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Die Maetresse des Kaisers

Die Maetresse des Kaisers

Titel: Die Maetresse des Kaisers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Stein
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zum Angriff über und stürzte sich auf den Kaiser.
    »Was habt Ihr meinem Kind angetan?«, brüllte er. »Warum? Warum habt Ihr sie sterben lassen.«
    »Niemand …«
    Doch Johann von Brienne ließ seinen Schwiegersohn nicht ausreden.
    »Ihr seid schuld. Ihr und Euer Sarazene da.«
    »Es reicht«, zischte Friedrich und drängte den tobenden Mann gegen die Wand. »Kein Wort mehr.« Er wartete, bis sich sein Schwiegervater schwer atmend beruhigte. »Für Isabella ist alles getan worden. Gott hat entschieden, sie zu sich zu holen. Die Kaiserin ist tot, aber ihr Sohn lebt.«
    »Wo ist mein Enkel?«, fragte Johann von Brienne argwöhnisch und warf dem Kaiser und auch dessen Leibarzt hasserfüllte Blicke zu.
    »Konrad, Unser Sohn, ist bei seiner Amme. Es geht ihm gut.«
    »Er kommt mit mir.«
    Karim erschrak und wollte einwenden, dass der Säugling Ruhe brauche und auf keinen Fall der Obhut seiner Amme sowie der Aufmerksamkeit von Matilda entzogen werden dürfe. Doch Friedrich ließ ihn erst gar nicht zu Wort kommen und wandte sich mit kalter Stimme an seinen Schwiegervater.
    »Soll das ein Scherz sein? Wenn ja, ist es ein schlechter und verbietet sich von selbst am Totenbett Unserer Gemahlin.«
    Mühsam verhaltener Zorn sprach aus Johanns Augen.
    »Ihr wisst sehr wohl«, erwiderte er, »dass Konrad seine Mutter, meine Tochter, beerbt.«
    »Ja, und?«
    »Ihr zwingt mich also, es auszusprechen. Gut, dann sage ich hier und heute, dass mein Enkel Konrad durch Isabellas Tod König von Jerusalem geworden ist und ich ihn in meine Obhut nehme, um seine Erziehung zu überwachen.«
    Friedrichs Ton war ebenso kalt, als er erwiderte: »Und Wir verkünden hier und heute, dass Wir gewillt sind, anstelle Unseres Sohnes die Regentschaft im Königreich Jerusalem selbst auszuüben. Natürlich nur so lange, bis Konrad in der Lage ist, seine Pflichten und Rechte als Herrscher Jerusalems wahrzunehmen. Bis dahin bleibt Unser Sohn in Unserer Obhut, und Wir werden bestimmen, wer für seine Erziehung verantwortlich sein wird.«
    »Ich wusste es«, zischte Johann von Brienne.
    Friedrich sah seinen Schwiegervater fragend an.
    »Euch kommt der Tod meiner Tochter gerade recht. Kein Wunder, dass sie sterben musste.«
    Friedrich wurde kreidebleich. »Vorsicht«, erwiderte er, und seine Stimme zitterte vor Wut. Er rückte dicht an Johann heran. »Passt auf, was Ihr sagt. Noch halten Wir Euch zugute, dass Euch die Trauer um Eure Tochter Dinge sagen lässt, die Ihr später bereuen werdet. Aber noch eine Andeutung, dass Isabella nicht die notwendige medizinische Versorgung hatte oder dass es an Pflege gemangelt habe, und Ihr werdet Euch für Eure unbedachten Äußerungen zu verantworten haben.«
    Johann von Brienne presste die Lippen zusammen und beherrschte sich mühsam.
    »Wir lassen Euch jetzt allein«, sagte Friedrich, »damit Ihr Abschied von Isabella nehmen könnt. Das feierliche Begräbnis wird in den nächsten Tagen hier in Andria stattfinden.«
    Johann stieß die Luft durch die Nase aus und lächelte verächtlich. »Die Totenruhe meiner Tochter soll nicht gestört werden. Tut also, was Ihr für richtig haltet. Aber«, fügte er hinzu, »glaubt nicht, dass Ihr meine Billigung für Eure Pläne bekommt.«
    Friedrich sah seinen Schwiegervater an und erblickte nichts als Zorn, Missgunst und Hass.
    Auch Karim war der Meinung, dass es keinen Sinn hatte, weiter mit Johann von Brienne zu debattieren. Schon kurz nach der Hochzeit mit Isabella hatten sich Johanns Gefühle zu seinem Schwiegersohn Friedrich von Respekt zu Abscheu gewandelt. Er konnte es dem Kaiser nicht verzeihen, dass dessen charismatische Persönlichkeit ihn selbst unbedeutend und klein erscheinen ließ. Sogar Johanns Lehnsherren huldigten lieber dem Kaiser als ihrem eigentlichen Fürsten. Schon damals, erinnerte sich Karim, hatte es einen heftigen Streit zwischen den beiden gegeben, und Johann hatte verbittert dem Königreich Sizilien den Rücken gekehrt, um ein Bündnispartner des Papstes zu werden.
    Jetzt war der Bruch für alle Zeiten unheilbar, und Friedrich war nicht der Mann, die im Zorn gesprochenen Worte seines Schwiegervaters zu vergessen, geschweige denn zu vergeben.
    Der Kaiser wandte sich an seinen Leibarzt. »Mein Freund, lassen wir den alten Mann allein. Er soll in Ruhe um seine Tochter trauern dürfen.« Erst dann warf er Johann von Brienne über die Schulter noch ein paar Worte zu. »Unser Sohn Konrad schläft. Er soll nicht gestört werden. Wir gestatten Euch, Andria zu

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