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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Sand vom vorletzten Opfer des Mörders ab.
    Anhand des »Sterbekalenders«, den er sich angefertigt hatte, hatte er etwas Merkwürdiges herausgefunden. Nach der Überprüfung aller Todestage war ihm aufgefallen, dass von den einhundertdreiunddreißig Opfern immerhin neunzig zu solchen Zeiten verschwunden oder gestorben waren, die er einem kultischen Fest zu Ehren der Zweiten Götter zuordnen konnte. Damit rückte es durchaus in den Bereich des Möglichen, dass jemand den Geschöpfen Tzulans Menschenleben anbot, um sie gnädig zu stimmen. Blieben aber weiterhin dreiundvierzig Nackthäute, deren Ableben oder Verschwinden mit keinem besonderen Tag übereinstimmte. Und das fand er seltsam.
    Die Schaufel stieß auf Widerstand. Knackend zerbrach der Schädel unter der Wucht, mit der Pashtak das Blatt seines Grabwerkzeugs führte. Tut mir Leid. Ich hoffe, es hat dir nicht wehgetan. Vorsichtig legte er die Reste des Toten frei und überprüfte die verwesenden Leichenteile, ohne mit der Wimper zu zucken.
    Der unbekannte Täter hatte dem Unglücklichen die Kehle mit einem scharfen Messer durchtrennt und ihn verbluten lassen. Ansonsten fehlte jede Spur von Gewalteinwirkung.
    Mittlerweile konnte er zwei Arten von Opfern unterscheiden.
    Einigen wenigen, deren Verwesungsstadium noch nicht zu weit fortgeschritten war, sodass er sie hatte untersuchen können, hatte man einfach nur die Kehle durchgeschnitten. Den anderen fehlten zudem große Teile des Fleisches. Anhand der Wunden schätzte Pashtak, dass die Brocken mit einer glatten Schneide vom Knochen gelöst worden waren. Weiterhin existierten Fälle, wo zwar der Hals nach dem gleichen Muster durchgeschnitten worden war, aber auch Fleisch in größerem Ausmaß fehlte.
    Der Inquisitor kam immer mehr zu dem Urteil, dass es sich womöglich um zwei unterschiedliche Verbrecher handeln könnte. Dann aber stellte sich die schwierige Frage, ob sie zusammenarbeiteten oder ob der eine den anderen bei seinem Tun beobachtete, um sich nachträglich vom Fleisch zu nehmen.
    Erste Tropfen klatschten auf Pashtak herab, die Vorboten eines starken Regengusses, der kurz darauf einsetzte. Einigermaßen ordentlich legte der Inquisitor die Leichenteile wieder an die richtigen Stellen und schaufelte die Grube zu.
    Der Regen wusch den Dreck und den Geruch des Todes von ihm, der sich in seiner Nase festgesetzt hatte und nur allmählich wich. Pashtak bedauerte außerordentlich, dass es ihm nicht vergönnt war, an den Tatorten neue Erkenntnisse zu finden, aber dafür lagen die Verbrechen alle schon zu weit zurück. Sonst wäre es ihm sicher möglich gewesen, die Witterung des Mörders aufzunehmen, denn auf seinen im wahrsten Sinne des Wortes richtigen Riecher konnte er sich verlassen.
    Pashtak schulterte das Grabwerkzeug und schlenderte durch den Regen. Die Tropfen perlten von seinem Fell ab, sodass er nicht wirklich nass wurde. Aber da er das anklagende Gesicht von Shui bereits vor sich sah, die den Geruch der Leiche monieren würde, nahm er sich die Zeit und schrubbte sich im Platzregen gehörig ab.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend, lenkte er seine Schritte in Richtung des imposanten Mausoleums, in dem alle bedeutenden Einwohner der Stadt bestattet wurden, angefangen bei den Versammlungsmitgliedern bis hin zu den Tzulanipriestern. Wenn einer der Mörder einfach nur das Fleisch der Nackthäute wollte, konnte er es sich auch auf einfachere Art und Weise besorgen als durch einen Mord.
    Angst verspürte der Inquisitor keine, als er die marmorne Halle betrat, in deren Wände die Grabkammern eingelassen worden waren. Er hatte so viele Tote gesehen, dass sie ihm nichts mehr ausmachten. Wovor sollte ich mich fürchten? Ich bin doch selbst ein Ungeheuer.
    Zudem ging von den Toten keinerlei Gefahr mehr aus, einmal abgesehen vom Ungeziefer, das in den sich zersetzenden Körpern lebte und sich wehrte, wenn er zu tief in den Leibern bohrte. Ein Biss in Verbindung mit Leichengift könnte gefährlich werden.
    Mit einem Ruck zog er die Deckplatte von Boktors Grabkammer auf, die sich direkt neben dessen Bruder Boktar befand, und zerrte die Bahre mit dem Leichnam hinaus.
    Sein Verdacht bestätigte sich. Der Unbekannte hatte dem ehemaligen Vorsitzenden der Versammlung der Wahren sorgsam das Fleisch von den Knochen geschält, der Schnitt durch die Kehle fehlte jedoch.
    Eine Überprüfung der anderen Kadaver ergab, dass etliche von ihnen, deren Tod nicht allzu lange zurücklag, eine ähnliche Behandlung erfahren hatten

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