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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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finden, da brauche ich keinen berauschten Piraten auf der Brücke. Also schone dich.« Mit diesen Worten verließ sie die Kabine.
    Bald darauf hörte Torben die gedämpften Befehle über das Deck hallen. Die Schritte der Besatzung polterten auf den Planken, und das Rasseln der Ankerkette klingelte in seine Ohren. Eine leichte Bewegung ging durch das Schiff; die Dharka stach in See und war im Begriff, Jökolmur zu verlassen. In Torbens Innerem begehrte alles gegen den Aufbruch auf, gerade so als wüsste sein Unterbewusstsein sehr wohl, was sein Geist nicht abrufen konnte.
    Gib dir Mühe, Rudgass, spornte er sich selbst an und klopfte sich mit den Fäusten gegen den Schädel, doch vergebens. Benommen von den letzten Auswirkungen des Kräutersuds, sank er schon bald in einen dämmrigen Halbschlaf.
    Er sah Gassen, eine so ähnlich wie die andere, die Gesichter von lachenden Menschen, die an ihm vorbeigingen, Unterwäsche, die über ihm im Wind flatterte. Dann erinnerte er sich an seinen verrückten Tanz unter der Wäscheleine. Er hatte eine Melodie gehört. Eine seltsam vertraute Melodie …
    Natürlich! Mit einem Schlag wurde er wach und stand auf, um Varla von seinen Erinnerungen zu berichten. Als er das Deck erreichte, erkannte er mit Schrecken, dass der Zweimaster unter Vollzeug über das Wasser glitt und längst Kurs auf das offene Meer nahm.
    »Varla!«, rief er zum Steuer hinauf, wo seine Gefährtin Posten bezogen hatte. »Dreh um! Wir müssen auf der Stelle zurück. Norina ist dort.«
    »Du bist zu schnell aufgestanden«, meinte sie. »Du hast noch immer einen Rausch.«
    »Nein«, begehrte er auf und erklomm die Stufen, die hinauf zum Ruder führten. »Ich weiß wieder, was passiert ist. Ich hatte Norina damals vor unserer Abfahrt aus Rundopâl eine Spieluhr geschenkt, und es war genau dieselbe Melodie, die ich in der Gasse gehört habe!« Er blickte sehnsüchtig zurück zu der immer kleiner werdenden Stadt. Nur zu gut erinnerte er sich an die Frau, die er vor der Rache des Herrschers von Tarpol hatte in Sicherheit bringen wollen. Wieder hatte er die Seeschlacht vor Augen und sah sein sinkendes Schiff; er sah Norina mitsamt dem Neugeborenen in den Schrankkoffer steigen, und er sah, wie der Koffer mit der Brojakin und dem Kind über Bord ging. Sie hat überlebt. Sie muss überlebt haben! »Ich bin mir sicher, dass Norina dort ist.«
    »Und wenn es nur eine Eingebung deines Rausches war?«, hakte Varla nach, während sie hinauf in die Wanten schaute. »Es würde unsere Reisepläne noch mehr durcheinander bringen, wenn wir umkehrten.«
    »Selbst wenn es nur ein vager Verdacht wäre, Norina ist es wert«, hielt Torben dagegen und weckte damit das Misstrauen und die Eifersucht der Tarvinin. Doch sie sagte nichts. »Bitte, lass das Schiff umkehren. Vielleicht finden wir auch die anderen bei ihr.«
    »Und wo genau sollen wir sie suchen?«, hakte Varla unwirsch nach. »Hast du dir in deinem berauschten Gemüt merken können, welche Straße es war? Und würdest du sie im wachen Zustand wieder finden?«
    »Für mich gibt es keinen triftigen Grund, es nicht wenigstens auf einen Versuch ankommen zu lassen«, widersprach Torben.
    »Meinetwegen«, gab die Kapitänin auf und befahl der Mannschaft die Rückkehr nach Jökolmur. »Dennoch solltest du den eigentlichen Grund unserer Reise nicht vergessen«, sagte sie an Torben gewandt und blickte ihn ernst an. »Deine Heimat führt Krieg gegen einen beinahe übermächtigen Feind, und du, Torben Rudgass, sollst Verbündete suchen. Wenn sich diese Frau wirklich in der Stadt aufhält, ist sie sicherer als deine Landsleute.« Mit diesen Worten kehrte sie ihm den Rücken zu und ging ihren Leuten zur Hand.
    Torben schaute ihr verwundert hinterher. »Natürlich vergesse ich das nicht«, antwortete er verspätet, ohne dass sie ihn hören konnte. Dann ging ihm ein Licht auf. Sie ist eifersüchtig! Kein Wunder, so wie ich einst von Norina geschwärmt habe.
    Heimlich fragte er sich, ob die Gefühle, die er vor vielen Jahren für die Brojakin empfunden hatte, für immer erloschen waren oder ob sie wieder hervorbrechen könnten – trotz der glücklichen Verbindung mit Varla.
    Pah, so weit kommt es noch. Ich, der Held der Freibeuter, und mich von Frauenzimmern verwirren lassen … Eilig kehrte er in die Kajüte zurück, streifte die restlichen Kleider über und bereitete sich auf den Landgang vor. Er hatte keine Ahnung, wo er seine Suche beginnen sollte. Möge Taralea die Allmächtige meine

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