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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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schlafen würde.
    »Wie war das jetzt mit Olaf Tryggvason und der Heirat?«, wollte er wissen. »Er hat Jarnskegge erschlagen, das weiß ich. Also?«
    Er sah selbst im schwachen Schein der übrig gebliebenen Glut, wie ihre Augen böse aufflackerten.
    »Es stimmt«, stieß sie schließlich hervor.
    »Was?«
    »Ich wurde mit Olaf Tryggvason verheiratet.«
    »Und wie …?«
    »Ich wollte ihn erdolchen! Gleich in der Hochzeitsnacht. Aber er war zu stark!« Ihre Stimme war voller Schmerz und Enttäuschung. »Nicht einmal einen Kratzer habe ich ihm beibringen können. Nicht mal einen Kratzer!«
    »Und du lebst noch?« Kyrrispörr rückte unwillkürlich ein Stück von ihr ab, als würde sie immer noch einen Dolch bereithalten.
    »Er hat mich ziehen lassen, ja. Hat nur gelacht und mich gehen lassen! Ich wünschte, er hätte mich getötet. Aber dann hätte er bei meinen Verwandten wieder in der Schuld gestanden. Aber so … Ich hasse ihn!« Sie spuckte aus. Kyrrispörr spürte, wie sie wieder näher an ihn heranrückte, und wie ihre Hand unter die Decke wanderte – und als ihre Finger über seinen Bauch strichen, durchfuhr ihn plötzlich ein schrecklicher Verdacht. Wie vom Bogen geschnellt, sprang er auf und starrte auf sie hinab.
    »Olafr hat dich ziehen lassen? Oder hat er dich geschickt, um in Wirklichkeit mit mir das zu machen, was du erzählt hast? Sollst du mich meucheln?«
    Für einen Augenblick sah er Bestürzung in ihrem Gesicht, die von einem Ausdruck abgrundtiefer Enttäuschung abgelöst wurde. Plötzlich wurde ihre Miene hart. Er gewahrte eine Bewegung unter der Decke – und ehe er reagieren konnte, war ihre Linke emporgeschossen, gab ihm einen leichten Schlag in sein Gehänge, sodass er erschrocken zusammenfuhr und sein Kopf in ihre Reichweite kam, und schon hatte sie ihn um den Hinterkopf gepackt und zu sich heruntergedrückt, dass er fast einen Purzelbaum machte. Als er dicht vor ihr war, sah er aus den Augenwinkeln ein Messer in ihrer Rechten. Sie fasste nach und drückte ihm die Klinge an die Kehle.
    »Wenn ich das wollte, hätte ich es längst getan«, zischte sie. Dann nahm sie das Messer fort und ließ ihn los. »Nein, ich habe es versucht, Olaf umzubringen. Aber er ist ein Mann, den man nicht so einfach in den Griff bekommt.« Sie wartete, bis er sich wieder niedergelegt hatte.
    »Du hast wirklich gedacht, ich könne eine gedungene Mörderin sein? König Olafr hat mit Hinterlist meinen Vater ermordet, nur so konnte er ihn überwinden! So, wie Olafr immer ist. Ich bin mit meinen treuesten Gefolgsleuten geflüchtet.«
    »Aber er hat dich doch geschont?«
    Gurun lachte freudlos.
    »Trotzdem unterwerfe ich mich ihm nicht, und wenn ich ihm oder seinen Leuten abermals begegne, wird er weniger galant sein! Nein, ich bin sicher, dass er mich verfolgen lässt – seine Milde hat er längst bereut. Ich habe Kunde von seiner Verschlagenheit in alle Lande bringen lassen.«
    »Warum sammelst du nicht ein Heer gegen ihn?«
    »Olafr ist zu mächtig geworden. Mein Vater hätte es schaffen können, aber jetzt … Jetzt kommst du ins Spiel!«
    Kyrrispörr sah sie erstaunt an.
    »Ich?«
    »Ja! Du musst ihn töten. Das ist ja auch deine Bestimmung!«
    »Ja … natürlich …, aber …«
    »Du musst zurück nach Norwegen. Es gibt ein Dorf, das abgeschieden genug liegt und trotzdem nahe bei Olafs Liegeplätzen, das dir als Lager dienen kann.«
    »Weißt du etwas von Æringa?«
    Er bemerkte sofort, dass er einen Fehler gemacht hatte.
    Gurun schien bei der Erwähnung des Namens kurz zu Eis zu erstarren. Sie blickte zu Boden, atmete tief ein und erwiderte:
    »Æringa ist tot.«
    Jetzt war es Kyrrispörr, der nach Luft schnappte.
    »Tot?«, echote er
    Gurun schwieg für einen Moment, plötzlich begann sie unvermutet zu schluchzen.
    »Ja … in Mæri … Wo auch mein Vater starb!«
    Kyrrispörr musste sich setzen. Er hatte befürchtet, dass Christian schlechte Nachrichten brachte. Aber er hatte nur die Überbringerin schlechter Nachrichten gebracht.
     
    Er hatte sich nicht erklären können, was Huginn ihm hatte mitteilen wollen, als er ihm in Übergröße bei Nacht erschienen war. Auch wenn er es immer noch nicht entschlüsseln konnte, dieses vorwurfsvolle Schweigen, so wusste er doch, dass Guruns Kommen kein Zufall war. Und dass ihre Aufforderung, er solle nach Norwegen zurückkehren, keine einfache Bitte war. Jetzt wusste er, dass die Zeit nach Huginns Erscheinen nur nicht reif gewesen war. Jetzt aber war sie

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