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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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geworden wäre. »Die drei sind allemal mächtiger als er«, sagte er zu seiner Ziehtochter.
    »Wenn Sinured schon da ist und sich wohl auch einige der Zweiten Götter auf Ulldart aufhalten, was könnte dann noch schlimmer kommen?«, hielt Soscha dagegen.
    Keiner wagte es, darauf zu antworten.
    Aber aller Augen wanderten zum Fenster, um die rot glühenden Doppelgestirne Arkas und Tulm zu betrachten, um die herum sich der Sternenhimmel so drastisch gewandelt hatte.

    Zwei Stunden später betrat Soscha staunend die hohe, von Säulen getragene Halle. Das Licht der Monde fiel durch das offene Kuppeldach und beschien das lange, mannshohe Steinrechteck in der Mitte des riesigen Gebäudetrakts.
    Wie Perdór ihr erzählt hatte, saßen neun Kriegerinnen und zehn Krieger mit übereinander geschlagen Beinen und geschlossenen Augen auf dem riesigen Podest. Für die Ulsarin hatte es den Anschein, als badeten die statuengleichen Kämpfer in den silbrigen Strahlen der Nachtgestirne, wie sich die Menschen an der Wärme der Sonnen erfreuten.
    Es waren die Männer und Frauen, die sie vor mehr als drei Monaten durch das nächtliche Meddohâr hatte gehen sehen. Auf der Brustseite aller Panzerungen prangten die goldenen Intarsien in einem unbekannten Muster. Auch wenn das fahle Mondlicht sie beleuchtete, erkannte die junge Frau ihr magisches Glühen.
    »Setz dich.« Einer der Kensustrianer deutete auf ein Kissen vor ihm. »Ich bin Tobáar ail S’Diapán, wie du sicher weißt.« Neugierig betrachtete er sie. »Du hast Moolpár gesagt, du wollest mich sprechen und es drehe sich um Magie?«
    Erst nach einem inneren Anlauf schaffte sie es, auf die Frage zu antworten. Zu eindrucksvoll präsentierte sich ihr das Wesen, das an der Spitze des kensustrianischen Reiches stand. »Ich bin in der Lage, die Energien zu sehen, wenn welche vorhanden sind. Bei Euch erscheint mir die Magie ebenso stark wie fremd.« Soscha senkte ihr Haupt. »Wenn Ihr willens seid, mich zu unterrichten, dann bitte ich Euch inständig, mir die Geheimnisse der Magie zu weisen. Ich kenne niemanden sonst, den ich fragen könnte.«
    »Außer deinen Feinden«, meinte Tobáar gelassen. Kalt schimmerten die Reißzähne. »Wenn ich es täte, welchen Lohn könntest du mir bieten?«
    »Ich unterstütze Euch im Kampf gegen die Angreifer«, beeilte sich Soscha zu versichern.
    »Du bist keine Kriegerin, Soscha«, sagte der Kensustrianer mit seiner tiefen Stimme. »Du wärst uns dabei nicht von Nutzen.« Die Abfuhr wirkte für die junge Frau, in der schon Hoffnung gekeimt hatte, wie ein Schlag ins Gesicht. »Hast du eine Ahnung, welcher Erfahrung es bedarf, um diese Gabe zu beherrschen? Vollständig zu beherrschen?«
    »Ich denke, es wird mehrere Jahre dauern«, schätzte sie vorsichtig.
    Ein dunkles, gutmütiges Lachen drang aus Tobáars Kehle. »Dann gebrauchen wir wohl unterschiedliche Arten der Magie.« Er deutete auf die Reihen seiner Kriegerinnen und Krieger. »Was denkst du, wie alt sie sind?« Soscha hatte nicht die leiseste Vorstellung von der Lebenserwartung eines Kensustrianers, daher zuckte sie hilflos mit den Achseln. »Nach eurer Zeitrechnung etwa 230 Jahre«, lüftete der Herrscher das Rätsel. Sein ernstes Gesicht näherte sich dem der jungen Frau. »Und nun errate mein Alter, Mensch.«
    Soschas Herzschlag beschleunigte sich, sie wurde nervös und rang mit aller Kraft gegen den Befehl ihres Instinkts, die Beine in die Hand zu nehmen und vor dem Wesen zu flüchten, das vor ihr saß. Ihr Verstand dagegen wirkte wie gelähmt, und sie brachte kein Wort über die Lippen.
    Der Kensustrianer lachte wieder. »Ich vermute, du kannst dir denken, dass ich älter als meine Begleiter bin. Und etwa die Hälfte meines Lebens habe ich damit zugebracht, die Magie, wie du sie nennst, zu verstehen.«
    »Sie zu verstehen?« Soscha begriff nicht.
    »Ich erteile dir nun deine erste und einzige Lektion«, eröffnete ihr Tobáar. »Die meisten begehen den Fehler, die Magie einfach nur anzuwenden, ohne ihrer Stimme zu lauschen. Sie benutzen sie. Aber die Kraft wehrt sich dagegen, indem sie unkontrolliert ausbricht, stärker wird und den anderen dabei völlig auszehrt. Der Vermessene wird dazu gebracht, sie immer häufiger anzuwenden, und jedes Mal verliert er dabei von seiner Lebenszeit. Nur wer sie respektiert, wird ein langes Dasein haben.« Er neigte den Kopf nach hinten, schloss die Augen und genoss das silbrige Licht der Monde auf seiner Haut. »Hast du dich jemals gefragt, weshalb die

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