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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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wie Boktor. Nur die Leichen, die schon zu verwest waren, waren unangetastet. Pashtak vermutete, dass auch die wenigen Menschen, die ihr Leben in Ammtára auf natürliche Weise verloren hatten, ihr Fleisch nachträglich hatten einbüßen müssen.
    Doch er wollte sichergehen. Als er die blanken Knochen von älteren Skeletten näher betrachtete und sorgsam abtastete, spürte er gelegentliche Scharten in den Gebeinen.
    Damit muss ich also nach jemandem suchen, der sich schon seit längerer Zeit von Menschenfleisch ernährt, folgerte er, während er Boktor in seine Unterkunft hievte und die Kammer verschloss. Ich wäre bereit darauf zu wetten, dass ich solche Kerben in allen Knochenresten seit 444 finde. Als er den Deckel mit einem letzten Ruck in die Öffnung drückte, bemerkte er einen dünnen Streifen beigefarbenen Stoffs, den er nach einer kurzen Begutachtung an sich nahm. Das ist doch schon mal etwas.
    Seine Vermutung, dass Lakastre einen gewissen Anteil an den Geschehnissen hatte, wurde für ihn immer mehr zur Gewissheit. Dennoch fehlten ihm die Beweise.
    Gleich morgen mache ich mich auf in die Bibliothek, um nachzuschlagen, ob es ähnliche Vorfälle schon einmal gab. Und um den nächsten Zeitpunkt eines möglichen Mordes zu bestimmen. Einer der Zweiten Götter wird bald wieder bereit zur Anbetung sein, schätze ich.
    Aber wie sollte er den Mord, von dem er sich sicher war, dass er geschehen würde, verhindern? Sollte er sämtliche Nackthäute warnen? Welchen Eindruck würde das machen? Wir wollen in Frieden mit euch leben, aber wir haben da eine Bande von Wahnsinnigen in Ammtára sitzen, die euch lieber opfern, als mit euch zu handeln. Stört euch nicht weiter daran …
    Ohne Helfer würde es eine nicht lösbare Aufgabe werden, sollte der Zufall ihm nicht zu Hilfe kommen. Und im Augenblick wusste er nicht, welche der beiden verdächtigen Gruppen zuerst losschlagen würde, Lakastre oder die anderen. Noch hatte er nicht herausgefunden, nach welchem Muster Boktors Witwe mordete und in welchem Ausmaß sie Menschenfleisch benötigte.
    Es wird Zeit, dass ich mir einen Gehilfen zulege , beschloss Pashtak und verließ das Mausoleum. Er watete durch die Pfützen und wusch sich erneut im Regen den Geruch der Toten aus dem Pelz. Aber ich komme meinem Ziel immer näher.
    Großreich Tarpol, Hauptreich Tarpol,
    Provinz Ulsar, Spätherbst 458 n. S.

    E rschöpft lehnte sich Lodrik auf seinem Stuhl zurück und rieb sich die Augen. Wieder hatte er zu lange über seinen Papieren gesessen. Ein wenig Bewegung wäre gut, dachte er sich.
    Langsam stand er auf, streckte sich und gähnte herzhaft, während sein Blick über die weitläufigen Gartenanlagen schweifte. Die trüben Wolken verschonten die Hauptstadt derzeit mit Regen.
    Der Kabcar warf sich den Uniformrock über, den er achtlos mitten im Raum auf den Boden hatte fallen lassen, schnallte den Säbel um, steckte die beiden Pistolen in den Gürtel und trat hinaus in den Schein der aufgehenden Sonnen.
    Leibwächter benötigte er innerhalb des Palastes keine mehr, er verließ sich voll und ganz auf die intuitive Anwendung seiner magischen Fertigkeiten. Und die waren besser als alle Soldaten zusammen. Nur noch bei Massenveranstaltungen griff er auf die Bewaffneten zurück, die dazu dienten, die Menschen auf Abstand zu halten, damit er sich nicht zu bedrängt fühlte. Doch innerhalb der Mauern genoss er seine Freiheit.
    Die ganze Nacht hatte er über der neuen Herrschaftsform gebrütet, die er schon bald einzuführen gedachte.
    Und er war ehrlich gespannt, wie die Menschen seines Großreiches darauf reagieren würden. Missbräuche der Freiheit durch die Mächtigen und Reichen würde er mithilfe seiner Truppen unterbinden. Nichts und niemand sollte seinen Untertanen, die er zu freien Staatsbürgern machen wollte, im Weg stehen. Seine eigenen Erfahrungen mit Königen und Herrschern bestätigten ihn in seinem Entschluss. Im Grunde verwirklichte er das, worüber Norina mit ihm vor vielen, vielen Jahren auf dem Weg zum Gut ihres Vaters gesprochen hatte. Kein Einzelner darf so viel Macht besitzen.
    Etwas angeschlagen von der Müdigkeit spazierte er zwischen den Baumreihen entlang. Laub fiel von den Zweigen, die Natur bereitete sich auf den kommenden Winter vor.
    Das Sterben vor dem Neubeginn, überlegte er und blieb stehen. Wie alle anderen Reiche sterben müssen, bevor ich etwas Besseres, Gerechteres daraus gestalten kann. Schon bald wird es wahr werden.
    Seine Truppen hatten nach dem Fall

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