Die Maggan-Kopie
Unrealistisch. Es würde ja sowieso nicht beim reproduktiven Kl o nen bleiben. Die Wissenschaftler würden nicht die Finger vom Erbgut lassen können und das Klonen mit der Gentechnik kombinieren. Dann wäre der Grundstein von all diesen Holl y wood-Zukunftsvisionen gelegt. Nein, nicht mit ihm! Das Geschrei der Journalisten riss ihn aus seinen Geda n ken.
Der Haupteingang schied also als Fluchtweg vor der aufgeregten Reporterschar aus. Seine Parlament s kollegen versuchten teilweise durch die Tiefgarage zu entkommen, doch auch da lauerten diese Blutsauger. Egal, welche Meinung jemand vertrat, diese Journalisten hatten genau die entgegeng e setzte und diese war die Meinung des Volkes – so drehten sie es jede n falls.
Ein Sicherheitsbeamter in Uniform winkte ihm verschwörerisch zu und deutete auf den Versorgung s trakt. Anderson verstand und entschwand durch die Tür zur Kantinen-Küche. Die Küche war leer. Glä n zend geputzter Edelstahl umgab ihn. Reihen von Messern verschiedenster Längen und Formen lagen so r tiert auf einer Ablage. Es wirkte beängstigend, fast wie ein Operationssaal. Er öffnete vorsichtig den Hi n terausgang der Küche. Dieser führte in eine kleine Seitengasse, die gesäumt war von Mülltonnen aller Größen und Farben. Es roch nicht gerade einladend. Die Gasse war leer. Er schlüpfte durch die Tür, die mit einem leisen Klicken unwi e derbringlich ins Schloss einrastete.
Rechts führte die Gasse wieder auf die Hauptstraße, wo die Journalisten laue r ten. Dieser Weg schloss sich also von selbst aus. Anderson drehte sich nach links und tastete sich durch die düstere, stinkende Gasse. Zu beiden Seiten türmten sich kalte Betonwände in den Himmel. Er hob sich blutrot von den dunkelgrauen Häuserwänden ab. Dort gab es keine Fenster in den Fassaden. Was für eine Au s sicht hätte der potentielle Betrachter auch schon g e habt?
Anderson war in Gedanken versunken, als es plötzlich vor ihm raschelte. Er blieb stehen und lauschte, doch die einzigen Geräusche, die er vernahm, waren das entfernte Grölen der Menge und sein eigener Puls, der ihm bis in den Hals schlug. Plötzlich sprang eine Katze fauchend zwischen zwei großen, schmutzig-gelben Müllcontainern hervor und verschwand in der Dunkelheit. Anderson blieb fast das Herz stehen. Als er jedoch sah, dass es eine Katze war, lachte er erleic h tert auf.
Der Schatten löste sich so geschmeidig und langsam aus dem Dunkel, dass die Regung auch von einer sich bewegenden Lichtquelle herrühren konnte. Doch das war es nicht. Es war ein Mensch, der plötzlich zirka zehn Meter vor Anderson stand. Der Abgeordnete stutzte.
„Was wollen Sie? Gehören Sie zu den Reportern?“, fragte er nervös.
Der Mann gab keine Antwort, bewegte sich jedoch plötzlich, aber langsam, auf Anderson zu. In se i ner Hand blinkte etwas. Vielleicht eine Waffe.
„Wollen Sie Geld?“, fragte Anderson weiter und ging reflexartig langsam rückwärts.
Keine Antwort. Panik ergriff Anderson. Er drehte sich um und rannte in die Richtung, aus der er gekommen war. Dabei ließ er den Aktenko f fer fallen und stolperte über einen Berg Müll. Er rappelte sich wieder auf und stürzte weiter.
Die Hauptstraße war nicht weit. Plötzlich trat ein weiterer Schatten von der Hauptstraße aus in die Gasse. Anderson wollte erst um Hilfe schreien, doch er bekam keinen Ton heraus. Die Tür! , fuhr es ihm durch den Kopf. Er drehte wi e der um und sah den ersten Schatten noch weit genug weg von der Tür. Wer sie auch waren, sie schienen es nicht eilig zu haben. Anderson erreichte schweißg e badet die Tür. Er riss am Türknauf, doch sie rührte sich nicht. Man konnte sie nicht von außen öffnen. Er rüttelte daran, obwohl ihm die E r kenntnis schon gekommen war: Es gab keinen Ausweg. Er schlug mit den Fäusten gegen das Metall. Es lachte ihn nur hallend aus. Die Schatten kamen näher. Er war umzi n gelt.
„Was wollt ihr? Was wollt ihr!“, brüllte er mit trock e ner Kehle.
Der erste Schlag traf ihn kurz über der linken Schläfe. Seine Knie versagten und er ging zu Boden. Er rollte sich zusammen wie ein Fötus und versuchte seinen Kopf mit den Armen zu schützen. Dann prasselten mehrere Schläge auf ihn herab und er spürte, wie der Knochen seines rechten Arms zersplitterte. Plötzlich hörten die Schläge auf. Er keuchte und zitterte vor Schmerz und Angst. Er wus s te, dass er hier nicht mehr lebend herausko m men würde. Einer der Männer zog ihn auf die Beine. Er war breit wie
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