Die Magie Des Herrschers
die Rippen«, brummte der Krieger. »Es funktioniert nur, wenn du die Klinge waagrecht beim Stich hältst, sonst bleibst du in den Knochen stecken. Und es hinterlässt eine ziemliche Sauerei.«
»Du hast keine besonders guten Erfahrungen mit Frauen gemacht, was?«, setzte Lorin unerbittlich nach. »Oder liegen deine Vorlieben woanders?«
Jäh blieb der Leibwächter stehen, der Junge lief auf und prallte schmerzhaft gegen den stählernen Harnisch. »Sei endlich still, Knirps. Ich hätte deine Schwester mitnehmen sollen.« Er wandte sich entnervt um. »Weiber sind eine nette Angelegenheit, aber mir zu anstrengend.« Er setzte den Weg fort. »Zuerst wollen sie deine ganze Aufmerksamkeit, danach lassen sie dich nicht mehr aus ihren Fängen, und ehe du dich versiehst, machen sie einen Narren aus dir. Das ist alles.«
»Du hast nur noch nicht die Richtige gefunden«, meinte Lorin überzeugt.
»Halt die Klappe.«
Nach einer halben Stunde strammen Marsches, bei dem sich Lorin nicht mehr getraute, den Mund aufzumachen, gelangten sie zu einer Stelle, an der es fast senkrecht nach unten ging. Nur ein schmaler Sims ermöglichte es ihnen, den Stollen, aus dem sie kamen, wieder zu verlassen. Die Schlucht von knapp fünf Manneslängen wurde durch zwei straff gespannte, nagelneue Seile überbrückt. Auf dem unteren sollte man gehen, an dem oberen hielt man sich fest.
Waljakov zog Luft durch die Zähne. »Das nenne ich ein Abenteuer.« Nach eingehender Prüfung der Taue und der eisernen Halteringe kletterte er vorsichtig los und erreichte sicher die andere Seite. Lorin folgte ihm, auch wenn die Schwärze unter seinen Füßen alles andere als Vertrauen erweckend war.
Das Herz klopfte ihm bis zum Hals, und bis er endlich bei seinem Waffenlehrmeister angelangte, rann ihm der Schweiß in Strömen unter dem dicken Lederhemd hinab. Zwei Schritt von ihnen entfernt rauschte ein Strom entlang. In dem Gang lagen mehrere leere Tonnen gestapelt.
»Lust auf eine Bootsfahrt, Knirps?« Waljakov bleckte die Zähne und rollte eine der Tonnen ins Wasser. Einen Kletterhaken band er an einem mitgebrachten Seil fest, um notfalls mit dessen Hilfe bremsen zu können.
Die rasche, angenehme und Kräfte sparende Reise endete nach geraumer Zeit in einer Tropfsteinhöhle. Der Strom drückte sich durch einen schmalen Spalt und machte ein Weiterkommen unmöglich. Waljakov warf den Eisenanker aus, und sie hielten an.
»Wir sind da«, verkündete er und nickte hinauf zu einem weiteren Durchgang. »Da entlang.«
Der kleine Durchgang führte sie zu einer gemauerten Backsteinwand.
»Dahinter muss der Brunnenschacht sein«, mutmaßte Lorin aufgeregt und half dem Leibwächter, die Steine abzutragen. Und tatsächlich verbarg sich hinter der Mauer eine senkrechte Röhre, in deren Mitte ein Seil baumelte. Jemand holte soeben Wasser herauf.
»Nachdem wir das herausgefunden haben, frage ich mich, wie wir wieder zurückkommen?«, überlegte Lorin bei aller Freude über die Entdeckung des Geheimgangs.
Wortlos beugte sich Waljakov vor und spähte hinauf zu dem kleinen, kreisrunden Ausschnitt weit über ihnen. »Machbar. Anstrengend, aber machbar.« Er ließ Lorin mit offenem Mund stehen und kehrte in die Tropfsteinhöhle zurück, wo er sich niederließ und etwas aß.
»Der Schacht ist doch viel zu glatt«, begehrte der Junge auf.
»Dann flieg doch hinauf. Mit deiner Magie wirst du es schon schaffen«, meinte der Glatzkopf und schnitt sich Käse ab. »Ich komme jedenfalls ohne diese Macht hinauf. Und werde vorher noch die Mauer wieder aufbauen, damit niemand Verdacht schöpft.«
»Und die Tonne?«
Kauend stand Waljakov auf, zog seine Waffe und stemmte die Eisenringe, die die Bretter zusammenhielten, auseinander. Die Ringe verbog er, zwei der Bretter zerschlug er und verteilte die Trümmer neben dem Spalt, in dem das Wasser verschwand. Zufrieden setzte er sich wieder hin, lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. »Sie werden denken, die Tonne sei davongerollt, abgetrieben und zerschellt.«
»Und jetzt?«
»Warten wir, bis es Nacht wird, und klettern hinauf. Du wirst deine Kraft benötigen, also leg dich ein wenig hin und ruhe dich aus«, empfahl er seinem Schützling. Hoffentlich fängt er nicht schon wieder mit den Frauengeschichten an.
»Hast du dich überhaupt schon mal in Bardhasdronda nach einem Mädchen umgeschaut?«, nahm Lorin sein Verhör wieder auf.
Lass ihn stumm werden, Taralea, bat der Krieger, doch die Allmächtige erfüllte sein
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