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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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musste er zum Ausgleich in den anderen Disziplinen mehr üben, was ihm keinen Spaß bereitete.
    Nerestro von Kuraschka hatte die Absicht, ihn innerhalb eines Jahres reif für die Schwertleite zu machen, aber das bedeutete für den Jungen ein gnadenloses Schleifen. Mitleid zeigte keiner der Ausbilder, die vom Großmeister persönlich gemaßregelt wurden, wenn sie Milde walten ließen oder Tokaro längere Pausen gönnten.
    Und so starb seine Lust am Dasein eines Ordensritters sehr rasch.
    Da er sich an Nerestros Drohung erinnerte, aus dem Märchen über seinen Tod die Wahrheit werden zu lassen, zog es Tokaro vor, die Burg in aller Ruhe und Heimlichkeit zu verlassen. Anschließend gedachte er dem Gouverneur von Ulsar den Krieg zu erklären, der den Tod der Mitglieder seiner Räuberbande befohlen hatte, wie er inzwischen erfahren hatte. Im Kampf zu sterben war eines, unwürdig am Galgen zu baumeln etwas anderes.
    In einem Brief an Nerestro, den er unter der Schlafzimmertür des Großmeisters durchgeschoben hatte, hatte er kurz seine Gründe dargelegt und sich für die »Milde« bedankt, die ihm widerfahren war.
    Treskor wieherte leise und hob und senkte den Kopf, um seinen Herrn auf den Besucher aufmerksam zu machen, der soeben den Stall betrat. Leise klingend schlugen die Ringe eines Kettenhemds aneinander.
    Tokaro fluchte unterdrückt. Die Situation gestaltete sich als zu offensichtlich, eine Lüge würde ihm niemand abnehmen.
    Etwas Flaches, Quadratisches flog durch die Luft und segelte Tokaro vor die Füße. Er erkannte den gesiegelten Umschlag, den er dem Großmeister hinterlassen hatte.
    »Du gönnst Albugast also seinen Triumph«, sagte eine bekannte Stimme. Der Seneschall musste sein Tun beobachtet haben und ihm gefolgt sein. Locker lehnte er sich an einen der Pfeiler, die das Dach des Stalls trugen. »So sei es denn. Schwing dich auf dein Pferd, Tokaro. Reite weg und komme nie mehr wieder.« Herodin klang beinahe freudig. »Damit hast du alle Vorurteile deiner Gegner und Neider bestätigt.«
    »Na und?« Tokaro zuckte mit den Schultern und fädelte energisch die Laschen des Sattelgurtes ein. »Es ist mir gleich, was ihr alle von mir denkt. Ich habe es satt. Ich wollte niemals einer von euch sein.« Er wandte sich Herodin zu, dessen Gesicht er in der Dunkelheit nicht richtig erkennen konnte. »Ich stand vor der Wahl, zu sterben oder mitzukommen. Was hätte ich tun sollen?«
    »Und welche Wahl hast du nun, Tokaro Balasy?«
    »Wie meint Ihr das?«
    »Du kannst Treskor absatteln, hier bleiben und vielleicht einmal einer berühmtesten Männer unseres Ordens werden oder davonreiten und irgendwann als Räuber an einem Baum baumelnd enden, weil der Gouverneur von Ulsar dich doch erwischt hat … Der Großmeister glaubt an dich, Junge. Er glaubt fest daran, dass in dir etwas Besonderes steckt, was eines Tages von großem Nutzen für die Geschicke des Kontinents sein mag. Er hat dich in sein Herz geschlossen wie einen Sohn.«
    »Der Großmeister spricht auch mit einem gewissen Rodmor von Pandroc, den niemand sieht außer ihm«, entgegnete Tokaro abfällig und stellte einen Fuß in den Steigbügel. »Er hat sich in mir getäuscht.« Mit Schwung zog er sich auf den Rücken seines Schimmels. »Sagt ihm, ich trüge das Brandzeichen zu Recht.«
    »Das werde ich mit Freuden tun.« Herodin fasste nach dem Halfter. »Ich werde der Erste sein, der applaudiert, wenn du uns verlässt. Und ich werde deinen Tod am Strang beklatschen. Du bist es nicht würdig, einer unseres Ordens zu sein. Aber was will man von einem dahergelaufenen, unehelich gezeugten Verbrecher anderes erwarten? Ich habe es Nerestro von Anfang an gesagt, aber er wollte nicht auf mich hören.«
    Tokaros feste Absicht, nichts auf die Worte des Seneschalls zu geben, schwand. »Ich mag das Brandzeichen eines Diebes tragen, Herodin von Batastoia, aber ganz ohne Ehre bin ich nicht.«
    »Ach? Ist das so?«, lachte der Mann herablassend. »Nun, welche Ehre könnte das sein? Die eines Versagers? Einer feigen Memme, wie du eine bist?« Sein Tonfall wurde schneidend. »Diebe haben keine Ehre. Ich kann dich beschimpfen, wie ich will, Tokaro. Und allein diese Worte sind schon eine Verschwendung.«
    Mit einem Satz war der Junge am Boden, eine Hand lag am Griff seines Schwertes. »Hütet Euch«, drohte er knurrend.
    Die Geste brachte den Seneschall zum Lachen, noch immer hielten seine Finger den Halfter umfasst. »Du wärst innerhalb eines Lidschlags eine Leiche, Tokaro. Ich

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