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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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ihm lossagte. Aber es gab keinen anderen Weg, um Gabriels willen. Die kommende Zeit lag wie ein schwarzes Tuch vor ihr. Ewig würde Gabriel nicht im Schuppen bleiben können. Sie dachte einen Augenblick lang daran, fortzulaufen. In eine andere Stadt, mit Iven und Änni an ihrer Seite. Doch den Gedanken verwarf sie schnell. Sollte sie wirklich den Menschen, die sie am meisten liebte, ein Bettlerdasein zumuten? In ihrem Kopf herrschte Leere, und nach all dem, was geschehen war, fehlte ihr die Kraft, einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Sie sehnte sich so dringend nach ein wenig Ruhe und Unbeschwertheit!
    In Alenas Brüsten drückte die Milch und erinnerte sie daran, dass sie ihrem Sohn schon viel zu lange ferngeblieben war. Sie musste nach ihm schauen und Änni ablösen, damit sie die Arbeit im Haus verrichten konnte, bevor Mergh misstrauisch wurde.
    Plötzlich drang ein fürchterliches Geschrei vom Garten her ins Haus. Mit den schlimmsten Befürchtungen hastete Alena den Flur entlang. Als sie die Tür zum Garten aufstieß, glaubte sie, in die Hölle hinabgestiegen zu sein. Hinter den letzten Obstbäumen zeichnete sich Gotthardts Silhouette ab.
    Im Schatten der unvollendeten Kathedrale setzte Iven sich auf einen Mauervorsprung und ließ den Blick schweifen. Zwei junge Mägde, die mit ihren Einkäufen an ihm vorbeischlenderten, warfen ihm kecke Blicke zu. Er dachte an seine erste Begegnung mit Alena auf dem Aldemarkt. Damals hatte die Wärme in ihren Augen ihn gefangen. Doch eben erst hatten dieselben Augen ihn kalt wie Stein angeblickt. Warum nur hatte sie sich gegen ihn entschieden? Sicher, er konnte ihr nicht solch einen Reichtum wie Gotthardt bieten. Dafür aber seine Liebe. Und die war ihr doch wichtiger als alles andere gewesen. Oder hatte er sich in ihr getäuscht? War es nur ihre Verzweiflung gewesen, die sie in seine Arme getrieben hatte? Iven sah ihre Augen vor sich, wie sie ihn zornig angefunkelt hatten. Doch in dem Blick hatte noch etwas anderes gelegen. War es Angst gewesen? Aber dann hätte ein Wink genügt. Iven wusste nicht ein noch aus. In seinem Kopf hämmerte der Schmerz gegen die Schläfen. Da schob sich der Engel mit dem großen Flügel vor sein inneres Auge. Wenn sie in Gefahr war, musste er sie beschützen. Was auch immer daraus erwachsen würde.
    Gotthardt hatte Gabriel an einem Fuß gepackt und hielt den schreienden Jungen kopfüber am gestreckten Arm. Neben ihm zeterte und kreischte Änni. Außer sich versuchte sie, ihm das Kind zu entreißen. Als wäre Gabriel eine Lappenpuppe, schwenkte Gotthardt ihn mit dem Lachen eines Irren durch die Luft. »Sieh nur! Deiner Dämonenbrut hat das letzte Stündlein geschlagen!« Er nestelte an seinem Gürtel und zückte ein Messer.
    Alena stürzte auf ihn zu. Mit aller Kraft stemmte sie sich gegen Gotthardt und versuchte, ihm die blitzende Klinge aus der Hand zu schlagen. Doch Gotthardt blieb standhaft wie eine Statue. Auch Ännis Schläge in den Rücken konnten ihm nichts anhaben. Der Stoß seines Ellbogens traf Alena mitten ins Gesicht. Sie schrie auf und wehrte sich verzweifelt dagegen, die Besinnung zu verlieren. Vor ihren Augen funkelten silberne Kugeln an einem schwarzen Himmel. Sie hörte ihre eigenen Schreie, als stünde sie hinter einer dicken Mauer. Da holte Gabriels Gebrüll sie wieder zurück ins Licht. Sie musste kämpfen, um sein Leben! Mit all ihrer Kraft rappelte sie sich auf und sah, wie Änni ohne Besinnung im Gras lag. Gotthardt hatte ihr die Nase blutig geschlagen. Alena schrie auf und schaute zu Gotthardt, der mit einem boshaften Grinsen im Gesicht niederkniete.
    Er ließ Gabriel auf den Boden fallen und richtete die Spitze des Messers auf seine Kehle. »Sieh nur, du Hure, was mit deinem Teufelskind geschieht. Oder soll ich es lieber verbrennen?«
    Alena wollte sich schützend über ihren Sohn werfen, doch Gotthardt hielt sie mit einem Tritt davon ab. Benommen kam sie auf die Knie.
    Plötzlich erblickte sie hinter Gotthardt einen Schatten, der über die Mauer des Gartens kletterte, und hielt den Atem an. Kurz darauf traf ihn ein Stein am Hinterkopf. Er riss die Augen auf und brach über Gabriel zusammen.
    Hastig rollte Alena seinen massigen Leib zur Seite und zog Gabriel in ihre Arme, bevor er von Gotthardts Gewicht erdrückt wurde. Angstvoll presste sie ihren Sohn an ihre Brust und vergewisserte sich, dass ihm nichts geschehen war. Dann erst blickte sie auf – und schaute in Ivens Augen.
    Er beugte sich zu ihr und strich ihr über

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