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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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unter den Sätteln warme Decken, die ihnen bis zu den Beinen reichten. Die Reiter waren in mehrere Schichten warmer Kleidung gehüllt, und selbst die Gesichter hatten sie mit Tüchern aus Wolle geschützt. Es war bitterkalt, und der eisige Wind trieb ihnen Schneeflocken ins Gesicht. Schon den ganzen Vormittag hatten sich Wolken über den Gipfeln der Berge aufgetürmt, und die Erfahrenen unter ihnen wussten, dass dies nur eins bedeuten konnte – ein Schneesturm war auf dem Weg zu ihnen.
    Die drei ortskundigen Führer hatten deshalb zur Eile gemahnt und die Pferde angetrieben. Sie wollten unbedingt den höchstgelegenen, von nur wenigen Menschen bewohnten Ort vor dem Pass erreichen. Hier würde die Gruppe Schutz vor dem drohenden Wetter finden und am nächsten Tag, falls ihnen der Schnee nicht den Weg versperrte, weiterreisen können.
    Aber die ersten Ausläufer des Sturms hatten sie früher erreicht als vermutet, und die Reisenden, die sich auf den gefahrvollen Weg über die Alpen gemacht hatten, zitterten nicht nur vor Kälte. Die Sicht war stetig schlechter geworden, doch immer höher wand sich der Weg in steilen Kurven den Berg hinauf. Inzwischen war das Schneetreiben so dicht, dass die Reiter Mühe hatten, den Kopf ihres Pferdes zu erkennen, und den meisten von ihnen schien ein Weiterkommen unmöglich.
    Manfred Lancia, der sich der Gruppe angeschlossen hatte, um die Alpen an einer sicheren Stelle zu überqueren und dann weiter nach Norden zum Hof König Heinrichs zu reiten, verfluchte mittlerweile seinen abenteuerlichen Plan. Was hatte ihn bloß dazu getrieben, sich gen Norden zu wenden, statt nach Süden an den Hof des Kaisers in Foggia zu gehen?
    Ihm war so kalt wie noch nie, und angesichts der Schneewüste um ihn herum fürchtete er um sein Leben. Ohne Sicht waren sie verloren, und selbst wenn die Führer sich in dieser feindlichen Bergwelt auskannten wie in ihrer eigenen armseligen Hütte, so war doch das Schneetreiben zu tückisch und trügerisch, um unbeirrt weiterzuziehen. Er fragte sich, wie lange die Gruppe noch ins Ungewisse reiten würde, als die Führer ihre Pferde zügelten.
    »Ho«, beruhigte er seinen Rappen und stieg wie alle anderen ab. Sofort spürte er die Kälte des Schnees, die durch seine Lederstrümpfe und -stiefel drang. Er würde nasse Füße bekommen und hoffte, dass dieses Bergdorf, von dem die Führer gesprochen hatten, nicht mehr allzu weit entfernt war. Er nahm sein Pferd am Zügel und tappte vorsichtig vorwärts.
    Von der Burg seiner Väter hatte er die schneebedeckten Gipfel der Alpen oft gesehen, doch noch nie war er ihnen so nah gekommen, dass er ihre Kälte auf seiner Haut spürte. Zunächst war er fasziniert gewesen von der Majestät der Bergriesen, doch jetzt hatte sich alles um ihn herum in eine weiße Hölle verwandelt. Der Sturm heulte lauter als ein Wolf. Manfred hatte Mühe, den Rufen der Führer folgen zu können.
    Glücklicherweise waren noch alle Reisenden der Gruppe beisammen. Sie hatten niemanden verloren, weder Pferd noch Reiter waren in eine der gähnenden Schluchten gestürzt, an denen sie, manchmal auf schmalen Graten, entlanggeritten waren.
    Manfred versuchte immer in die Fußspuren seines Vordermannes zu treten. Zum einen, um sicherzugehen, dass er sich noch auf dem richtigen Weg befand. Zum anderen war es einfacher, den Fuß in ein bereits vorhandenes Schneeloch zu setzen, als selbst eines zu treten und dabei den Schnee in die Stiefel rieseln zu spüren.
    Nach der Abreise des Grafen von Tuszien hatte Manfred nicht lange gezögert. Zu groß war das Risiko, dass Enzio doch seine Drohung wahr machte und die Burg der Lancias mit allen Bewohnern schleifen ließ. Er hatte allen Frauen und Männern, die zu seinem Haushalt gehörten, die Wahl gelassen. Wer wollte, konnte bleiben und weiter wirtschaften, alle anderen waren frei, nach Hause zurückzukehren.
    Ein Teil war in der Tat in seine Heimatdörfer aufgebrochen, andere wiederum, unter ihnen Pietro, hatten nur dieses Zuhause und waren glücklich, die Burg nicht verlassen zu müssen. Wenn er an Pietro dachte, war er sich nicht sicher, ob er dem armen Tor dankbar sein oder ihn verfluchen sollte. Immerhin hatte Pietro den verletzten Enzio aus dem Burggraben gezogen, bevor dieser endgültig zur Hölle fahren konnte. Wäre das Leben leichter, wenn Enzio gestorben wäre? Wenn, wenn, wenn, dachte Manfred. Lauter Möglichkeiten, über die nachzugrübeln sich nicht lohnte. Er glaubte nicht, dass Enzios Hass so weit gehen

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