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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Begehren nicht. Das Talent muss er von seinem Vater geerbt haben.
    Nach einem kräftigen Schluck aus seiner Feldflasche und einem anständigen Rülpsen machte Lorin es sich bequem, soweit es die Umgebung zuließ. »Jetzt weiß ich es. Du hast noch jemanden, der in Tarpol auf dich wartet.«
    »Genau, Knirps«, sagte Waljakov, um endlich Ruhe zu haben, doch Lorin schöpfte Verdacht.
    »Das kam viel zu schnell«, erwiderte er und betrachtete das markige Gesicht seines großen Freundes, das im Schein der Fackeln älter wirkte als je zuvor. Die Falten warfen kleine Schatten. Jede Falte für einen getöteten Feind, erinnerte er sich an die Erklärung, die sein Lehrer einmal hatte verlauten lassen. Demnach muss er Dutzenden Menschen siegreich im Kampf gegenübergestanden haben. An den regelmäßigen Atemzügen erkannte er, dass der Hüne eingeschlummert war. Lorin lächelte. Schlaf nur, alter Haudegen. Ich wache über dich, so wie du über mich und meine Mutter gewacht hast. Er betrachtete das Gesicht genauer. Ob er sie geliebt hat? Gab es da vielleicht ein Band zwischen den beiden, das viel stärker hielt als eine herkömmliche Freundschaft? Betrachtet er mich vielleicht als den Sohn, den er nie hatte? Prüfend wanderten seine Augen über die Züge des Schlafenden. Bin ich am Ende sein Sohn, und die Geschichte von der Flucht aus Ulldart ist nur erfunden?
    Waljakovs Lider öffneten sich, die eiskalten grauen Augen starrten beinahe feindselig in die blauen des Jungen. »Was denn noch?«
    Lorins Kopf zuckte zurück. »Verzeih, ich dachte, du schläfst.«
    »Wie denn, wenn mich jemand so anstiert?«, knurrte der Hüne. »Ist da eine Spinne in meinem Gesicht, oder welchen Grund hast du, mich zu begaffen, Knirps? Du kennst mich lange genug, da ist nichts Neues zu entdecken.« Etwas versöhnlicher gestimmt, klopfte er seinem Schützling auf die Schulter. »Nun ruh dich aus. Du wirst bald genug Aufregung bekommen.« Mit diesen Worten drehte er sich auf die Seite.
    Lorin musste an Fatjas Worte denken. Was sie ihm über seine Zukunft gesagt hatte, war auch nur vage gewesen. Auf alle Fälle würde er in einem großen Kampf eine wichtige Rolle spielen. Damit kann sie nur die Lijoki gemeint haben. Den Piraten werde ich schon zeigen, was es bedeutet, sich ein weiteres Mal mit mir anzulegen. Und ich erhalte die Gelegenheit, mich für das Schicksal meiner Mutter an ihnen zu rächen. Es dauerte nicht lange, da befand er sich im Reich der Träume.
    Waljakov hob den Kopf, um nach ihm zu sehen, und ein väterliches Lächeln huschte über sein Gesicht.

    Eine dunkle Gestalt tastete sich von Deckung zu Deckung über den Marktplatz, bis sie den Brunnen erreichte. Aus einem Umhängebeutel nahm sie einen Lederschlauch und goss Lebertran als Schmiermittel über die Zapfen der Winde; alle beweglichen Teile außer der Rolle erfuhren die gleiche Behandlung. Dann kauerte die Gestalt sich hinter der Ummauerung nieder und lauschte ins nächtliche Bardhasdronda.
    In einigen Häusern brannten noch Kerzen, doch auf die Straße wagte sich keiner der Bewohner. Auch wenn der Frühling schon Einzug hielt, wirbelte des Nachts der leibhaftige Frost mit seinen Vettern tödlichen Schnee und Eis um die Häuserecken; und so setzte man in dieser Nacht keinen Fuß vor die Tür, sondern stellte kleine Opfergaben auf die Schwelle, auf dass man von der Wut von Schnee, Eis und Frost verschont bliebe.
    Der Schemen erhob sich vorsichtig und setzte die Winde in Gang. Ohne ein verräterisches Geräusch zu verursachen, rollte sich das Seil mit dem Eimer ab.
    Dann packte jemand den Behälter von unten, und das Abspulen beschleunigte sich dermaßen, dass die Gestalt die Finger von der Kurbel nahm. Als das letzte Stück abgerollt worden war, straffte sich das Tau.
    »Ihr könnt hinaufkommen«, wisperte der Mann am Brunnen in den Schacht. »Die Luft ist rein, die einfältigen Idioten sind alle in ihren Häusern und machen sich vor Angst in die Hosen.«
    Ein breites Stück Holz erhob sich von einem der leeren Auslagentische, schwebte an den Schemen heran und traf ihn hart am Hinterkopf. Wie vom Blitz getroffen, brach der Mann zusammen.
    Sofort huschten andere Gestalten herbei, um ihn von der gemauerten Einfassung wegzuziehen. Die breiteste von ihnen warf sich den Mantel über und positionierte sich neben der Winde, die Kapuze ins Gesicht gezogen.
    »Das war leicht«, kicherte Lorin und betrachtete das Gesicht des Verräters, der mit den Lijoki gemeinsame Sache machte. Doch er kannte

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