Die Maetresse des Kaisers
das Überleben gesichert hat. Aber das wisst Ihr ja selbst.«
»Und glaubt Ihr, Federico, dass dieses Schreiben den Papst bekehrt?«, fragte Karim skeptisch.
»Den Papst bekehren. Karim, Ihr bringt einen in den unmöglichsten Situationen zum Lachen.«
»Gut, dann formuliere ich es anders. Denkt Ihr wirklich, dass Papst Gregor sich von einem Schreiben, selbst wenn Ihr es öffentlich macht, beeindrucken lässt?«
»Ich bin der Kaiser und kein Narr. Natürlich wird ein harter und machtgieriger Mann wie Gregor nicht einlenken. Aber ich werde es auch nicht bei einem bloßen Schreiben belassen. Das, lieber Karim, ist nur ein kleiner Teil meiner Antwort.«
»Und der Rest?«
»Wir segeln ins Heilige Land und ziehen gegen die Muslime.«
Friedrichs Zorn war in dem Gespräch mit Karim langsam verraucht, und er schmunzelte, als er das fassungslose Gesicht seines Leibarztes sah.
»Aber …«
»Sagt jetzt nicht, dass ich noch zu krank bin. Die heißen Quellen von Pozzuoli haben Wunder gewirkt. Ich fühle mich vollkommen genesen und bereit zum Kampf.«
»Das war es nicht, was ich einwenden wollte, mein Kaiser.«
»Ihr meint, ein Kaiser, der aus der Christenheit ausgestoßen wurde, und das wohlgemerkt jetzt schon zum zweiten Mal, kann unmöglich die Streitmacht Christi anführen. Oder?«
Karim nickte.
»Nun, der Mann in Rom wird genauso denken.«
»Ich fürchte, Federico, nicht nur er.«
»Mag sein. Ich werde dennoch ins Heilige Land aufbrechen und mein Versprechen, einen Kreuzzug zu führen, einlösen.«
»Und die Ritter? Werden sie einem gebannten Kaiser folgen?«
»Da bin ich ganz sicher. Außerdem, Karim, sind die meisten ja schon da. Hermann von Salza hat sie sicher nach Zypern geführt und wird sie ebenso sicher nach Akkon bringen.«
»Wann wollt Ihr aufbrechen?«
»So bald wie möglich, aber nicht vor dem Frühjahr.«
»Bedenkt, dass Eure Gemahlin ein Kind erwartet. Ich habe die Geburt für den April errechnet.«
»Karim, das sind Frauengeschichten. Wir haben Wichtigeres zu tun, als der Kaiserin beim Kinderkriegen zuzuschauen. Seht zu, dass Isabella problemlos meinen Sohn gebiert.«
»Ob es ein Sohn wird, Federico, kann ich Euch nicht sagen.«
»Wie fühlt sich die Kaiserin?«
»So weit gut. Aber bedenkt, dass Eure Gemahlin sehr zart und vor allem sehr jung ist«, wandte Karim vorsichtig ein.
Friedrich hatte wie alle Männer eine uneingestandene Scheu vor den gesundheitlichen Belangen der Frauen und erwartete von der Kaiserin in erster Linie die Erfüllung ihrer Pflicht. Dass die kleine Isabella ihm keine Lust bereitete, störte ihn nicht. Leidenschaft fand er ohnehin in anderen Betten. Seine Frau bekam alles, was einer Kaiserin zustand, aber er erwartete auch, dass sie ihn mit Klagen, Bitten oder Jammern über ihren Zustand in Ruhe ließ.
»Sie ist auf ihre Rolle als Kaiserin vorbereitet worden. Den Aufbruch ins Heilige Land kann ich nicht von Isabellas Schwangerschaft abhängig machen«, sagte Friedrich und erklärte damit das Thema für abgeschlossen.
»Ein wagemutiger Plan«, entgegnete Karim.
Friedrich warf seinem Leibarzt einen fragenden Blick zu. »Isabella in den Händen ihrer Ärzte zu lassen?«
»Nein, ins Heilige Land zu reisen und dem Papst hier freie Hand zu lassen. Wer garantiert Euch, dass er nicht weiter seine Ränke schmiedet?«
»Niemand, aber das Risiko gehe ich ein. Und außerdem, Karim, auch ich habe die Kunst des politischen Machtspiels gelernt. Es gibt mächtige Familien in Rom, die den Papst ebenso als Gegner sehen wie ich. Und auch Venedig will nicht länger unter der Fuchtel von Gregor stehen.«
»Und Ihr wollt Venedig und die Römer auf Eure Seite ziehen?«
»Exakt.«
»Darf ich fragen, wie?«
»Man merkt, Ihr seid ein Mann der Wissenschaft und nicht der Politik. Wie macht man aus Unbeteiligten Verbündete und aus Gegnern Freunde?«
Karim zuckte mit den Schultern.
»Mit Geschenken. Die Venezianer sind geld- und die Römer machtgierig. Ich habe beides zu vergeben. Und auf diese Art, mein Lieber, halte ich mir den Rücken frei.«
»Und Ihr glaubt, den Kreuzzug siegreich für Euch zu entscheiden?«
»So ist es. Ich habe noch eine Trumpfkarte, sind wir erst im Heiligen Land.« Der Kaiser lächelte leise in sich hinein und rief nach den Dienern. »Bringt neuen Wein. Er ist zu gut, um ihn zu vergeuden.« Friedrich prostete Karim zu. »Auf den Sieg, mein Freund.«
D ie Gruppe bestand aus vierzig Reitern, fünfzehn Planwagen und acht offenen Karren. Die Pferde trugen
Weitere Kostenlose Bücher