Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA

Titel: Die Mafia - 100 Fragen 100 Antworten - FAQ Frequently Asked Questions MAFIA Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Attilio Bolzoni
Vom Netzwerk:
die vier Apokalyptischen Reiter. Er berichtete auch über Benedetto Santapaola und seine Helfershelfer – Mafiosi, die in den Schaltzentralen Catanias höchsten Respekt genossen. Pippo Fava war ein einsamer Rufer in der Wüste. Und er starb allein. In Catanias Tageszeitung
La Sicilia
konnten »wir nicht einmal einen Nachruf auf ihn veröffentlichen, weil das Wort Mafia darin nicht vorkommen durfte«, erinnert sich Claudio Fava.
    91. Was passiert mit den Journalisten, die »zu viel« über die Mafia schreiben?
    Manche werden umgebracht, andere bedroht oder isoliert. In Sizilien fielen bisher acht Journalisten Mordanschlägen zum Opfer. Cosimo Cristina, Korrespondent von
L’Ora
aus Termini Imerese, wurde 1960 getötet. Er hatte von den Beziehungen der Bosse zu den »über jeden Verdacht Erhabenen«, den Geschäftsleuten und Beamten, berichtet. Mauro De Mauro, gleichfalls ein Reporter von
L’Ora,
wurde am 16. September 1970 entführt. Der dritte, Giovanni Spampinato, wurde am 27. Oktober 1972 ermordet. Er war Korrespondent von
L’Ora
in Ragusa und Faschisten auf der Spur, die mit der Mafia im Osten Siziliens gemeinsame Sache machten. Der vierte war Giuseppe Impastato von
Radio Aut
in Cinisi; seine Leiche wurde an der Eisenbahnstrecke Palermo–Trapani gefunden. In seinem Radiosender hatte er tagtäglich den übermächtigen Tano Badalamenti angegriffen. Das fünfte Mafiaopfer war Mario Francese, ein herausragender Reporter des
Giornale di Sicilia
, der seine Nase in die Skandale im Zusammenhang mit dem Bau des Garcia-Staudamms gesteckt hatte; sein Tod wurde von Totò Riina auf den 26. Januar 1979 festgesetzt. Giuseppe Fava wurde am 5. Januar 1984 von Auftragskillern des Santapaola-Clans ermordet. Mauro Rostagno musste am 26. September 1988 sterben; der Direktor von
Rtc
, einem kleinen Fernsehsender in Trapani, hatte über die dunkelsten Geheimnisse der sizilianischen Mafia und ihre Beziehungen zur Politik berichtet. Beppe Alfano, Korrespondent der Tageszeitung
La Sicilia
aus Barcellona Pozzo di Gotto in der Provinz Messina, wurde am 8. Januar 1993 getötet. Auch er hatte sich zu sehr für die Verflechtungen zwischen Mafia und Politik interessiert.
     
    Ich habe angefangen, mit der Fernsehkamera zu den Leuten zu gehen, um sie zum Sprechen zu bringen. Ich habe einen Riesenkrach geschlagen mit Berichten über das Wasser (das knapp und verunreinigt ist), über den Müll (die stinkenden Städte, die zwielichtigen Geschäfte der städtischen Müllabfuhr) […]. Ich habe mich entschieden, nicht hinter einem Schreibtisch sitzend Fernsehen zu machen, sondern mich mit einem Mikrofon in der Hand unter die Leute zu mischen. Und in Trapani ist bereits das ein Affront gegen die Mafia. Die wahre Revolution findet hier in Trapani statt […]. Ich sehe keinen Zusammenhang mehr zum Marxismus. Und der Kampf gegen die Mafia ist heute genauso notwendig wie damals: Es geht um die Freude am Leben. Ah, Renato, wie schnell das Leben vergeht und wie langsam. Jetzt lese ich wie besessen ganz andere Bücher als früher. Bücher über den Maxi-Prozess, über die Mafia. Vor allem aber lese ich Anklageschriften. Ich versuche zu verstehen, zu rekonstruieren, zu entziffern. Cosa Nostra, die Kommissionen, die Ehrenmänner, die Geschäfte, die Vergabe öffentlicher Aufträge und die Schmiergeldzahlungen […].
     
    Mauro Rostagno in einem Brief an den Gründer der
    Roten Brigaden, Renato Curcio
     
    Hinzu kommt die lange Liste von Journalisten und Schriftstellern, die bedroht werden. Einige sind gezwungen, unter Polizeischutz zu leben, wie Roberto Saviano, der uns die casalesische Camorra nahegebracht hat. Oder wie der Sizilianer Lirio Abbate. Saviano erhielt Morddrohungen, unter Abbates Wagen wurde ein primitiver Sprengkörper entdeckt. Doch das sind nur zwei prominente Beispiele, die es auf die Titelseiten der Zeitungen geschafft haben. Der Fall Saviano gab Anlass zu heftigen Polemiken. Manche sind der Ansicht, um den Autor von
Gomorrha
(Dt. 2007:
Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra
) werde viel zu viel Wirbel gemacht.
    Es ist ein schwieriges Problem. Wer bedroht und anschließend isoliert wird, muss auf jeden Fall geschützt werden. Dann bedarf es der Solidarität aller, die den Bedrohten wie ein Sicherheitsnetz oder ein Schutzschild umgibt. Das Opfer von Einschüchterungen darf nicht alleingelassen werden – das ist die einzig mögliche Antwort auf die Mafia.
    Etwas anderes ist die Frage, wie ein von der Mafia bedrohter Journalist auf diese

Weitere Kostenlose Bücher