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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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Kuss ins Haar. Der Kleine ließ sich davon nicht beirren und trank in aller Seelenruhe weiter an ihrer Brust. Sie hatte bereits bemerkt, dass er mit gesundem Appetit gesegnet war und seine Lungen kräftig zu gebrauchen wusste, wenn es darum ging, seinen Hunger kundzutun. Doch sobald er getrunken hatte, war er das friedlichste Kind auf Erden, und er schlief stets mit einem Lächeln auf den Lippen ein. Sicher würde er ihr noch viel Freude bereiten.
    Wo Gotthardt nur blieb? Alena fragte sich, was er wohl von dem weißen Haar und den roten Augen halten würde. Doch sie war davon überzeugt, dass er bei seinem ersehnten Sohn darüber hinwegsehen würde. Schließlich hatte sie ihn noch nie von Dämonen sprechen hören. Bei der Schwiegermutter war sich Alena allerdings nicht so sicher, und sie mochte gar nicht daran denken, was für ein Gesicht sie machen würde, wenn sie von der Pilgerreise zurückkehrte. Aber Gotthardt würde sich diesmal bestimmt gegen Mergh durchsetzen. Dass er dazu in der Lage war, hatte jeder angesichts seiner Liebschaft mit der Krämerin sehen können. Davon hatte er sich auch nicht abbringen lassen. Bestimmt würde er genauso zu seinem Sohn stehen.
    Alena dachte an Änni, und ihr Herz machte einen Satz. Wie sehr freute sie sich auf die Rückkehr der Freundin! Auch Änni würde in dem Kleinen etwas ganz Besonderes sehen. Genau wie Zilli, die ihn bereits jetzt geradezu vergötterte. Nun musste er noch getauft werden. Lautlos betete Alena zu Gott, dass ihr Gemahl ihm nicht seinen Namen geben wollte. Sie selbst hätte den Kleinen gern Gabriel genannt. Gabriel, der Gesandte Gottes. Genau das war er. Vielleicht sollte sie den Mut fassen und Gotthardt fragen, ob er damit einverstanden wäre.
    Als hätte sie ihn mit ihren Gedanken herbeigerufen, öffnete sich plötzlich die Tür, und Gotthardt trat freudestrahlend ein.
    Als er jedoch seinen Sohn erblickte, gefror das Lächeln auf seinen Lippen. Wie angewurzelt blieb er einige Schritte vor ihr stehen, hob die Hand und zeigte mit einem Finger auf den Kleinen. »Was ist mit seinem Haar? Es ist weiß wie das eines Greises«, stieß er aufgebracht hervor. In seinen Augen stand blankes Entsetzen geschrieben.
    Alena spürte, wie ihr Herz zu rasen begann. »Aber, Gotthardt, ich selbst habe doch auch helles Haar.«
    »Hell, aber nicht weiß«, gab Gotthardt angewidert zurück. »Etwas stimmt nicht mit ihm.« Zögernd trat er näher und beäugte seinen Sohn mit einem mürrischen Gesichtsausdruck.
    Bitte, schlag nicht die Augen auf! , flehte Alena stumm den Kleinen an. Noch nicht. Erst wenn er sich ein wenig beruhigt und seine Liebe für dich entdeckt hat.
    Doch ihr Sohn gehorchte ihr nicht. Er wandte das Köpfchen und hob schläfrig die Lider.
    Gotthardt starrte das Kind an, als blickte er in einen Drachenschlund. »Das ist eine Ausgeburt der Hölle!«, stieß er mit zitternder Stimme hervor und kniff die Augen zusammen. »Ich wusste es! Du hast dich mit dem Dämon eingelassen und Unheil ins Haus gebracht.« Er stürzte sich auf Alena, krallte die Finger in ihren Arm und riss sie fast aus dem Bett. »Du bist an allem Elend schuld!«
    Alenas Herz raste. Ihr Mann stand kurz davor, die Besinnung zu verlieren. »Er ist dein Sohn. Ein Gesandter Gottes, kein Dämon!«, schrie sie verzweifelt. Der Kleine begann in ihrem Arm zu greinen. Alena umfasste ihn und hielt ihn Gotthardt entgegen. »Dein Sohn, Gotthardt! Dein Sohn! Sieh doch nur!« Sie schüttelte den Kleinen unbeherrscht, der daraufhin lauthals zu schreien anfing. Was tat sie da nur? So fügte sie dem zarten Wesen sicher Schmerzen zu. Das schlechte Gewissen überfiel sie, und sie bettete das Kind wieder behutsam in ihren Arm. Dabei schossen ihre Augen Giftpfeile auf Gotthardt.
    Der taumelte rückwärts und ließ sich auf der Truhe unter dem Fenster nieder. Schnaubend senkte er das Gesicht in seine Hände. »Das ist nicht mein Sohn, das ist ein Dämon«, schluchzte er.
    Alena starrte ihn fassungslos an. Wie konnte er so etwas behaupten?
    Plötzlich sprang Gotthardt auf. »Du Hure!«, schrie er. »Du Hure des Satans! Mach, dass du aus meinem Haus verschwindest!«
    In Alenas Ohren rauschte das Blut. Dies war das Haus ihres Vaters, nicht sein Haus. Doch noch ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte, hatte Gotthardt sie samt dem Kind aus dem Bett gezerrt. Alenas Beine waren weich wie Brei. Den Kleinen hielt sie fest umklammert und drückte ihn beschützend an ihre Brust. »Gotthardt, bitte nicht! Ich bin deine Frau,

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