Die Magie Des Herrschers
hinterher und verließ das Zimmer.
Augenblicklich schossen die Flammen in die Höhen. Verzweifelt versuchte der Kabcar zunächst, das Feuer auszutreten, dann schlug er mit dem Uniformrock auf die Brandherde ein. Schließlich eilten Diener herbei, um ihrem Herrn zu helfen und zu verhindern, dass das Zimmer lichterloh brannte.
Verzweifelt kroch Lodrik am Boden umher, raffte die größtenteils vernichteten Schriftstücke zusammen und schüttelte nur fassungslos den Kopf. Die Arbeit von Monaten, Jahren einfach in Rauch aufgegangen. Wie ein Kleinkind hockte er inmitten des Durcheinanders, die Finger und die Kleidung schwarz vom Ruß; letzte Aschereste schwebten durch die Luft und ließen sich auf der Einrichtung nieder.
Er stemmte sich in die Höhe und rannte hinaus in den Garten. Seit langer, langer Zeit war er im Begriff, die Beherrschung zu verlieren. Die angestaute Wut und der Zorn auf seine Gemahlin entluden sich in Furcht erregender Magie, die in allen Farben des Spektrums schillerte.
Lodrik richtete die durchgedrückten Arme auf den Boden. Gleißende Energieströme jagten aus seinen Händen und brannten ein Loch in die Erde. Ein orangefarbener Kreis aus Magie wurde um ihn herum sichtbar, das pulsierende Leuchten nahm an Intensität mehr und mehr zu und schien sich bis zu einem gewissen Punkt aufzuladen.
»Aljascha!«, schrie er voller Abscheu. In einem Funkenregen stob die grelle, blendende Magie auseinander.
In der Hauptstadt des tarpolischen Großreiches bebte die Erde.
Alle Einwohner von Ulsar spürten die anhaltende Erschütterung, die Teller und Besteck zum Klappern und Tanzen brachte. Erst nach einer Weile beruhigte sich der Boden wieder, und das Beben verebbte.
Lodrik schloss die Augen und sammelte sich. Nun, da er seinen Fähigkeiten erlaubt hatte, mit aller Macht zu wirken, fühlte er sich unendlich gefasst und tief befriedigt. Aber die maßlose Enttäuschung über seine Gattin war nicht weniger geworden.
Indessen suchte die Dienerschaft nach ihm, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen und ob er das Beben unverletzt überstanden habe.
»Lasst es gut sein«, beruhigte er die Livrierten und kehrte in sein Arbeitszimmer zurück. »Mir ist nichts geschehen.«
»Hoheitlicher Kabcar, es erwartet Euch eine Delegation aus Kensustria«, erinnerte ihn einer der Männer. »Sie wurden unter den strengsten Sicherheitsvorkehrungen eskortiert.«
»Sag ihnen, ich komme in einer halben Stunde. Ich werde mich rasch umziehen und mich dann in den Audienzsaal begeben. Und sag Mortva Bescheid, er soll ebenfalls dabei sein.«
»Soweit ich weiß, unterrichtet er gerade den Tadc«, erklärte der Diener.
»Er ist nicht das Kindermädchen, er ist immer noch mein Konsultant. Um meinen Sohn kann er sich später kümmern.«
In aller Eile zog er sich um und machte sich auf den Weg in den Saal, in dem schon so viele Unterredungen stattgefunden hatten. Die wenigsten waren zu seinen Gunsten verlaufen.
Sein Konsultant war bereits anwesend. Der Platz des Herrschers war frei, daneben saß die Kabcara, das Gesicht hinter einem weißen Schleier verborgen, um die Verletzung zu verbergen.
Ohne sich lange aufzuhalten, ließ sich Lodrik in die Polster sinken und betrachtete die Gesichter der Kensustrianer.
Die beiden Männer, die auf sein Zeichen hin ihm gegenüber Platz nahmen und ihn mit ihrem Gehabe ein wenig an verschreckte Hühner erinnerten, gehörten augenscheinlich nicht zur Kriegerkaste, wie unschwer an den bestickten Roben und ihrem Auftreten zu erkennen war.
»Könnte mir einer der Herrschaften erklären, was Ihr hier wollt?«, begann Lodrik unwirsch.
Der Ältere der beiden erhob sich schüchtern von seinem Platz. »Mein Name ist Ollkas. Und das«, er deutete auf den jüngeren, glatt rasierten Mann mit dem typischen dunkelgrünen Haar der Kensustrianer, »ist mein inzwischen geschätzter Kollege Farron. Wir beide sind Astronomen und beobachten den Sternenhimmel über Ulldart.«
»Sterngucker«, gluckste Aljascha verächtlich.
»Wissenschaftler, hoheitliche Kabcara«, verbesserte Farron mit hochrotem Kopf und stand ebenfalls auf. »Hoheitlicher Kabcar, Ihr müsst wissen, dass Betos zwölf und Ketos einhundertdreiundsechzig Abweichungen in ihrer letzten Konstellation von mehr als einem viertel Grad hatten.«
»Eurem Gesicht und Tonfall nach zu urteilen muss das ja ein äußerst gravierendes Ereignis sein«, meinte der Konsultant, der seine Belustigung über die beiden Gelehrten nicht verbarg. »Es klingt schon
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