Die Maggan-Kopie
forderte Maggan sie noch einmal auf, dieses Mal noch etwas ei n dringlicher. Als sie sich jedoch immer noch nicht bewegte, schubste Maggan sie in den Gang. Ein paar Sekunden vergingen, bis der Typ an der Au f zugstür sie registrierte.
„He, was suchst du da?“, hörte Maggan den Mann von der Aufzugstür her r u fen. K-Delta X2 stand da, starrte in seine Richtung und ging dann z ö gernd ein paar Schritte zurück.
„K-Delta X2“, antwortete sie. Maggan musste über ihre Naivität lächeln. Dann hörte sie, wie der Mann näher kam. Maggan drückte sich dicht an die Wand und hob die Stahlstange über ihren Kopf. Plötzlich trat der Wächter in ihr Blickfeld und packte K-Delta X2 mit beiden Händen an den Oberarmen. Er schü t telte sie und fragte, was sie hier mache. K-Delta X2 starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an, versuchte aber erst gar nicht sich zu wehren. Der Wächter trug eine Jeans und eine schwarze Jacke. Der Stoff der Jacke glänzte und auf dem Rücken war das Delta-Symbol aufg e druckt.
Maggan visierte den Hinterkopf des Gegners an. Einen kleinen Moment z ö gerte sie, doch dann schlug sie zu. Es krachte und der Mann zuckte zusammen. Er verharrte in seiner Bewegung, als wenn er schoc k gefroren worden wäre. Dann drehte er langsam den Kopf zu ihr um. Maggan war irritiert. Im Film klap p te das doch immer! Seine Augen waren glasig und seine linke Hand versuchte nach ihr zu greifen, doch sie griff ins Leere. Schlagartig versagten seine Knie und er brach lautlos zusammen. Maggan atmete erleichtert aus. Trotzdem zitterte sie ein bis s chen, schließlich war es das erste Mal, dass sie auf einen Menschen eingeschlagen hatte. K-Delta X2 glotzte verwirrt auf den bewusstlosen Mann vor ihren F ü ßen.
„Er wird wieder aufwachen und ziemliche Kopfschmerzen haben“, erklärte Maggan ihr lächelnd. Einem Anflug von Stolz konnte sie sich nicht erwehren. Dann zerrte sie die verwirrte K-Delta X2 zur Fah r stuhltür, zog Harrys Karte durch den Schlitz und die Tür öffnete sich zischend. Als Maggan ihr Spiege l bild hineinziehen wollte, sträubte es sich.
„Das ist verboten“, presste K-Delta X2 hervor.
„Nein, jetzt nicht mehr“, sagte Maggan energisch.
„K-Delta X2 kann da nicht reingehen. Dr. Wong wird sie bestrafen“, antwortete sie angsterfüllt und krampfte sich am Türrahmen fest.
„Wir haben keine Zeit!“, presste Maggan aufgeregt hervor, während sie die junge Frau mit aller Kraft in den Fahrstuhl ziehen wollte. Sie befürchtete, der Wächter könnte jeden Moment wieder aus seinem unfreiwilligen Winterschlaf erwachen.
„Komm schon!“ K-Delta X2s Finger lösten sich von der Tür und Maggan zerrte sie in den Aufzug. Diesmal war der Fahrstuhl aus irgendeinem Grund innen b e leuchtet.
„Vertrau mir!“, flüsterte Maggan.
„Sie werden mich finden!“, rief K-Delta X2 angsterfüllt und deutete auf das Armband. Jetzt verstand Maggan. Das war also eine Art Sender, mit der sie jederzeit den Aufenthaltsort ihrer Klone fes t stellen konnten. Das Ding musste weg. Maggan versuchte es abzureißen, doch es war zu stabil.
„Im Auto habe ich Werkzeug“, sagte sie und drückte auf den roten Knopf. Die Tür schloss sich mit einem gedämpften Zischen und der Lift setzte sich in Bewegung. Es ging nach oben. Nach zermürbenden Sekunden des Wartens öffnete sich die Tür wieder. Einen Augenblick zögerte Maggan, denn sie rec h nete schon mit einem bewaffneten Heer an der Tür. Doch da war nichts als die Du n kelheit des Waldes. Sie traten in die Dunkelheit und die Tür des Liftes schloss sich zischend. Das helle, verräterische Viereck verschwand. Schnell zog Maggan K-Delta X2 hinter sich her in Richtung Zaun.
Plötzlich blieb ihr anderes Ich stehen und hockte sich auf den Boden. Maggan musste natürlich auch stehen bleiben, da sie ihr Spiegelbild an der Hand hielt.
„Was ist das?“, fragte K-Delta X2 und hielt ihr ein Büschel Gras vor die A u gen.
„Gras“, antwortete Maggan desinteressiert. Damit konnte sie sich jetzt nicht befassen. Es gab andere Probleme zu lösen. Sie zog ihr erstauntes Spi e gelbild weiter, bis sie den Zaun erreicht hatten.
„Was ist Gras?“, fragte K-Delta X2 und betrachtete die grünen, dünnen Blä t ter in ihrer Hand.
„Eine Pflanze, ein Lebewesen“, antwortet Maggan und suchte am Zaun nach einer geeigneten Stelle zum Klettern. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sol l te, denn sie hatte noch nie jemandem erklären müssen, was Gras ist. Als sie sich
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