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Die Magie des Falken

Die Magie des Falken

Titel: Die Magie des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruben Philipp Wickenhaeuser
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angelandet. Der König hat uns erlaubt, einzufahren! Da kam mir Æringa entgegen, sie war ganz besorgt. Du träfest dich mit einem Boten, aber ein Händler habe gesagt, da sei nur ein alter Kauz in den Speicher gehuscht. Da bin ich gekommen. Es war wohl Zeit.«
    »Oh ja.« Kyrrispörr fuhr sich über den schmerzenden Hals. »Das kann man wohl sagen.«
    Hvelpr klopfte ihm auf die Schultern und reichte ihm die Schwertscheide – mit blanker Waffe in der Stadt gesehen zu werden, war nicht empfehlenswert.
    Dann sah er Æringa. Alle Bedenken waren vergessen. Er fiel ihr in die Arme und drückte ihr einen Kuss auf die Lippen, den sie nur erwidern konnte. Es war gut, dass es bereits dunkelte. Die Gerüchteküche Heiabýrs wäre sonst explodiert, so, wie gerade die Gefühle in Kyrrispörrs Geist explodierten.
    »Die Mannschaft ist in der Herberge dort«, sagte Hvelpr. »Auf Kosten des Königs! Was hast du mit ihm gemacht? Verzaubert?«
    Kyrrispörr lachte und winselte gleich unter den Schmerzen, die es verursachte. Er nahm eine Laterne von Æringa und befragte Hvelp, wie die Fahrt durch die Schlei verlaufen sei. Als er von der Mannschaft begrüßt wurde, war Agantyrs Überfall schon fast vergessen. Einzig der Hals erinnerte ihn zuverlässig daran.
     
    Agantyr ließ sich nicht mehr blicken. Die zahlreichen Menschen, die Kyrrispörr um magische Hilfe baten, schickte er weiter – zu niemand anderem als Agantyr. Doch der Bann hielt: Keiner bekam von dem Alten irgendeine Hilfe. Der Magier war gebrochen.
    Allerdings sah Æringa das Ganze mit Missfallen. Kyrrispörr musste herausfinden, was König Olafr trieb, das war für ihn im Augenblick wichtiger. Außerdem konnte er schwerlich auf Dauer in den Diensten Hárvas bleiben. Allein seine eigenen Männer zu beschäftigen …
    »Gib sie halt in die Wachmannschaften, bis wir ausfahren«, riet Hvelpr.
    Kyrrispörr nickte zustimmend und wandte sich an Hárva. »Ich möchte vor die Tore Heiabýrs und Flugtraining mit den neuen Falken machen.« Hárvar nickte zustimmend.
    »Schau nach dem Großen. Er ist etwas zu großzügig beim Ringholen – er verausgabt sich zu schnell.«
    Kyrrispörr ging von den Ställen vorn durch den Kochbereich, wo sich Gurun und Æringa angifteten. Als er sie überrascht ansah, wandten sie sich wieder schmollend ihren Dingen zu; aber sobald er hinaus war, hörte er, wie sie drinnen wieder anfingen. »Weibsbilder«, grinste Hvelpr.
    Der Jarl empfing sie mit einem Hauch von Freundlichkeit – und das war bei ihm fast so viel wie bei anderen eine herzliche Umarmung. Kyrrispörr setzte ihm sein Anliegen auseinander. Zu seinem Erstaunen stimmte der Jarl zu.
    »Wir werden sie einteilen bei unseren Mannen. Bei der Gelegenheit. Der König, Sveinn Tjúguskegg, hat sich angekündigt. Er ist wohl von dem Falken sehr angetan.«
    Damit vertiefte der Jarl sich wieder in einen Pergamentbogen. Es war das Zeichen zu gehen.
    »Der König kommt«, murmelte Kyrrispörr, während sie zurückgingen. »Ob er Hárva besuchen wird?«
    »Sicher«, sagte Hvelpr.
    Als sie Hárvas Haus betraten, spürten sie sofort die frostige Atmosphäre zwischen Æringa und Gurun. Die Frauen saßen mit den Rücken zueinander an den entferntesten Ecken des Raumes und schnitten Gemüse. Kyrrispörr seufzte.
    Als er am Abend hinausging, gesellte sich Æringa zu ihm. Sie strich ihm sanft über die Wangen.
    »Verzeih, dass Gurun und ich uns streiten«, flüsterte sie. »Ich habe etwas für dich.«
    Kyrrispörr schlug das Herz höher, endlich wieder nicht aus Angst, sondern vor Glück. Æringa drückte ihm einen Umschlag aus Leder in die Hand. Als ihre Finger dabei die seinen berührten, wanderten feine Blitze seinen Arm hinauf.
    In dem Umschlag lag ein Silberkreuz am Lederband.
    »Bitte trag mein Geschenk«, bat sie. Kyrrispörr wusste genau, was das bedeutete: Wer ein Kreuzlein um den Hals trug, war entweder getauft oder hatte zumindest die Primsegnung erhalten. Hárvar trug ebenfalls eines, und Kyrrispörr wusste, dass er sich nicht sonderlich um Glaubensdinge scherte – und wenn er es tat, huldigte er sogar den alten Göttern. Er wusste nicht, was er sagen sollte, da drückte Æringa ihm einen Kuss auf die Wange und verschloss seine Lippen mit ihren Fingern. Im gleichen Moment, in dem er den Anhänger einsteckte, war ihm klat geworden, dass er damit seine Zustimmung zur Primsegnung gegeben hatte.
    Gurun gegenüber erzählte er nichts davon. Es gehörte nicht viel Fantasie dazu, sich vorzustellen,

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