses perfide Schreiben an alle Bischöfe der christlichen Kirche zu senden.«
»Das ist wohl wahr«, gab Karim zu, dem noch Friedrichs Wutschreie im Ohr klangen, nachdem er von den Anschuldigungen des Papstes erfahren hatte.
»Dieses verlogene Pergament«, knurrte Friedrich mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ich soll der gesamten Christenheit Schaden zugefügt haben. Lächerlich. Bin ich etwa schuld an der Seuche? Karim, Ihr seid der beste Arzt weit und breit. Habe ich etwas falsch gemacht?«
»Nein, mein Kaiser«, antwortete Karim beschwichtigend. »Auch der mächtigste Kaiser kann nicht über Krankheiten bestimmen. Das Fieber, an dem viele Eurer Männer, aber auch Frauen und Kinder aus Brindisi gestorben sind, wurde weder von Euch gerufen, noch konnte es von Euch bekämpft werden. Außerdem seid Ihr ja selbst am Fieber erkrankt und nur mit Gottes Hilfe gerettet worden.«
»Ich will auch Eure Hilfe nicht außer Acht lassen, Karim. Aber zurück zum Papst und zu Eurer ursprünglichen Frage. Die feigen Lügen, die er über mich verbreitet hat, die Vorwürfe und Anschuldigungen waren Gregor offensichtlich nicht genug.«
Karim sah seinen Kaiser fragend an.
»Gregor hat mich noch in Pozzuoli mit dem Kirchenbann belegt. Das war vor zwei Monaten. Seit September versuche ich unermüdlich, den Papst zu einer milderen Haltung zu bewegen. Ich schicke Boten, ich sende Briefe, ich erkläre und argumentiere. Und seine Antwort? Schweigen. Unhöflichkeit. Härte.«
»Und das Ergebnis der Synode in Rom?«, fragte Karim, der immer noch nicht wusste, was den Kaiser so erzürnt hatte, dass er Weinbecher gegen die Wand schmetterte.
»Das Ergebnis. Nun gut, hört: Papst Gregor hat gewagt, meine Delegation, darunter den Erzbischof Lando von Reggio, wieder nicht vorzulassen und erst anzuhören, nachdem die Bischöfe verhandelt hatten. Was ist das anderes als eine Farce? Und schlimmer noch, meiner Delegation wurde kein Glauben geschenkt. Man hat dem Erzbischof Lando von Reggio nicht geglaubt, dass ich, der Kaiser, tatsächlich am Fieber erkrankt war. Der Mann in Rom unterstellt mir Lügen. Er behauptet, ich, der Kaiser, sei aus Feigheit und Unlust nicht ins Heilige Land gefahren.«
»Aber Lando ist ein Mann der Kirche«, wandte Karim ein.
»Tja, aber Lando ist auch einer meiner Berater und damit offenbar von vornherein ein Mann, dem man kein Gehör schenkt.«
»Aber es gibt viele Zeugen Eurer schweren Erkrankung.«
»Das ist wahr, doch in Rom hat es nichts genutzt. Die Zeugen wurden nicht ernst genommen. Es hieß, sie würden meinen Gesundheitszustand kritischer schildern, als er war.«
»Und nun?«
»Papst Gregor hat seine Lügen noch einmal bekräftigt und den Kirchenbann gegen mich, den Kaiser, ein zweites Mal ausgesprochen.«
Karim erschrak. Das war allerdings eine ernsthafte Kampfansage.
»Und wie wollt Ihr darauf reagieren?«
»Nun, zunächst werden ich meine Sicht der Dinge darlegen und allen Menschen mitteilen. Die kaiserliche Kanzlei hat bereits Anweisung, entsprechende Schreiben auszuarbeiten. Ich werde der Öffentlichkeit sagen, wie es wirklich war. Und diese alberne Behauptung, die Kirche habe mich schon in meiner Kindheit vor allem Bösen und Widrigen beschützt, werde ich bei der Gelegenheit ebenfalls richtigstellen. Meine Kindheit war unsicher genug, und es war nicht die Kirche, die mir
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