Die Magie Des Herrschers
seine Kehle sich immer noch anfühlte, als hätte man ihm ein Stück glühendes Eisen in den Schlund geschoben, stand er auf und rief nach der Wache. Als er keine Antwort erhielt und schließlich an der Tür rüttelte, stellte er fest, dass sie nicht verschlossen war.
Pashtak verließ die Zelle und stieg die Treppe hinauf ins Erdgeschoss der Wache. Unweigerlich musste er an die Erlebnisse im Kaufmannshaus denken.
Ein Beamter begrüßte ihn und brachte ihn sofort zu Ozunopopp, in dessen Schreibstube ein Frühstück auf Pashtak wartete. Dankbar setzte er sich und schob sich nacheinander Brot, Wurst und Schinken in den Mund, wobei es ihm ein bisschen peinlich war, dass ihn eine Nackthaut beim Essen zusah.
Pashtak gehörte nicht zu den Wesen, die leise kauen konnten, was Ozunopopp jedoch keine Probleme zu bereiten schien. Er berichtete ihm ungerührt, was er inzwischen entdeckt hatte.
»Die Leichen im Bottich haben wir als die Frau des Händlers sowie die Bediensteten identifiziert«, begann er. »Ich hoffe, es stört Euch nicht, dass ich darüber rede, während Ihr mit Essen beschäftigt seid?« Der Inquisitor wedelte mit seiner freien Hand, mit der anderen fischte er Schinkenstreifen zwischen den Zähnen hervor. »Dem Mädchen wurde die Kehle im Gegensatz zu den anderen Leichen geradezu unfachmännisch durchschnitten, was auf die große Eile der Mörder zurückzuführen ist. Wir versuchen noch herauszufinden, wer das arme Ding war. Die Zeichnungen am Boden wurden größtenteils durch den Saft des Eingemachten verwischt, sodass wir sie nicht mehr vollständig kopieren konnten.«
»Ich entschuldige mich dafür«, sagte Pashtak bedauernd und reichte dem Obristen den Zettel mit den Abdrücken der Symbole, die sich auf der Klinge des Ritualdolches befanden. »Ihr fertigt Euch ein Duplikat hiervon an, und ich mache mir eine Nachbildung von den Zeichnungen am Boden des Kellers, einverstanden?« Er schenkte sich Wasser ein. »Nun haben die Leute einen Fehler begangen, indem sie ein Kind umgebracht haben, das offensichtlich zur Stadt gehört. Wenn Ihr herausfinden könnt, wer sie war, so habt Ihr in dem Vater einen aus der Bande. Vermutlich werdet Ihr durch ihn die Namen der anderen erfahren können.«
»Das sehe ich genau so«, bestätigte Ozunopopp. »Im Übrigen besaß einer der Mörder die Dreistigkeit, sich unter die Zuschauer zu mischen, die Eurer improvisierten Hinrichtung beiwohnen wollten.« Er langte neben sich und brachte eine Maske zum Vorschein. »Die haben wir im Keller gefunden. Wenn ich mit meinen Vermutungen richtig liege, hat er sich irgendwo dort versteckt gehalten und gewartet, bis andere Bürger angerannt kamen, um nach dem Rechten zu schauen.«
»Leichen«, murmelte Pashtak grüblerisch, schnüffelte an der aus Holz gefertigten Larve und nahm den Geruch ihres Trägers auf. Er kam ihm bekannt vor.
»Hatte ich es nicht erwähnt?«, fragte der Offizier, der dachte, die Bemerkung richte sich an ihn.
»Nein, nein, Obrist«, sagte der Inquisitor schnell. »Euer Beamter, der mich gestern so freundlich empfing …«
»Wogoca«, ergänzte sein Gegenüber.
»… fragte mich gestern, ob ich denn etwas anderes entdeckt hätte außer den Leichen .«
»Und?«
»Mir ist es zunächst auch nicht aufgefallen.« Pashtak freute sich insgeheim ein wenig über das Unverständnis des Mannes. » Leichen« , wiederholte er betont. »Wenn ich mich recht erinnere, so hat niemand in der Menge ein Wort davon gesagt, dass mehr als eine Tote im Keller liegt.«
Der Gesichtsausdruck Ozunopopps änderte sich langsam, wechselte von fragend zu ungläubig. »Sie haben mir nur gesagt, ich solle mir etwas im Keller ansehen. Das bedeutet …«
»Wo war Wogoca, als Ihr am Tatort eintraft?«, wollte der Inquisitor wissen und versenkte seine Zähne mit Wonne in einem Stück Brot. »Überlegt gut, Obrist.«
Die Stirn des Mannes zog sich in Falten, er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und dachte nach. »Ich weiß es nicht. Er stand plötzlich neben mir.« Mit der flachen Hand schlug er auf den Schreibtisch. »Das wäre aber ungeheuerlich.«
»Es kommt noch viel besser«, kündigte Pashtak an und erzählte all die Einzelheiten, die er aus seinem Versteck heraus vernommen hatte. »Somit ist stark anzunehmen, dass die Tzulani die letzten Jahre genutzt haben, um in alle wichtige Ämter einzudringen«, beendete er seine Ausführungen. Er fühlte sich großartig, dem Obristen Dinge zu erklären, die er – ein Wesen, das von den
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