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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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sich nicht.
    »Das würde sich fügen«, sagte einer der Herren. »In Viken hat König Olafr seine Höfe und Verwandtschaft, das ist seine Heimat. Sofern Olafr eine Heimat hat.«
    »Dort greifen wir ihn«, sagte Eyvindr. Der Hersir hob die Augenbrauen.
    »Du willst den Bären in seiner Höhle aufsuchen? Ist das weise?«
    »Dort ist er vielleicht unter seinesgleichen. Aber wenn er erst wieder loszieht, ist er erst recht unerreichbar, denn dann wird ihn sein Heer begleiten. So sind seine Mannen zumindest nicht alle beisammen. Zumal – er wird nicht damit rechnen, dass wir ihn ausgerechnet bei sich zu Hause angreifen.«
    In den Gesichtern der Hersire meinte Kyrrispörr deutlich Unbehagen lesen zu können, im Gegensatz zu den Seimenn, die zustimmend nickten. Nach kurzer Diskussion wurde ihm zugestimmt.
    »So sei es denn«, sagte Jarl Hauknefr. »So wollen wir nun die Einzelheiten besprechen. Ihr, Hersir Ivarr, habt ein Schiff?« Und so wurde jeder Hersir daran erinnert, welche Hilfen er dem Kriegszug der Seimenn zur Verfügung stellen wollte.
    »Ein riskantes Unterfangen«, meinte Hauknefr. »Wahrlich, es wäre besser, Ihr hättet mehr Mannen bei Euch, Eyvindr.« Der Meisterseher winkte ab.
    »Wir sind wenige an der Zahl, aber wir werden die Macht der Götter hinter uns haben.«
    Eyvinds Zuversicht wollte nicht so recht auf Kyrrispörr übergehen. Schon in ein paar Tagen sollte es losgehen, und er fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut. Während einige Männer das geklinkerte Kriegsschiff für seine Reise vorbereiteten, prüfte Kyrrispörr seine Ausrüstung. Ab und zu stieß Laggar von seinem Block einen Ruf aus.
    »Wozu brauchst du denn die?«, hörte er Feilans Stimme hinter sich. Der Junge griff einen Pfeil mit Lanzettspitze aus dem Sortiment, das Kyrrispörr vor sich ausgebreitet hatte.
    »König Olafr trägt sicher einen Kettenpanzer«, erwiderte Kyrrispörr unwillig und nahm Feilan den Pfeil aus der Hand. »Der hier kommt da durch.«
    Er legte drei besonders widerwärtig anmutende Kreuzschneider mit in sich verdrehten Klingenspitzen beiseite, dazu ein paar breitköpfige Pfeile, die besonders gegen Ungepanzerte Wirkung zeigten, und ein paar Dreikantpfeile. Feilanr lachte auf.
    »Du glaubst wirklich, dass der Olafr dich an sich ranlässt! Ich glaube eher, er lässt dich aufspießen wie einen Stockfisch, ehe du ihn überhaupt zu Gesicht bekommst.«
    Kyrrispörr legte den Pfeil aus der Hand und nahm einen Runenstab, um Feilan zu zeigen, dass er sich als Seimar von niemandem würde aufspießen lassen, als er ein kleines Mädchen herbeieilen sah. Verzagt trat sie auf der Stelle und traute sich erst auf Kyrrispörrs aufmunterndes Nicken hin zu sagen:
    »Der Eyvindr Kelda wartet auf dich, sagt er, du sollst gleich kommen, sagt er, und der Seher soll kommen, sagt er!«
    Kyrrispörr brauchte einen Augenblick, bis er verstand, was sie mit dem ›Seher‹ meinte. Er nickte dem Mädchen zu, raffte die Pfeile zusammen, ohne Feilan Beachtung zu schenken, ließ Laggar auf die Faust beireiten und eilte, sein Sehergewand anzulegen. Wahrscheinlich, so vermutete er, wollte Eyvindr ihm kurz vor ihrer Abreise noch Wichtiges beibringen. Tatsächlich begann Eyvindr ihn in den Gebrauch von Pflanzensamen einzuweisen: ganz besonders mächtigen Sämereien, wie er sagte. Gemeinsam verteilten sie eine abgezählte Menge aus verschiedenen Tonschälchen auf dreißig Lederbeutel.
    Die Anleitungen dauerten bis in den Abend.
    »Jetzt übe dich mit deinem Falken«, sagte Eyvindr schließlich. »Unterwegs wirst du kaum Gelegenheit dazu haben. Komme, wenn es finster geworden ist und man die Sterne sehen kann, zum Grubenhaus beim Trollstein. Aber beachte: Du darfst nichts bei dir haben außer deinem Falken, und du darfst nichts auf dem Leib tragen außer einem Leinenhemd. Geh jetzt.«
    Kyrrispörr sah Eyvind erstaunt an, aber bevor er nachfragen konnte, hatte der Meisterseher sich wieder einer Schale mit Samen zugewandt.
    Während er die lange Schnur des Federspiels herumwirbelte und Laggar Durchgang um Durchgang darauf fliegen ließ, gingen ihm Eyvinds Worte nicht aus dem Kopf. Ein Kribbeln erwachte in seinem Magen. Eyvindr hatte etwas Besonderes mit ihm vor, das war klar. Aber was? Schließlich war er bereits zum Mann geschlagen worden, mehr Feierlichkeiten gab es da nicht.
    Beinahe hätte er das Federspiel zu spät unter Laggar weggezogen – der Falke hatte es schon fast in den Fängen. Kyrrispörr ließ ihn aufsteilen und erlaubte ihm,

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