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Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Die Mafia kommt zur Geisterstunde

Titel: Die Mafia kommt zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Signal zum Aufbruch war.
    „16.30 Uhr? Gebongt! Spätestens dann
sind wir wieder zur Stelle.“
     
    *
     
    Sie gingen ins Kino und dann zu Glockners.
Als die TKKG-Bande dort aufbrach, nahm Gaby ihren schwarzweißen Liebling mit,
Oskar, den Cocker. Er jaulte vor Freude, wedelte heftig und lief dann brav
neben ihrem Klapprad.
    Es regnete nicht mehr. Der Himmel
klarte auf. Aber der Wind pfiff spürbar und hörbar — sozusagen auf mindestens
drei Fingern aus einem aprilkühlen Schlund.
    Sie bevölkerten das kleine Café nicht
wieder, sondern versammelten sich mit dem Glockenschlag halb fünf in einer
Hofeinfahrt, schräg gegenüber von Manos Kraft-Center.
    Indem sie um die Mauerkante peilten,
hatten sie Übersicht. Oskar, angeleint, beschnupperte eine Hausecke und hob
dann das Bein.

    „Beschattung“, meinte Karl, „ist eine
mühsame Sache. Man braucht viel Geduld.“
    „Haben wir die etwa nicht?“ Tarzan
sprang von einem Fuß auf den andern, zerrte abwechselnd an den Händen, linste
alle anderthalb Sekunden um die Kante und murmelte Flüche — aber die aus der
oberen Sprachschublade. Denn schließlich war Gaby dabei, und sie kann es auf
den Tod nicht leiden, wenn die Jungs die Sau rauslassen.
    „Gott verdamm mich!“ sagte sie durch
ihre Rosenlippen. „Wenn dieser Muskelmacker und sein abgelinkter Schlaffi nicht
bald antanzen, werde ich zur Elchkuh. Die...
    „Muhhhh...“, machte Klößchen.
    „Elchkühe muhen nicht, du Knalltüte“,
wies ihn Gaby zurecht. „Tarzan, was meinst du: Maschieren die Macker heute noch
zu der Käthe, oder ist das abgeschminkt?“
    „Keine Ahnung. Aber wir machen weiter mit
der Folter, die sich Geduld nennt. Hah! Was tut sich denn da?“
    Er peilte wieder um die Ecke.
    Es war jetzt 16.46 Uhr.
    Längst hatte der letzte Fitneß-Freak
das Kraft-Center verlassen. Jetzt tauchten auch Manowsky und Pölke auf. Sie
trugen modische Trenchcoats, aber nicht von gleicher Farbe. Manos
Mohrrübenblond leuchtete. Bei Pölke glänzte der Scheitel. Der Reebmann-Neffe
hatte wie üblich viel Frisiercreme verbraucht.
    Sie stiegen in einen parkenden Ford.
Pölke glitt hinters Lenkrad. Ohne Hast startete der Wagen und näherte sich mit
blechernem Motorklang.
    Wie die Wiesel verschwanden die vier
hinter der Mauer der Einfahrt. Auch Oskar sprang mit, während der Wagen
vorbeirollte.
    „Die schleichen“, rief Tarzan. „Wenn
das Tempo nicht schneller wird, halte ich Anschluß. Versuchen muß ich ‘s. Kommt
nach.“
    „Aber wohin?“ rief Gaby. Ahnte sie
doch, daß die Sichtverbindung abreißen würde.
    „Oskar führt euch.“
    Tarzan saß bereits auf seinem Rennrad
und zischte ab, während der blaue Ford hinter einer Biegung der Straße verschwand.
    Der Fahrtwind drückte seine braunen
Locken zurück. Er kniff die Augen zusammen, krümmte sich über den Lenker und
spurtete. Enorm lange hätte er das durchgehalten — und wäre damit dem Ford auf
den Hinterreifen geblieben. Aber ein Endlosspurt war nicht nötig, denn die
Fahrt endete bald: in einem der älteren Stadtviertel, wo sich Hinterhöfe verschachteln,
Gassen winden und nur Kundige des Viertels zurechtfinden.
    Auch kartonähnliche Bauten waren
errichtet. Sie enthielten Supermärkte, Kfz-Werkstätten, Handwerksbetriebe. Eine
Betonschachtel sah aus wie eine niedrige Turnhalle. Das traf beinahe zu, denn
über dem Eingang verkündete eine Leuchtschrift: STRONGS FITNESS-STUDIO.
    Werner Strong, der ehemalige
Internats-Sportlehrer, wohnte nicht weit entfernt, nämlich am Ende der Straße
in einem Apartementhaus.
    Vor dem hielt der Ford. Tarzan
schwenkte hinter einen Mauervorsprung und saß ab.
    Er beobachtete, wie Manowsky ausstieg,
an der Eingangstür klingelte und wartete. Zu wem wollte er? Natürlich zu
Strong, dachte Tarzan.
    Über die Haussprechanlage fand eine
kurze Unterredung statt. Strong ließ seinen zwielichtigen Kollegen nicht ein,
sondern kam selbst an die Tür. Dort, eine Stufe höher stehend als der Ganove,
zeigte er eine angewiderte Miene.
    Manowsky laberte. Strong schüttelte den
Kopf. Manowsky probierte es nochmal, zuckte dann die Schultern und xbeinte auf
seinen Koloßstampfern die Stufen herab. Er stieg in den Wagen, der sich etwas
zur Seite neigte, und Pölke fuhr los. Jetzt mit einem Tempo, das kein Rennrad erreicht.
    Tarzan gab die Verfolgung auf. Strong
war im Haus verschwunden. Im Hintergrund näherten sich Gaby, Karl und Klößchen
auf ihren Tretmühlen, Oskar war angeleint und ihnen eine Hundelänge voraus.
    „Sie sind

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