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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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Manfred in noch größerem Maße für die menschlichen Bewohner der Festung Haguenau. Zufrieden sagte er sich, dass er doch die einzig richtige Entscheidung getroffen hatte, indem er nach Norden zu König Heinrich geritten war. Dieser Gedanke tröstete ihn sogar ein wenig über seine verlorenen Zehen hinweg.
    Nach einer Weile wurde er ungeduldig und fand es an der Zeit, endlich vorgelassen zu werden. Auch sein Rappe tänzelte nervös und wollte nicht länger stillstehen. Er beruhigte sein Pferd, so gut er konnte, als der Diener zurückkam und meldete, dass Wolfelin demnächst für ihn Zeit habe. Die Wachen gaben den Weg frei, und er ritt in den weitläufigen Hof, wo ihm sofort einer der Stallburschen den Rappen abnahm, um ihm Wasser und Heu zu geben.
    Manfred folgte dem Diener in den Palast und durchschritt so viele mit Wandteppichen geschmückte Gänge, dass er vollkommen die Orientierung verlor. Ein für ihn unbekanntes Gefühl, denn normalerweise konnte er sich auf seinen gut ausgeprägten Sinn für Orte und Himmelsrichtungen verlassen. Endlich kamen sie in eine große Halle mit kostbaren Teppichen auf dem Boden, mehreren Stuhlreihen und einem langen, schweren Eichentisch, an dem ein Mann mittleren Alters mit derben Gesichtszügen saß. Er übertrug Zahlenreihen von verschiedenen Pergamentrollen in ein großes Buch mit einem kunstvoll verzierten Ledereinband.
    Der Diener bedeutete Manfred, vorzutreten, und zog sich dann mit einer Verbeugung zurück. Dieser wartete, bis der Burgvogt aufschaute und ihn prüfend ansah.
    »Ihr seid weit gereist, um mich zu sprechen«, sagte Wolfelin in Manfreds Sprache, allerdings mit starkem Akzent.
    »Ich habe die Alpen überquert, um dem König meine Dienste anzubieten.«
    »Als da wären?«
    »Nun, ich bin nicht nur ein Ritter, der kämpfen kann, sondern auch erfahren im Umgang mit Finanzen.«
    Wolfelin blieb unbeeindruckt. »Was bringt Euch auf den Gedanken, dass der König Eure Dienste braucht?«
    Manfred hatte sich dieses Gespräch in seiner Phantasie mehrfach ausgemalt, doch Wolfelins Zurückhaltung verunsicherte ihn.
    »Ich dachte …«, begann er, doch dann wusste er nicht mehr so recht, was er sagen wollte. Zur Hölle, dieser Burgvogt ließ ihn Rede und Antwort stehen wie einen kleinen Jungen. Sein aufbrausendes Temperament drängte ihn zu einer unwirschen Gegenrede, doch die Vernunft mahnte ihn zur Mäßigung. Besser jetzt klein beigeben, sagte er sich, als den Burgvogt verärgern und dann ohne Ziel weiterziehen zu müssen. Er holte Luft und begann noch einmal. »Man sagt mir nach, ein geschickter Verwalter zu sein. Und auch die Bücher gut zu führen.«
    Wolfelin schien zu zögern, doch dann lenkte er ein. »Versuchen wir es. Einer meiner besten Männer ist schwerkrank. Ihr übernehmt vorerst seine Aufgaben bei der Überwachung der Einnahmen durch den Weinbau und das Schankrecht.«
    »Ihr werdet Euren Entschluss nicht bereuen«, entgegnete Manfred und verbeugte sich.
    Der Burgvogt beschäftigte sich bereits wieder mit seinen Zahlenkolonnen und schien Graf Lancia bereits vergessen zu haben. Dieser räusperte sich leise, und Wolfelin sah irritiert auf.
    »Noch Fragen?«
    Als er Manfreds ratlosen Blick sah, rief er nach dem Diener.
    »Gottfried wird Euch weiterhelfen und Euch die Kammern der Ritter zeigen, die hier zu Gast sind. Und jetzt lasst mich allein.«
    Manfred verließ die Halle und schlenderte müßig hinter dem Diener her. Die erste Hürde hatte er genommen. Jetzt musste er nur noch seine Fähigkeiten beweisen, und einem längeren Aufenthalt in Haguenau würde nichts mehr im Wege stehen.
    Der Burgvogt schien ihm ein Mensch, dem Arbeit und Pflichten über alles gingen. Ein strenger Mann, der sicher keine Nachlässigkeiten dulden würde und der in dem Ruf stand, ein glühender Verehrer Kaiser Friedrichs zu sein. Kein Wunder, dachte Manfred, schließlich hatte er dem Kaiser seine einflussreiche Stellung in Haguenau zu verdanken.
    Er fragte sich, wie Wolfelins Verhältnis zu dem jungen König Heinrich war. Viel Harmonie konnte zwischen den beiden nicht sein. Und er glaubte nicht, dass ein Mann wie Wolfelin es billigen würde, mit vierzig Reitern im schnellen Trab durch eine belebte Stadt zu reiten. Obwohl es dem Burgvogt nicht anstand, darüber zu urteilen, was der König tat. Dennoch – Manfred schätzte Wolfelin als einen moralinsauren Nörgler und Besserwisser ein. »Interessant«, murmelte er, während der Diener ihn durch die Festung und dann zur königlichen

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