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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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für einen der Zweiten Götter dienen sollte.
    »Und so haben wir uns in dieser Nacht zusammengefunden, um Kantrill das Blut eines Ungläubigen darzubieten, auf dass seine Macht wachse und gedeihe«, intonierte eine männliche Stimme. »Möge er eines nicht mehr allzu fernen Tages zurückkehren, um zusammen mit seinen Brüdern und Schwestern die Rückkehr ihres Vaters und unseres Gottes Tzulan vorzubereiten.«
    Das Ritual schien eröffnet, die Begleiter des Sektierers murmelten Beschwörungsformeln.
    Schritte näherten sich dem Wandschrank. Knarrend klappte eine der Türen auf.
    Pashtak erkannte durch die Lücke, dass es insgesamt vier identisch maskierte Männer in einfacher, unauffälliger Kleidung waren, die am Boden knieten und das Kind, das sie geknebelt hatten, in die Mitte der Symbole gelegt hatten. Einer der Männer roch für ihn vage bekannt.
    Der Fünfte, eine Nackthaut, stand zum Greifen nah vor ihm und nahm nach winzigem Zögern den Dolch aus dem Regal. Ehrfürchtig wandte er sich wieder der Gruppe zu und ließ die Tür des Wandschranks einen Spalt offen, sodass der Inquisitor in der Lage war, jede Einzelheit des Schauspiels zu verfolgen.
    Offenbar war der Ablauf des Rituals wesentlich komplizierter, als Pashtak es vermutet hätte. Dem Opfer einfach nur die Gurgel zu durchtrennen genügte augenscheinlich nicht.
    Eine gute halbe Stunde lang ereignete sich nichts außer den sich ständig wiederholenden Gebeten, adressiert an einen der Zweiten Götter. Das Kind, ein Mädchen von geschätzten acht Jahren, hatte das Jammern aufgegeben und lag teilnahmslos auf dem kalten Steinboden. Plötzlich stockte einer der Maskierten und verfiel in Schweigen. Schließlich seufzte er und hieb mit der Faust auf den Boden. »Ich entschuldige mich.«
    »Wegen deines Fehlers müssen wir von vorn beginnen«, sagte der Mann mit dem Dolch verärgert und erhob sich von seinem Platz.
    »Seht ihr? Ich habe gleich gesagt, wir sollten keine Anfänger zu einer Zeremonie mitnehmen«, meinte ein anderer besserwisserisch; seine Stimme klang dumpf und verzerrt hinter der Verhüllung. »Er mag seine Tochter opfern, aber es war einfach zu früh, ihn hierher zu bringen.«
    »Schweig«, herrschte ihn der Anführer an. »Es kann uns allen passieren. Die Textpassagen sind anspruchsvoll.« Er wandte sich dem Versager zu. »Aber es war dein letzter Fehltritt. Einen weiteren werden wir und Kantrill dir nicht mehr verzeihen. Wir beginnen nach einer kurzen Pause wieder von vorn.«
    Der Besserwisser sah in Richtung des Bottichs. »Wir sollten die vergammelnden Körper aus dem Haus schaffen, bevor der Geruch noch übler wird und die Nachbarn aufmerksam werden. Das Versteck ist zu gut, um es zu verlieren.«
    »Da haben es unsere Brüder und Schwestern in Ulsar wesentlich einfacher«, lachte ihr Ritualmeister. »Wenn der Kabcar wüsste, dass viele der Kranken, die in die Kathedrale zum Beten gehen, in gewisser Weise direkt zu Gott finden … Ich glaube nicht, dass der Herrscher von der ständigen Benutzung des Opferlochs auch nur einen blassen Schimmer hat. Unsere Tarnung ist ausgezeichnet.« Die Sektierer lachten zufrieden.
    Pashtaks Aufregung wuchs. Diese Neuigkeiten mussten zum Herrscher gelangen, damit er wusste, was die Tzulani ohne sein Wissen trieben – und das nicht nur in Ammtára oder in Braunfeld.
    »Wie lange wird es noch dauern, bis er mit den Lehren Ulldraels endgültig bricht?«, fragte der Versager. »Wann ist unsere Zeit im Verborgenen beendet?«
    »Wir müssen noch Geduld haben«, erklärte der Mann und betrachtete versonnen den Ritualwerkdolch. »Noch ist der Kabcar nicht so weit, auch wenn wir uns bereithalten. Aber die Prophezeiung hat sich nun schon in so vielen Punkten erfüllt, dass der endgültige Anbruch der Dunklen Zeit nicht mehr fern sein kann.« Die Klinge wurde ruckartig aus der Scheide gerissen. »Es ist der Vorabend, Brüder. Die Nacht benötigt immer ein wenig Zeit, bis sie sich über das Land erstreckt, doch es wird stets finster. Wenn wir keinerlei Fehler machen«, seine Augen richteten sich auf den Versager, »und unseren Teil dazu beitragen, unsere Fürsprecher, die Zweiten Götter, zufrieden zu stellen, werden wir schon bald als Diener Tzulans über alle anderen herrschen, wie er es uns einst in seinen Schriften versprach. Und diese Dunkle Zeit wird keine Sonne kennen.« Er bedeutete den anderen, sich zurück an ihre Positionen zu begeben. »Fangen wir an.«
    Das ist eine Verschwörung! Pashtak schüttelte sich. Ich

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