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Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Magd und das Teufelskind: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriele Breuer
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fließen begann, lehnte sie sich erleichtert zurück. In Gedanken war sie bei Gabriel und stellte sich vor, wie er ein sattes Glucksen von sich gab. Beinahe wären ihr die Augen zugefallen, doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie Iven noch aufsuchen musste. Sie zog sich hastig die Dienstkleidung über, die bereits in der Truhe lag, und verließ die Kammer.
    Mit klopfendem Herzen betrat sie Ivens Unterkunft. Er saß an einem Tisch und kratzte mit einem Messer etwas in eine Steinplatte. Als Alena näher trat, erkannte sie die Umrisse eines Ungeheuers, das den Schlund aufgerissen hatte.
    Iven hob den Blick und hielt ihre Augen gefangen. »Was ist los, Alena?«
    Nun ließen sich die Tränen nicht mehr zurückhalten. Alena setzte sich auf das Bett und begann zu schluchzen. Erst nach einer Weile, als sie sich beruhigt hatte, erzählte sie ihm alles. Sie setzte ein in der Nacht, in der Gabriel gezeugt wurde, und schloss bei ihrem Abschied vom Hof der Kappesbäuerin.
    Iven erhob sich, trat auf sie zu und ließ sich neben ihr nieder. Sorgenfalten hatten sich in seine Stirn gegraben. Zaghaft griff er nach ihrer Hand. »Dein Mann ist nicht eine der Tränen wert, die du ihm nachweinst.«
    Die Wärme, die Ivens Finger auf ihrer Haut hinterließen, strömte durch Alenas Arm. Sie drückte ihre Hand fester in seine, um noch mehr davon zu spüren. »Ich weine nicht um Gotthardt. Ich weine um mein Kind, das seine Mutter nur einmal in der Woche sehen darf, weil sein verfluchter Vater glaubt, ich hätte mit einem Dämon das Bett geteilt«, schnaubte sie und biss die Zähne zusammen.
    »Erzähl mir von deinem Sohn.«
    Alena rang sich ein Lächeln ab und berichtete, wie sie ihre Liebe zu Gabriel entdeckt hatte. Als Iven ihr eine Strähne aus der Stirn schob, hielt sie den Atem an, wehrte sich jedoch nicht gegen seine Berührung.
    Sie war nicht mehr allein. Iven war bei ihr, und schon sah die Zukunft nicht mehr so schrecklich finster aus wie noch wenige Stunden zuvor.

16. K APITEL
    A lena lief die letzten Schritte in Richtung Eigelsteintor. In der vergangenen Nacht hatte sie kaum geschlafen, so sehr freute sie sich auf Gabriel. Fünf Albus befanden sich in ihrer Schürzentasche. Das würde sicher reichen, um die Bäuerin zu bezahlen.
    Die Bauersleute arbeiteten am Ziegenpferch und schienen nicht zu bemerken, dass Alena den Hof betreten hatte.
    »Wann bringt das Weibsbild endlich das Geld? Ich sag’s dir, die lässt sich nicht mehr blicken, hat sie ihr Balg doch gut untergebracht.« Knütterhens stach die Forke in den Misthaufen.
    »Der Totengräber, der dich mal unter die Erde bringt, muss dir noch mit der Schippe aufs Maul hauen, damit du endlich Frieden gibst.« Mettel öffnete den Pferch und trieb die Ziegen mit Stockhieben auf den Hof.
    »Was nimmst du auch ein Balg mit roten Augen auf? Haben wir nicht schon genug Sorgen mit unserem eigenen Gör?«
    »Hätte ich es nicht aufgenommen, wäre es sein Verderb gewesen.«
    »Pah! Und was geht das uns an? Hilft uns etwa jemand?«
    »Ja, ich!«, mischte Alena sich nun ein. »Ich bringe euch euer Geld. Es ist mehr, als die Milch wert ist, die Gabriel trinkt.«
    Mettel grinste. »Siehst du, Knütterhens! Eine Hand wäscht die andere.«
    »Ach, Weib …« Zähneknirschend warf der Bauer die Forke in den Misthaufen und stapfte in die Scheune.
    »Wo ist Gabriel? Geht es ihm gut?« Alena schaute sehnsüchtig zum Wohnhaus.
    »Ja, Mädchen, die Ziegenmilch bekommt ihm prächtig. Im Augenblick wacht Billa bei ihm.« Mettel sperrte den leeren Pferch zu.
    Die Ziegen hatten sich im Hof verteilt und knabberten gefräßig an dem spärlichen Grün, das aus den Ritzen wuchs.
    Ein zufriedenes Lächeln huschte über Mettels Lippen. »Komm, lass uns ins Haus gehen.«
    Kaum in der Wohnstube angelangt, schnürte Alena schon ihr Mieder auf. Sie konnte es kaum erwarten, ihren Sohn zu stillen.
    Mettel schaute auf Alenas Brust. »Ich glaube, er hat noch keinen Hunger.«
    Die Ellbogen auf den Tisch gestützt, beugte Billa sich über das Körbchen. »Ich habe ihn eben erst gefüttert«, verkündete sie stolz und kicherte. »Es ist spaßig, anzuschauen, wie gierig er die Milch aus dem Tuchzipfel saugt.«
    Enttäuscht schloss Alena das Mieder. Die Milch in ihren Brüsten drückte so sehr, dass sie diese am liebsten ausgewrungen hätte. Nun musste sie eine qualvolle Weile warten, bis Gabriel erwachte. Sie hob ihn aus dem Korb und bettete ihn in ihrem Arm. Ihr Kind in der Obhut einer Fünfjährigen zu wissen, war

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