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Die Magd von Fairbourne Hall

Die Magd von Fairbourne Hall

Titel: Die Magd von Fairbourne Hall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Klassen
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verstummte. Dann sagte sie: »Äh … wo hattest du es versteckt?«
    »Ganz unten in meinem Koffer. Ich hätte nie gedacht, dass es mal einen Anlass gibt, es auszugraben.«
    Margaret schluckte ihre Fragen hinunter und lächelte. »Ich bin froh, dass du es getan hast.«

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
19

    Der Dienstbotenball war ein immer wiederkehrendes
Ereignis im ländlichen Leben.
    Giles Waterfield und Anne French, Below Stairs
    Schließlich war der Tag des Dienstbotenballs gekommen. Tatsächlich mussten die Bediensteten an diesem Tag kaum arbeiten. In gewisser Weise war es ungünstig, dass Miss Helen auf Margarets Vorschlag hin noch fremde Gäste eingeladen hatte, denn daraufhin mussten sie das Haus auf Mrs Budgeons Geheiß an den Tagen davor noch gründlicher putzen und wienern als sonst. Doch sie waren gestern rechtzeitig mit allem fertig geworden.
    Das Dienstbotenzimmer war nach dem Mittagessen geschlossen worden; nur Mrs Budgeon, Mr Hudson und der Laufjunge durften hinein. Sie schmückten den Raum für die abendlichen Festlichkeiten.
    Monsieur Fournier schuftete den ganzen Tag und bereitete nicht nur die Mahlzeiten der Herrschaft zu, sondern zusätzlich ein üppiges Büfett für den Ball. Doch er wirkte glücklich trotz der vielen Extraarbeit und lächelte und sang in einer amüsanten Mischung aus Englisch, Französisch und Fantasiesprache vor sich hin. Seine Hände flogen förmlich, bestäubten diese Speise mit Zucker, steckten in jene einen Thymianzweig.
    »Heute Abend werdet ihr sehen, was euch normalerweise entgeht! Und morgen gibtʼs dann wieder angebrannte Würstchen und Wassersuppe. Quel dommage !«
    Margaret bot an, Betty zu frisieren, und bevor sie sichʼs versah, standen noch vier andere Frauen um sie herum in Miss Nashs Zimmer und wollten ebenfalls frisiert werden. Margaret legte Locken, steckte hoch, puderte und tupfte Rouge auf, doch ihren Kajalstift rückte sie nicht heraus. Sie wollte nicht, dass jemand auf Ideen kam.
    Fiona trug ihr eigenes Kleid, nahm jedoch ein Paar lange Handschuhe an und erlaubte Margaret, ihre Frisur mit einer Seidenblumenagraffe zu schmücken. Betty, Hester, Jenny und Hannah trugen ihre aufgearbeiteten Kleider. Margaret lehnte ab, als sie vorschlugen, dass sie auch eines dieser Kleider anziehen sollte; sie wollte keine Aufmerksamkeit erregen, vor allem, da sie wusste, dass Nathaniel Upchurch zumindest während der ersten paar Tänze anwesend sein würde. Und Joan? Sie hoffte, ihr früheres Mädchen würde sie nicht verraten.
    Sie schlüpfte in das blaue Kleid, das sie auf dem Maskenball getragen hatte, doch ohne Schürze. Anstelle ihrer Haube trug sie ein breites blaues Band – zum Schmuck, aber auch um sicherzustellen, dass die Perücke beim Tanzen nicht verrutschte.
    Um halb sechs ratterte der erste Wagen aus Hayfield die Einfahrt herauf, schon bald gefolgt von einem Wagen mit Männern, jung und alt, in Sonntagskleidung. Um sieben Uhr wurden die Türen des Dienstbotenzimmers weit geöffnet. Der lang gezogene Raum schimmerte im Licht der mit Efeu und bunten Papiergirlanden geschmückten Kerzenleuchter. Über den Steinfußboden waren zum Tanzen Holzbohlen verlegt worden. Das Büfett war geschmückt mit Schalen voller leuchtend bunter Chrysanthemen, frischer Früchte und Grünzeug – kleinen Kunstwerken, die Margaret geholfen hatte zu arrangieren. Dazwischen standen Servierplatten mit gebratenem Truthahn, Salaten und dem größten gebeizten Lachs, den sie je gesehen hatte. Er schwamm in einer Krabbensoße, das Maul weit aufgerissen, die Augen geöffnet, Kopf und Schwanz nach innen gebogen, damit er überhaupt auf die Platte passte. Außerdem gab es köstlich aussehende Desserts – Stachelbeertörtchen, Flammeri und Weincreme in großen Gläsern. Miss Helen und Mr Hudson, die wussten, dass die Anwesenden höchstwahrscheinlich ein wenig Weinpunsch oder Ale trinken würden, hatten beschlossen, das Essen gleich zu servieren, statt ein spätes Abendessen aufzutragen.
    Margaret beobachtete nervös, wie die Gäste eintrafen. Sie wartete auf Joan. Hoffentlich hatte ihre strenge Haushälterin ihr erlaubt zu kommen.
    Da war sie, in dem blauen Kleid, an das Margaret sich erinnerte, aber ohne Schürze. Statt einer Haube trug sie eine Perlenschnur um ihr sorgfältig frisiertes Haar. Joan blickte nicht zu ihr herüber. Ignorierte sie sie? Sollten sie so tun, als kennten sie einander nicht, um gar nicht erst Anlass zu Fragen zu geben? Doch Margaret sehnte sich danach, wieder einmal

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