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Die Magie Des Herrschers

Die Magie Des Herrschers

Titel: Die Magie Des Herrschers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einmal zu viel mit dem Kopf voraus vom Pferd gefallen. Er legte einen Arm unter seinen Haarschopf und schaute zum Stoffdach. Wozu sich mit Schwertern abplagen, wenn die Zukunft den Büchsen und Pistolen gehört? Ihr seid veraltet und sterbt aus. Aber vielleicht kann ich tatsächlich noch etwas von euch lernen.
    Seine Gedanken schweiften zu seiner Mutter nach Ulsar. Wie sie wohl meinen ›Tod‹ verkraftet? Oder hat sie sich für ihren Sohn geschämt und ist glücklich, dass diese Last von ihr genommen wurde?
    Dann sah er das liebliche Antlitz von Zvatochna vor sich. Eilig tastete er in seine Hosentasche und fand das Amulett, das er sich mehr oder weniger unabsichtlich angeeignet hatte. Zufrieden grinste er; seine Beute war ihm nicht abgenommen worden.
    Die Vorstellung, dass er eines Tages als Ritter in schimmernder Rüstung vor sich hin reiten und ihr lachend das Kleinod als Zeichen seines Triumphes unter die Nase halten würde, gefiel ihm.
    Und dann werde ich einfach wieder davongaloppieren. Seine Finger schlossen sich um das kühle Metall des Schmuckstücks. Das hier bekommst du nicht mehr wieder, Tadca. Es sei denn, du holst es dir.
    Großreich Tarpol, Königreich Barkis
    (ehemals Tûris),
    Verbotene Stadt, Frühherbst 458 n. S.

    I ch finde es wenig vertrauensfördernd, wenn wir unsere Stadt weiterhin als ›Verbotene Stadt‹ bezeichnen«, gab Pashtak in der Versammlung zu bedenken. »Sie ist nun mal eben nicht mehr verboten.«
    »Aber die Menschen selbst nennen sie doch so«, hielt Kiìgass dagegen. »Und der Name erinnert daran, wie sie uns verfolgten, bevor der Kabcar uns gleichstellte.«
    »Dann sollten wir den Namen daran anlehnen«, schlug der Inquisitor vor. »Wie wäre es mit Stadt der Zuflucht, der Hoffnung, des Neubeginns, der Gemeinschaft?«
    Die Versammlung schwieg. Jeder der Anwesenden brütete über einen passenden Namen nach, wobei das Problem darin bestand, dass die verschiedenen Gruppierungen jede für sich bereits eine Bezeichnung gefunden hatten. Doch es musste endlich ein Name her, mit dem auch die anderen Bewohner des Reiches etwas anfangen konnten.
    In der Stille schweifte Pashtak gedanklich zu seiner eigentlichen Aufgabe. Erstaunlicherweise hatte sich der Mörder, den er im Auftrag der Versammlung stellen sollte, in den letzten Monaten bedeckt gehalten.
    Nicht, dass er diesen Umstand bedauern würde. Weniger Tote bedeuteten weniger Gerede bei den Nackthäuten. Aber so konnte er den Verantwortlichen unmöglich fassen.
    Schuld gab der Inquisitor allein den anderen Mitgliedern des Gremiums, die entgegen seiner Bitte die Ernennung nicht geheim gehalten hatten. Die Nachforschungen gestalteten sich für ihn dadurch wesentlich schwieriger, der Übeltäter war gewarnt. Bei seinem nächsten Verbrechen würde er vorsichtiger zu Werke gehen, schlimmstenfalls verwischte er nachträglich verräterische Spuren.
    »Wie wäre es mit Ammtára?«, warf Lakastre leise ein. »Es bedeutet ›Freundschaft‹.«
    »In welcher Sprache?«, fragte einer aus der Versammlung erstaunt nach. »Und wer garantiert uns, dass es auch wirklich diese Bedeutung hat?«
    Pashtak beobachtete die schwarzhaarige Frau in der weiten, sandfarbenen Robe genau. Sie war wie immer freundlich, besonnen und höflich. Nichts verriet die zweite Natur, die in ihr wohnte und die anscheinend nur er kannte. Insgeheim zweifelte er daran, dass selbst Boktor als ihr langjähriger Gatte diese Seite an ihr jemals zu Gesicht bekommen hatte.
    »Ich garantiere es dir«, gab sie friedlich zurück. »Ich habe die alten Sprachen studiert, die vor dem einheitlichen Ulldart von den Menschen gesprochen wurden. Es ist ein Dialekt aus dem südlichen Kontinent, datiert auf das Jahr 60 nach Sinured. Ich kann dir die Aufzeichnungen gern zeigen, wenn du darauf bestehst.«
    »Aber ich bitte dich, Lakastre«, kam ihr eine Nackthaut zu Hilfe. »Wir glauben dir.«
    Leconuc nickte. »Es ist ein klangvoller Name, dem ich nicht widersprechen kann.«
    Kein Wunder, so wie du nach Paarungsbereitschaft duftest. Pashtak musste grinsen und zeigte die spitzen Zähne.
    »Wenn es keine Einwände dagegen gibt, lasse ich die Bezeichnung gleich verbreiten«, beschloss der Vorsitzende und richtete die Augen auf den Inquisitor. »Gibt es etwas von unserem Mörder? Ich habe gehört, du verbringst viel Zeit in unserer neuen Bibliothek?«
    Pashtak seufzte laut auf und erhob sich von seinem Stuhl. Er spürte sehr wohl, dass Boktors Witwe plötzlich stocksteif und aufmerksamer an ihrem

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