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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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den Mann nicht. »Weiß jemand, wer das ist?«
    »Er heißt Ljarallf«, erklärte Blafjoll, dessen kräftige Hände sich um den Griff des Schmiedehammers schlossen. Er richtete den Blick auf den Brunnen; das Seil, das in die Tiefe hing, pendelte hin und der. »Er ist einer der ärmeren Fischer, der sein Boot verlor und seitdem als Tagelöhner und Muschelsammler sein Brot verdient. Anscheinend wollte er schnell reich werden.«
    Kurz darauf schwang sich der erste der Piraten geduckt über den Brunnenrand. Waljakov, der sich unter der Robe des Verräters verbarg, half ihm und schlug mit der Stahlhand zu, kaum dass die Füße des anderen den Boden berührten.
    Matucs Anhänger zerrten den Betäubten vom Platz und fesselten ihn mit Stricken. Der Hüne winkte ihnen zu und wandte sich um, damit er den nächsten der Seeräuber begrüßen konnte, wie es ihm gebührte.
    »Ich glaube, wir sind ziemlich überflüssig«, grinste Lorin. »Er macht das ganz gut. Und in wenigen Minuten wird Matuc bei den Wachen sein, um sie vor der Meute zu warnen, die mit großer Wahrscheinlichkeit vor dem Tor lauert. Wenn man sie bis zum Morgengrauen zum Bleiben bewegen könnte, würden die Lijoki eine Niederlage erleiden, dass ihnen Hören und Sehen vergeht.«
    Wieder fiel einer der Eindringlinge in den Staub und wurde verschnürt. Es schien alles nach Plan zu laufen.
    Auf Fallen innerhalb des Geheimgangs hatten sie verzichtet, um das Misstrauen der Angreifer nicht frühzeitig zu erregen. Da es nur diesen einen Ausgang gab, wie die Überprüfung von Lorin und Waljakov ergeben hatte, beschränkten sie sich auf das Abfangen der Piraten, sobald sie aus dem Brunnen kamen, und die Warnung an die Wachen, die Tore von den Türmen aus besonders im Auge zu behalten.
    Gerade schlug der Leibwächter den fünften der Piraten nieder.
    Blafjoll packte den Jungen aufgeregt am Arm. »Verdammt, mir ist eben etwas eingefallen. Es muss noch jemand in der Stadt sein, der mit ihnen zusammenarbeitet.«
    »Wieso?«
    »Ljarallf kann nicht schreiben. Wie also hätte er den Plan zeichnen und beschriften können?«
    Der junge Mann nickte. »Ihr habt hier alles unter Kontrolle. Ich werde vorsichtshalber nach Matuc sehen. Den anderen Verräter bekommen wir nicht wach, mit einer Auskunft müssen wir also erst gar nicht rechnen. Und er würde bestimmt auch nichts sagen.«
    Eilig lief er davon, während bereits der siebte Eindringling ungewollt die metallenen Knöchel Waljakovs küsste.

    Matuc machte sich auf Weg; vorsichtshalber nahm er den Gehstock mit, um sich abzustützen. Das Alter machte ihn nicht unbedingt sicherer beim Gehen, auch wenn das künstliche Bein hervorragende Dienste leistete.
    Die »Bewahrer von Bardhasdronda«, wie Arnarvaten die Gruppe in einem poetischen Augenblick genannt hatte, hatten ihm die ungefährliche Aufgabe übertragen, Rantsila von den Lijoki außerhalb der Stadt in Kenntnis zu setzen, sobald die Nacht anbrach. Alle anderen befanden sich beim Brunnen. Nur der Geschichtenerzähler saß auf dem Hausboot und dichtete bereits eine Ballade über die Tapferen.
    Vor dem umherziehenden Winter mit seinen Vettern Eis, Schnee und Frost fürchtete sich der Tarpoler nicht. Zwar zollte er Kalisstra einen gewissen Respekt, der ihr als Göttin zustand, dennoch tat er die Fleischwerdung von Naturelementen als Unfug ab. Einen Schneemann lasse ich mir noch gefallen, aber den haben dann Kinder gebaut, dachte er, als er an den Häuserfronten entlanghumpelte.
    Es dauerte nicht lange, und er fühlte sich in den einsamen Gassen verfolgt.
    Zuerst hatte er die Fußschritte hinter sich für sein Echo gehalten, aber die Unregelmäßigkeit machte diesen Schluss unmöglich. Jemand hatte sich an seine Fersen geheftet.
    Vermutlich sind es Priester des Kalisstratempels, die die Opfergaben vor den Häusern einsammeln, schätzte er. Er sah vor seinem inneren Auge, wie eine als »Frost« verkleidete Kiurikka von Anwesen zu Anwesen sprang, seltsame Töne ausstieß und die Schalen leerte. Kinderkram. Glucksend bog er in die nächste Straße ein und blieb wie angewurzelt stehen.
    In einigem Abstand schwebten drei durchsichtige, weiße Wesen mit menschlichen, wenn auch übergroßen Proportionen. Eines davon bestand aus wirbelnden Schneeflocken, das zweite schien von einem Bildhauer aus grobem Eis geschlagen worden zu sein, und die gesamte Oberfläche des dritten war mit Reifblumen überzogen.
    »Bei Ulldrael dem Gerechten!«, entfuhr es ihm.
    Dämonische Fratzen wandten sich ihm zu.

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