Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
würde dich mit meinen Fäusten erschlagen, weil ich meine kostbare aldoreelische Klinge nicht mit deinem Blut beschmutzen wollte.« Er deutete auf Treskor. »Geh, Junge. Ich wusste, dass du es nicht schaffen würdest.« Seine Hand gab den Halfter frei. Dann wandte er sich um und schritt zum Ausgang. So leise, wie er gekommen war, verschwand Herodin wieder. »Ich werde morgen mit Albugast eine Flasche Wein darauf trinken, dass du verschwunden bist«, rief er zum Abschied.
    Tokaros Kiefer mahlten, und der Druck hätte gewiss ausgereicht, um Steine zum Bersten zu bringen. Wütend zog er das Schwert und hieb auf den Stützpfeiler ein, bis sich sein Zorn entladen hatte.
    Kurz entschlossen machte er sich daran, dem verdutzt blickenden Streitross den Sattel und die Reitdecke abzunehmen.
    »Denen zeigen wir’s«, versprach er Treskor. »Denen soll der Wein im Schlund stecken bleiben und Essig werden, damit sie drei Tage lang kotzen.«
    In aller Eile brachte Tokaro den Hengst zurück in seine Box und nahm den Rucksack mit dem Proviant auf. Dabei entdeckte er seinen Brief an Nerestro am Boden. Er nahm ihn auf, zerriss ihn nach kurzem Zögern in kleine Fetzen und warf die Schnipsel auf den Mist. So leicht werdet ihr mich nicht los, dachte er. Und ein Versager bin ich noch viel weniger. Aufgewühlt von den Worten des Seneschalls, entging ihm, dass das Siegel seines Schreibens nicht aufgebrochen war.
    Ohne sich sonderlich darum zu scheren, wie laut er sich durch die großzügigen Bogengänge der morgendlichen Burg bewegte, die jeden seiner Schritte als Echo zurückwarfen, kehrte er zu seiner Stube zurück.
    Bei der letzten Biegung wäre er um ein Haar auf eine Gruppe von Kriegern geprallt, die in diesem Augenblick aus der Waffenkammer heraufstiegen.
    Mitten unter ihnen erkannte er den Seneschall, der wie die anderen eine schwere Metall- und Lederrüstung am Leib trug. Diesen Schutz konnte er sich unmöglich in der kurzen Zeitspanne seit seinem Verschwinden aus dem Stall angelegt haben. Eben noch sah ich ein Kettenhemd!
    Entgeistert starrte Tokaro auf Herodin, der den Jungen von unten bis oben musterte. »So zeitig schon auf den Beinen? Wolltest du uns etwa Gesellschaft bei unseren morgendlichen Übungen leisten?«
    Völlig durcheinander gebracht, schüttelte der Junge nur den Kopf, hob den Rucksack und murmelte etwas von »laufen« und »Gewichten«.
    Ansatzlos schnappte der Seneschall den Rucksack und wog dessen Schwere prüfend in der Hand. »Was ist da drin? Schwämme?«, verlangte er barsch zu wissen. »Pack etwas hinein, das auch etwas wiegt. Aber dein Vorhaben ehrt dich.« Mit diesen Worten ließ er ihn stehen und zog mit seinen Übungspartnern weiter.
    »Danke, Seneschall«, rief Tokaro ihm verspätet hinterher und setzte den Weg fort. Mit wem auch immer er im Stall geredet hatte, Herodin war es nicht gewesen.

    In den folgenden zwei Wochen widmete sich Tokaro seiner Ausbildung, dass alle auf der Burg mehr oder weniger offen staunten. Er stand als Erster auf und legte sich als Letzter zur Ruhe, und die Waffenübungen absolvierte er mit einer Disziplin, dass die Lehrer beinahe an ein Wunder Angors glaubten. Seine größten Stärken lagen in der unfassbaren Treffsicherheit mit der Armbrust und dem unglaublichen Geschick im Umgang mit seinem Hengst in allen reiterischen Übungen.

    Tokaro beäugte alle, die von der Statur her in etwa dem Seneschall glichen, um herauszufinden, wer ihm im Stall begegnet sein mochte. Allerdings entdeckte er niemanden, dessen Stimme Herodins ähnelte.
    Wenig später rief der Seneschall auf Geheiß des Großmeisters ein kleines Turnier aus, bei dem sich alle angehenden Ritter im Lanzenstechen messen sollten. Dabei war nicht mehr vom Ringfischen und anderen harmlosen Spielen die Rede. Die Übungslanzen mit den kronenförmigen Enden wurden bereitgelegt, und die Knappen legten die schweren Turnierrüstungen an, die auf größtmöglichen Schutz und geringe Bewegungsfreiheit ausgerichtet waren. Für einen echten Kampf taugten sie nichts, aber sie verhinderten, dass der ritterliche Nachwuchs die Lanzengänge bei einem Sturz weitgehend unbeschadet überstand – von kleineren Brüchen, Prellungen und Verstauchungen einmal abgesehen.
    Aufgeregt saß auch Tokaro im Sattel, eingezwängt in die eiserne Schutzhülle, in einer Hand den Schild, in der anderen die schwere Lanze.
    Durch den schmalen Schlitz im Helm, unter dem die Luft rasch stickig wurde, konnte er gerade noch den Gegner erkennen. Da sieht ein

Weitere Kostenlose Bücher