Die Magie Des Herrschers
aller Kraft gegen die Tür stemmte. Seine Zehen klemmten inzwischen fest, sodass er den Fuß nicht mehr zurückziehen konnte. »Oder Ihr werdet es bereuen.«
»Das ist wirklich sehr geschickt von dir, dem Mann zu drohen, in dessen Tür du gerade deinen Fuß stecken hast«, lachte der Angorjaner. Torben glaubte, ein Knirschen aus seinem Stiefel gehört zu haben. »Verschwinde, Rogogarder.« Er gab den Eingang frei, damit der ungebetene Gast seinen Fuß in Sicherheit bringen konnte. Einen Lidschlag später krachte die Tür zu und hätte dem Freibeuter mit Sicherheit einen oder mehrere Knochen gebrochen, hätte er nicht rechtzeitig reagiert.
Wütend trat Torben gegen das Holz. »Gebt sie frei!«, rief er. »Das ist gegen das Gesetz!«
Über ihm öffnete sich ein Fenster, und das schwarze Gesicht des Hauseigentümers erschien.
»Verschwinde, bevor ich den Kalisstri sage, was da durch die Gassen strolcht.« Der Inhalt eines Nachttopfs verfehlte den Rogogarder um Haaresbreite, dann klappten die Flügel des Fensters lautstark zu.
Nun gut, von mir aus, dachte Torben und kratzte sich am Bart. Dann eben anders.
Im nächtlichen Jökolmur schlichen zehn schwarz gekleidete Gestalten durch die Gassen, um sich vor dem Haus zu sammeln, an dem Torben an diesem Tag bereits vergeblich vorgesprochen hatte.
Bitte lass sie fest genug sein, flehte der Freibeuter und beförderte den Enterhaken mit Schwung in die Höhe, wo er sich in den Wäscheleinen verfing.
Einer ersten Belastung hielten die dünnen Seile stand. Ganz vorsichtig, ohne größere Pendelbewegungen zu verursachen, zog sich Torben in die Höhe. An den Wäscheleinen hangelte er sich bis zum Fenster des dritten Stockwerks, aus dem er die Töne der Spieluhr damals vernommen hatte, und fuhr mit einem dünnen Metallstift zwischen den Rahmen entlang, um die innere Verriegelung der Fenster nach oben zu drücken.
Als das Fenster sich öffnen ließ, winkte er seinen Begleitern zu und verschwand leise im Inneren des Hauses. Die anderen sollten auf ihn warten und ihm den Rücken freihalten, falls es zu unvorhergesehenen Schwierigkeiten käme.
Er schien auf Anhieb das richtige Zimmer gefunden zu haben. Im Bett erkannte er im schwachen Schein der Monde einen schwarzen Haarschopf, der nur der Brojakin gehören konnte. Allerdings musste sie während der letzten Jahre durch die harte Arbeit ein breiteres Kreuz bekommen haben. Leise pirschte er sich heran.
»Norina?«, wisperte er.
Die Gestalt im Bett ruckte hoch, die Haare fielen zu Boden. »Wusste ich es doch, dass du zurückkommen würdest«, rief der Angorjaner und warf sich auf den verdutzten Freibeuter.
Beide Männer gingen zu Boden und rollten miteinander ringend auf den Dielen hin und her.
»Dir zeige ich, was Stehlen bedeutet«, drohte der Schwarze und prügelte auf Torben ein, der sich mit aller Kraft zur Wehr setzte. Doch der Hausherr packte ihn am Kragen und schleuderte ihn durch das Fenster nach draußen.
Im letzten Augenblick gelang es dem Rogogarder, nach den Wäscheleinen zu greifen, die den Sturz in die Tiefe auffingen.
»Seht, da hängt ein schmales Handtuch zum Trocknen«, rief der Angorjaner vom Fenster aus. »Dann bringen wir dich mal wie ein Fähnchen zum Flattern.« Mit beiden Händen rüttelte er an den Seilen, sodass sein Opfer wüst durchgeschüttelt wurde.
»So leicht wirst du mich nicht los!« Mit einer Hand zog Torben seinen Dolch und kappte das Seil hinter sich. »Ich komme wieder!«
Er schwang nach vorn und krachte durch das Fenster des zweiten Stockwerks, was ihm eine kleine Schnittwunde an der Schulter einbrachte. Der Aufprall auf das Pflaster aber hätte ihm mit Sicherheit das Leben gekostet.
Leicht benommen rappelte er sich auf und sah auch schon den rasenden Hausherrn auf sich zustürmen.
Mit einer Bewegung, die dem tarpolischen Tänzerfigürchen aus der Spieluhr würdig gewesen wäre, wich er aus, schnappte sich einen Stuhl, den er zufällig zu fassen bekam, und zertrümmerte das Möbelstück auf dem Rücken des tobenden Angorjaners. Dieser brach mit einem Schnauben zusammen und rührte sich nicht mehr.
»Du wolltest es so«, sagte Torben schwer atmend zu dem Bewusstlosen, ließ den Stuhl fallen und lauschte dann. Doch im Haus blieb alles still.
Der Freibeuter durchforstete das zweite Stockwerk, ohne auf Widerstand zu stoßen. Im ersten Zimmer des obersten Stocks hörte er ein verräterisches Rumpeln aus einem Wandschrank. Grinsend öffnete er ihn. »Norina! Endlich habe ich Euch
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