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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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Schreibstube führte. Er nahm sich vor, auf der Hut zu sein und sich von den schönen Fassaden Haguenaus nicht blenden zu lassen.

K arim an-Nasir blickte der Frau ins Gesicht und wusste, dass sie sterben würde. Tiefe Schatten lagen um ihre Augen, ihre Wangen waren eingefallen, und die Nase wirkte unnatürlich schmal und spitz. Ihr Antlitz war so weiß wie die Laken in ihrem Bett, feinstes, zartestes Leinen mit einer Decke aus Seide.
    Die Frau atmete kaum, und im ersten Moment hatte Karim befürchtet, alles Leben sei bereits aus ihr herausgeflossen wie das Blut, das unaufhaltsam in ihr Bett sickerte. Sie würde verbluten, und keine ärztliche Kunst konnte sie jetzt noch retten.
    Vor ein paar Tagen hatte sie ein Kind bekommen, einen Sohn, der Konrad genannt wurde. Der Säugling war gesund und wurde von einer Amme gestillt, denn seine Mutter kämpfte seit seiner Geburt mit dem Tod. Die Wehen waren unvorstellbar schmerzhaft gewesen, zwei Nächte und einen Tag hatte sie geschrien und geweint, gebetet und zuletzt gebettelt, man möge sie töten. Doch dann, am Ende der zweiten Nacht, wurde das Kind geboren.
    Die Hebamme hatte den Jungen genommen und die Nabelschnur durchtrennt, ihn gebadet, getrocknet und mit Rosenwasser eingerieben. Auf den Mund und die Lippen hatte sie hauchdünn Honig gestrichen und das Kind dann in saubere Leintücher gewickelt. Das Neugeborene schrie und brüllte, bis es einen hochroten Kopf hatte, und seine Amme hatte Mühe, ihm genügend Milch zu geben.
    Es war ein kräftiger Junge, zu stark und zu groß für das schmale Becken seiner jungen Mutter. Der Hebamme, einer weisen Frau, die schon viele Kinder auf die Welt geholt hatte, war es nicht gelungen, die Blutung, die unmittelbar nach der Geburt des Kindes einsetzte, zu stoppen. In ihrer Angst um das Leben der Mutter hatte sie eine Nachricht nach Foggia geschickt, und Karim war unverzüglich nach Andria, eine Tagereise weiter südlich, aufgebrochen.
    Nun stand er am Bett der Kaiserin Isabella und musste hilflos ihrem Sterben zusehen. Sie hatte bereits viel zu viel Blut verloren. Den Riss in ihrem Inneren konnte er nicht versorgen, und Karim hatte in seinem Leben zu viele Menschen sterben sehen, um die Anzeichen des Todes nicht zu erkennen. Der Kaiser würde auch seine zweite Gemahlin verlieren und erneut Witwer werden.
    Die Schwangerschaft der sechzehnjährigen Kaiserin war relativ problemlos verlaufen, doch Karim hatte die ganze Zeit über befürchtet, dass ihre Konstitution zu zart war für die Anstrengungen einer Geburt. Er hatte ihr allerlei aufbauende Medikamente gemischt, aber Isabella, der er immer fremd geblieben war, hatte sich gesträubt, seinen Rat anzunehmen.
    Sie war stets blass und kränklich gewesen, eine Frau, deren Körper wenig Kraft hatte und deren Seele verwundet war. In den drei Jahren ihrer Ehe mit Kaiser Friedrich war sie niemals glücklich gewesen. Ihren Mann hatte sie gefürchtet, vielleicht sogar gehasst, und Karim vermutete, dass sie das Kind aus dynastischem Pflichtgefühl ausgetragen hatte, nicht aber in freudiger Erwartung oder aus Liebe zum Kaiser.
    Er glaubte nicht, dass Isabella noch einmal erwachen würde, um Abschied von ihrem Sohn zu nehmen, bat die Hebamme aber dennoch, sich mit dem Säugling im Nebenzimmer bereitzuhalten, für den unwahrscheinlichen Fall, dass Isabella doch noch einmal die Augen aufschlug. Außerdem hatte er den Befehl gegeben, unverzüglich den Kaiser zu informieren, dass Isabella, seine zweite Frau, im Sterben lag.
    Matilda, die Hebamme, schloss leise die Tür, stellte sich wortlos neben Karim und schlug bei Isabellas Anblick ein Kreuz.
    »Wie lange noch?«, fragte sie leise.
    »Ich weiß es nicht. Aber ich glaube nicht, dass der Kaiser rechtzeitig hier sein wird.«
    »Foggia ist nur einen Tag entfernt.«
    »Trotzdem.«
    »Und wir können nichts tun?«
    »Nein, Matilda. Niemand überlebt eine solche Blutung.«
    »Die Arme. Sie ist so allein.«
    Karim warf der Hebamme einen kühlen Blick zu, und sie verstummte beschämt.
    »Sorge für das Kind, bis der Kaiser eintrifft«, befahl er ihr, »und lass Isabellas engste Vertraute kommen, damit sie von Freunden umgeben ist, wenn sie diese Welt verlässt. Ach, Matilda, und bring noch ein paar Decken. Die Kaiserin friert.«
    Seine Anwesenheit als Arzt war überflüssig, aber er beschloss, so lange zu bleiben, bis Isabellas Freundinnen und Dienerinnen eingetroffen waren. Vermutlich hatte Matilda recht. Isabella war die letzten Jahre einsam gewesen und

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